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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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nächsten Baum im Moos zwischen den knorrigen Wurzeln niederließ.
    Zeit. So lautet der Name ihres Bedrängers: Zeit.
    Sie entsann sich der Totemsäulen. In diesem Habitat { * } war sie vor vielen Jahrzehnten schon einmal gewesen. Hier hatte sie für ihre Fähigkeiten keinerlei Anwendungsmöglichkeiten entdeckt. Der Snobismus einer in Traditionen erstarrten Kultur von Gourmets hatte gegen ihre Angebote – Liebe und Harmonie – eine undurchdringliche Barriere der Indifferenz abgegeben.
    Jede Totemsäule verkörperte eine Zusammenfassung der Geschichte eines der hier ansässigen Gründer-Clans; allerdings blieb diese »Geschichte« beschränkt auf kulinarische Leistungen und Errungenschaften.
    Liebe und Harmonie. Djamenah lächelte bitter. Eine Ahnung kam in ihr auf, wie schwierig es für Sterbliche sein mußte, nach solchen Prinzipien zu leben. Offenbar ließ begrenzte Lebenszeit sich nie völlig von der Furcht vor dem Zukurzkommen, vor dem Unerfülltbleiben des Daseins trennen, und aus diesem Dilemma entstanden Selbstsucht und Rücksichtslosigkeit.
    Sie konnte es an sich selbst beobachten. Seit dem Entzug des Ciri zersetzte sich ihr Gleichmut; ihr innerer Friede zerfaserte in Affekte, und indem die eigene, inwendige Harmonie schwand, nahm auch ihre Gabe ab, Harmonie zu verbreiten. Das plötzlich dringend gewordene Interesse an der Selbsterhaltung schob das mit ihrem Auftrag verbundene Pflichtbewußtsein immer stärker in den Hintergrund.
    Laß dich durch nichts von deinem Weg abbringen.
    Aber welchen Weg sollte sie in der so drastisch veränderten Situation nehmen? Mußte sie ihre Aufgabe darin sehen, um jeden Preis weiterhin Liebe und Harmonie zu fördern, auch wenn ihr dafür nur noch wenig Zeit zur Verfügung stand, der Preis eine solche Zumutung war wie die Aussicht baldigen Todes?
    Manchmal neigte sie zu dieser Auffassung. Dann wieder schien ihr die andere Schlußfolgerung einleuchtender: Daß sie versuchen mußte, ihr Leben zu retten, ihre Unsterblichkeit zu bewahren, selbst wenn sie zu diesem Zweck vorübergehend gegen die Grundsätze von Liebe und Harmonie verstieß – um die unvorhergesehene, unerwünschte Endlichkeit ihres positiven Wirkens aufzuheben und es anschließend wieder ohne Zeitbegrenzung fortsetzen zu können. Bisweilen wußte sie nicht, an was sie sich halten sollte.
    Alles hing davon ab, ob sie herausfinden konnte, was hinter all diesen unheimlichen, gespenstischen Vorgängen steckte – den Morden an Messianern (angesichts ihrer Quasi-Allmacht beinahe ein Paradoxon!), ihrem Verschwinden. Doch es gab Anlaß, zu bezweifeln, daß der Mörder, selbst wenn sie seiner habhaft werden konnte, ihr zu Aufschlüssen verhalf.
    Wohin sind die Messianer verschwunden? hatte der Mörder während des kurzen PSI-Kontakts im Musenhabitat gefragt. Folglich hatte er selbst keine Kenntnis von ihrem Verbleib.
    Doch er war der einzige Anhaltspunkt, den sie sah, die eine Gelegenheit, an die sich die Möglichkeit aussichtsreicher weiterer Nachforschungen knüpfte. Sie mußte ihn zu fassen bekommen.
    Laß dich durch nichts von deinem Weg abbringen.
    Sie beschloß, den ungewohnten Fußmarsch wieder aufzunehmen. Müdigkeit gehörte zu der Vielfalt an Vorwänden und Ausflüchten, mit denen man sich in Momenten der Überforderung zu bequemer Untätigkeit verleitete. Aber ihre Glieder fühlten sich schwer und verspannt an, als sie sich aufrichtete, und sie verwendete einige Minuten darauf, Gewebe und Muskeln ihres Körpers mit autogener Wärme zu erfüllen.
    Erst als ihr frischer und gekräftigter zumute war, zog sie von neuem die ausgedehnte, gerade Allee entlang, die sich voraus nach oben erstreckte, durch die Konkavwölbung des Habitats verlief, als münde sie irgendwann in die Glut der Ergsonne.
    An jedem beliebigen Standort konnte man meinen, an der Innenwand einer gigantischen Kugel zu stehen; aber in keiner Phase der Fortbewegung machte sich Steigung oder Gefälle bemerkbar.
    Djamenah war nur wenige Dutzend Meter gegangen, da vernahm sie hinter sich ein entferntes Pfeifen, das rasch an Lautstärke gewann. Sie drehte sich um. Aus der Richtung, aus der sie selbst kam, schwirrte auf der Allee, als sause es von der Höhe einer durchhängenden Rampe herunter, ein Objekt heran. Es glitzerte rötlich im orangefarbenen Spätnachmittagsmodus der Ergsonne. Ein Fahrzeug. Djamenah wartete, schaute ihm entgegen.
    Einige Augenblicke später stoppte zum Heulen seiner zwecks Abbremsung gegengepolten Turbinen ein flacher, extrem

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