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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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ab, in der bereits zahlreiche ähnliche Fahrzeuge standen. »Wir sind da«, sagte Firmin. Er betrachtete sie aufmerksam.
    Hastig sprang Djamenah aus dem Schalensitz, sobald der Turbogleiter sich sachte auf die Kufen senkte und das Winseln seiner Turbinen verstummte. Kulinaris lag nah. Der Tod war nah.
    Djamenah verließ so übereilt die Kabine, daß sie fast die Fußleiste hinabschlitterte. Das intensivierte Vibrieren des Egoscanners flößte ihr ungestümen Tätigkeitsdrang ein.
    Der Mörder war nah. Und mit ihm Hoffnung.
     
    Zwischen den Eingangskolonnaden des Hauptgebäudes befand sich Djamenah wieder im Vollbesitz ihrer Selbstbeherrschung. Sie lauschte Firmins Geplauder, ohne sich etwas von ihrer inneren Gespanntheit anmerken zu lassen. Eine breite Bandpiste hatte beide – dazu eine kleine Anzahl anderer Nachzügler – binnen kurzem zu dem umfangreichen, verschachtelten Komplex mit halbzylindrischen Kuppeldächern überwölbter Scheibenhäuser befördert.
    Kulinaris erwies sich als keine richtige Ortschaft, sondern eine Art Tempelstadt, als Inkarnation aller Träume der Glasarchitektur, Synthese aus der Funktionalität strenger Geometrisierung und den Symbolismen ästhetisierter kosmischer Mystik. Alles zeichnete sich durch Transparenz oder Halbdurchsichtigkeit, Lichtfülle oder Polarisation aus. Die lauen Schatten im Vorhof taten wohl, und das kaum vernehmliche Säuseln des Wassers, das in den Hohlkörpern der Säulen aufwärtsschwoll und an den Außenflächen herabrieselte, übte eine beruhigende Wirkung aus.
    Unter günstigeren Umständen hätte die Anlage in Djamenah Behagen ausgelöst. Aber sie war nicht zum Vergnügen hier. In ihrer Wachsamkeit und der Anspannung ihrer Sinne nahm sie den Reiz dieser ungewöhnlichen Stätte nur am Rande wahr.
    »Du gefällst mir, Djamenah.« Firmin lächelte ihr zu. »Woher kommst du? Bist du aus einem bestimmten Grund im ›Paradies‹?«
    »Ich stamme aus dem Habitat der Metamathematiker«, erteilte sie ihm zerstreut wahrheitsgemäße Auskunft. »Ich habe mich abgesetzt, sobald ich mündig geworden war, dort ist man besessen von den Systemen der Logik. Sämtliches Interesse richtet sich darauf, das Universum in Formeln und Kategorien zu pressen, als könnte man die Realität so zurechtbiegen.« Sie verschwieg, daß man sie jahrelang wie eine Geächtete behandelt hatte. »Seitdem bereise ich das Kosmotop, bin mal da, mal dort.« Sie bemühte sich beiläufig, sich ein wenig auf Firmins Schlichtmütigkeit einzustellen. Empathisch spürte sie in seinem Innern Schwären der Vereinsamung. Was mochte mit ihm los sein? »So vagabundiere ich von Enklave zu Enklave.« Überall unerwünscht, außer bei den Schwachen, den Kranken, Elenden. Den Unterdrückten. Den Non-Privilegierten. »Das ist ein abwechslungsreicheres Leben als das Spintisieren an Computern.«
    »Kann ich mir vorstellen.« Firmin lachte. Er nickte nachdrücklich. Mit einer Scheu, die zu seiner betonten Burschikosität einen seltsamen Gegensatz abgab, faßte er Djamenah an der Hand, während sie die von Filtereffekten gedämpfte Helligkeit eines hohen, gläsernen Verbindungsgangs durchmaßen. »Irgendwann habe ich mal was über die Metamathematiker gehört, aber ich hab's vergessen.«
    »Ich habe sie ...« – es wunderte Djamenah, wie sehr ihr diese Einlassung aus ganzem Herzen drang – »... auch so gut wie vergessen.« Als wäre dies ein Anlaß zur Erleichterung. Jahrhunderte waren seither verstrichen.
    Sein wie ein Tropfen Tau. Doch ihre Frist drohte abzulaufen.
    Sanfte Klingklang- und Klimpermusik tönte ihnen durch den mittels Mattierung vom übrigen Glas abgehobenen Kleeblattbogen-Zugang eines Saals entgegen. Knapp über Djamenahs Bauchnabel vibrierte der Egoscanner wie ein zweckentfremdetes Masturbationsgerät.
    Beim Betreten des Saals überfielen die ersten Eindrücke sie wie ein krasser Temperatursturz, frappierten sie für den Moment. Filigrane, Eisblumen gleiche Ornamente an den Wänden verliehen dem quadratischen Raum, riesig, opaleszent, umgeben von mattierten Bogengängen, die unterkühlte Atmosphäre eines gewaltigen Aquariums. Unter freiem Himmel – das gläserne Tonnengewölbe des Dachs war aufgeschoben worden – stand ein Geviert von Tafeln aus weißlichem Marmor, die über integrierte Punktbeleuchtung verfügten. Die Kahlheit und Sachlichkeit wirkte unüberbietbar, grenzte in ihrer Blässe an die Kargheit einer Gruft.
    Djamenah vermißte buchstäblich alles, was man nach ihrem Empfinden für

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