Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha
Male, verfärbte sich aber nicht.
Das Spektakel dröhnte allmählich seinem Höhepunkt entgegen. Über dem Musentempel gleißte nun eine rote 60. Die Bewertung war zwar besser geworden, aber Crystal konnte damit noch immer nicht zufrieden sein. Er wandte sich der kleinen Kontrolleinheit vor ihm zu und führte einige Schaltungen aus.
Tanzgruppen sausten durch das Habitat, getragen von individuellen Ergfeldern. Die glockenhellen Stimmen nonhumanoider Sensitivsänger hallten durch die Enklave. Und die Hauptszene ...
Der Messianer sah ruhig und gelassen in das vor Wut und Haß verzerrte Gesicht der Mörderin – Djamenah erblickte sich selbst –, und die Klinge des Messers bohrte sich tief in seinen Hals. Während er zu Boden sank, blickten seine grauen Augen die Mörderin vorwurfsvoll an. Die holografische Darstellung Djamenahs aber warf den Kopf in den Nacken und lachte teuflisch. Mit einem weiten Sprung setzte sie über den Körper des Messianers hinweg, packte eine perlmuttene Schatulle, riß den Deckel auf und grub ihre Finger triumphierend in gelben Ciristaub.
Der symphonische Lärm nahm ein solches Ausmaß an, daß die Wände des Habitats zu erzittern schienen. Die gerade über den symbolischen Horizont gestiegene Sonne weinte blutige Tränen, und die Tänzer und Tänzerinnen wirbelten um die eigene Achse und warfen anklagend und in herzzerreißendem Kummer Arme, Tentakel und andere Gliedmaßen in die Luft. Kopulierende Paare stellten ihre rhythmischen Bewegungen ein, blickten ebenfalls in die Höhe und warteten offenbar auf irgend etwas. Inmitten der künstlichen Wolken formte sich das Gesicht des Messianers, und zwei Lichtstrahlen ragten aus seinen grauen Augen. Sie wuchsen zu einem Balken aus rotem Glanz zusammen, der wie suchend hin und her tastete und sich schließlich auf den Kasten richtete, in dem Djamenah gefangen war.
»Und dort ist sie!« rief Ugo Crystal bedeutungsschwanger. »Die Frevlerin, die sich einer blasphemischen Untat schuldig machte. Die Buße, die sie ablegen muß, kann nur ihr eigener Tod sein.«
Die Bewertung war inzwischen auf eine grüne 52 abgesunken, und der Aktionskünstler wurde sichtlich unruhiger. Seine Inszenierung brachte ihm nicht annähernd den Erfolg ein, den er sich erhofft hatte.
Wieder setzte die Musik ein, und diesmal war der Rhythmus schneller. Über Djamenah knirschte etwas. Sie hob den Kopf.
Die Decke des Kastens setzte sich in Bewegung und glitt langsam herab. Noch immer lastete der schmerzhafte Druck auf Djamenahs Bewußtsein, aber jetzt konnte sie sich erinnern.
In der Vorbereitungshalle hatte sie sich für den Tod im Quetscher entschieden. Die stählerne ›Decke‹ dieser Apparatur mußte einige Tonnen schwer sein, und sie zermalmte alles, was sich im Innern des Kastens befand. Djamenah brach der Schweiß aus. Sie verstärkte die Konzentration und beschränkte ihr optisches Universum allein auf die geckenhaft herausgeputzte Gestalt Crystals. Ihre empathischen Ch'i-Signale flüsterten an der Peripherie seines Bewußtseins und versuchten, eine ganz bestimmte Vorstellung in ihm zu wecken.
Gibst du noch immer nicht auf, Djamenah? raunte eine mentale Stimme. Es hat doch keinen Sinn mehr. Du wirst sterben, wenn du mir nicht antwortest. Kurzes Zögern. Ich habe Ciri, Djamenah. Und du brauchst die Droge, nicht wahr? Sicher haben bereits die Entzugserscheinungen eingesetzt. Ich kann dir helfen. Aber erst mußt du mir antworten: Wohin sind die Messianer verschwunden?
Über dem Musencomputer leuchtete eine türkisfarbene und regelrecht niederschmetternde 39. Ugo Crystal krümmte sich zusammen, als habe er einen Schlag in die Magengrube erhalten.
Die stählerne Decke bewegte sich noch immer. Djamenah war gezwungen, in die Knie zu gehen, und sie wandte den Blick nicht von dem Aktionskünstler ab. Der sensibilisierte Biotiker zuckte immer heftiger, und erste purpurne Farbflecken bildeten sich auf seiner Haut.
Schlagartig veränderte sich die Darstellung in dem größten Projektionsfeld. Das Gesicht des Messianers verschwand und wich einem Symbol: einem siebenzackigen Stern, einem Blitz, einem Kreis, aus dem sieben Flammen wuchsen.
Der deformierte Geist des Mörders erschrak, und plötzlich ließ der auf dem Hirn Djamenahs lastende Druck nach.
Der sich herabsenkende Stahl zwang sie dazu, ganz zu Boden zu gehen. Der Riß in der mentalen Mauer Crystals verbreiterte sich, während der Mörder damit beschäftigt war, mit seiner Verblüffung fertig zu werden, und
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