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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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Hand den Himmelsglobus hielt und in der anderen einen Zeigestab. { * }
    Weit über dem Tempel hatte sich ein großes und an den Rändern funkelndes Oval gebildet, in dessen Innerem eine türkisfarbene Null leuchtete: Während der Vorstellung würden sowohl das Musengremium als auch der Computer ständig Bewertungen der Inszenierung vornehmen und sie öffentlich zeigen.
    Ugo Crystal saß in einer Sänfte, die von zwei weißen Flügelpferden – mit Mikrogravitatoren ausgerüstete Simulacren – über die Städte des Habitats gezogen wurde. Er hielt auf eine große Plattform zu, und die beiden Stasiskäfige folgten ihm. Curcun rührte sich nur noch selten, und seine Haut hatte eine aschfahle Tönung angenommen. Seine Agonie war eine ständige mentale Begleiterin Djamenahs.
    Wieder verdrängte Djamenah alle Gedanken an ihn und konzentrierte sich allein auf den Aktionskünstler, der nun die Plattform erreicht hatte, aus der Sänfte stieg und die beiden Flügelpferde mit einem großmütigen Wink davonschickte. Kurz darauf landeten auch die Käfige. In den Ergwänden bildeten sich Strukturlücken, und eine schmerzhafte elektrische Entladung veranlaßte Djamenah dazu, in den energetischen Kerker Curcuns zu treten. Dort griff sie nach einer schlaffen Hautfalte des Mempars und zog den Parasiten in die Apparatur, die Crystal ihr in der Vorbereitungshalle gezeigt hatte.
    Sie machte einen vergleichsweise harmlosen Eindruck. Die Wände bestanden aus massivem Stahl, und nur die Frontfläche war durchsichtig. Djamenah sah sich mehrmals um, konnte aber keine unmittelbare Gefahr erkennen.
    Mobile Ergfeldprojektoren schwebten heran, während die ersten Klänge der Symphonie durch das Habitat hallten. Djamenah runzelte die Stirn und preßte sich die Hände an die Schläfen. Sie glaubte, die bombastische Melodie zu kennen, aber die Erinnerung war diffus und verschwommen. Irgendwo in ihrem Bewußtsein schienen sich sonderbare Nebelschwaden gebildet zu haben, die sich trotz angestrengter Bemühungen nicht auflösten.
    Die Projektoren ließen andere Plattformen aus stabilisierten Energiefeldern entstehen, und die Tänzer, Musikanten, Mimen und anderen Angehörigen des Ensembles bezogen Aufstellung. In den Straßen der Städte und auf den Dächern der Gebäude hatten sich Abertausende von Zuschauern versammelt. Das, was sich nun auf den Ergplattformen zutrug, wurde von automatischen Kameras aufgenommen und an riesenhafte, im Null-G-Zentrum des Habitats befindliche Holografiekuben übertragen. Jedes Detail war deutlich sichtbar.
    Ugo Crystal hob die Arme, und die Musik erstarb. »Wir alle lieben die Messianer. Sie sind Boten des Glücks und der Freude, und sie treten immer für das Gute ein ...« Er setzte seinen Vortrag fort, aber Djamenah hatte plötzlich Schwierigkeiten, seinen Worten zu folgen. Der auf ihrem Hirn lastende Druck verstärkte sich, und er ließ erst ein wenig nach, als der Aktionskünstler plötzlich schrie: »... aber einer von ihnen wurde getötet. Und dort steht die Mörderin!«
    UND DORT STEHT DIE MÖRDERIN! hallte es durch das Habitat.
    Es wurde dunkel in der Welt der Musen. Und irgendwo in der Schwärze leuchtete ein Licht auf und tanzte elegant über die Wasserkugeln im schwerkraftlosen Zentrum. Aus gewaltigen, in autarken Agravfeldern dahinschwebenden Lautsprechern flüsterten die ersten Melodien einer ein wenig abgeänderten Symphonie. Auf kleinen holografischen Podesten, die nun plötzlich von innen heraus zu glühen begannen, tanzten Männer, Frauen und einige Nonhumanoiden. Langsam hoben sie Arme und Beine, und ihre Bewegungen wirkten irgendwie quälend.
    »Krankheiten suchen die Bewohner Akashas heim«, donnerte die Stimme Ugo Crystals. »Es ist die Pestilenz der Neuzeit ...«
    Die Fokusstrahlen von Projektoren formten Gesichter, die im ganzen Habitat zu sehen waren, entstellte Fratzen, zerfressen von eiternden Geschwüren. Die Musik war düster, wie ein Abgesang auf das Ende der Zeit. In dreidimensionalen Darstellungen starben Kinder; Tyrannen schwangen ihre Geißeln, und Halbmenschen, Hybriden, Biotiker und Fremdwesen siechten angesichts der Unterdrückungsherrschaft von Diktatoren und neufaschistischen Regimen dahin.
    Produktionsanlagen und Überwachungscomputer wurden manipuliert, Reparateure korrumpiert, Kulturagenten bestochen, Hybridhäuser geschlossen ... Die Vorstellung wurde nicht nur von Musik untermalt, sondern auch von synthetischen Empathiesignalen, die Abscheu und Mitleid in den Zuschauern

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