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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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leid, Curcun«, flüsterte sie. »So schrecklich leid.« Sie ließ einen empathischen Verbindungsstrang zwischen ihrem Bewußtsein und dem Geist des Mempars entstehen, und diffuse Erinnerungsbilder trieben ihr entgegen: die wie von einem holografischen Spiegel hervorgerufene Projektion einer ruhigen und ausgeglichenen Djamenah, die nicht nur das Leiden Curcuns eindämmte, sondern sich auch mit ganzer Kraft ihrer Aufgabe widmete, den Völkern Akashas einen Begriff von Liebe und Harmonie zu vermitteln. Plötzlich erschien ihr diese andere Djamenah wie ein Phantom aus fernster Vergangenheit, wie eine Person, die sie nicht kannte und mit der sie kaum etwas gemeinsam hatte. In der sich zerfransenden Seele des memorialen Parasiten drifteten Wunschvorstellungen und fremde Träume umher, und während das Licht seines Bewußtseins nach und nach verblaßte, fühlte er sich zurückgekehrt an den Ort seiner Entstehung – in das Habitat, das er so lange gesucht hatte.
    Djamenah konnte ihm nicht helfen.
    Noch eine ganze Weile hockte sie neben der Leiche Curcuns, dann erhob sie sich, verließ die Gemächer des im Nebenzimmer ekstatisch stöhnenden Ugo Crystal und machte sich auf den Weg zu dem Gravitationsschacht, der im Zentrum der Enklave ins Transitmodul führte.

7. Kapitel
     
    Das Fest des Hl. Lukullus
     
     
    Djamenah folgte dem schnurgeraden Verlauf der Straße, die auf einen Komplex überkuppelter Gebäude zuführte – er glich am ehesten einer Ansammlung riesiger Gewächshäuser –, mit der Ausdauer ihres neuen Zielbewußtseins.
    Der Egoscanner diente ihr als Kompaß. Ganz allmähliches Anschwellen der subliminalen Vibrationen des Geräts wiesen ihr unfehlbar den Weg. Dank ihrer ausgeprägten empathischen Empfänglichkeit orientierte sie sich an den feinen Signalen so sicher, als wäre die lange, lange Allee statt mit wechselweise angeordneten Bäumen und Totemsäulen mit eindeutigen Schildern gesäumt.
    Der Tod des Mempars, der sie lange begleitet hatte, hinterließ in Djamenah ein Gefühl der Ausgehöhltheit, das dumpfe Weh eines unausgleichbaren Verlustes, rief ihr die unangenehme Tatsache in Erinnerung, daß jeder Tod das Verschwinden von Einmaligem bedeutete. Und nun sollte sie selbst davon nicht mehr ausgenommen sein? Daran konnte sie nicht glauben. Willentlich versteifte sie sich auf die Überzeugung, daß sie sich damit nicht abzufinden bräuchte, daß sie, solange sie lebte, die Chance hätte, den verhängnisvollen Rückfall in die Sterblichkeit rückgängig zu machen.
    Sie mußte den Mörder finden, das Ciri an sich bringen, das er geraubt hatte, und durch ihn den Verbleib der Messianer erfahren: und zwar rechtzeitig, bevor das Wiedereinsetzen der Alterungsprozesse sich so beschleunigte, daß es unwiderruflichen Charakter annahm. Sie stand unter Zeitdruck.
    Zeit.
    Der Begriff begann in ihren Gedanken zu kreisen wie ein Anzeichen einer allgegenwärtigen Gefahr, eine Drohung, die stets wiederkehrte, ein Komet des Unheils im Inneren Raum ihres Bewußtseins. Während der Jahrhunderte ihrer Immortalität war Zeit für sie ein Ausdruck ohne Inhalt gewesen. Freilich hatte sie nicht die Vergänglichkeit des Bestehenden übersehen können, wie sie sich in allem manifestierte, das sie kennenlernte, sie in sämtlichen Habitaten umgab, die sie aufsuchte, in den Intelligenzen wohnte, denen sie begegnete, den Dingen immanent war wie die Programmierung eines Schlußpunkts. Aber sie hatte es sich angewöhnt, das Vergängliche als eine Eigenschaft ihres Aktionsfeldes zu betrachten, eine Komponente der allgemeinen, unendlich langsamen Entropie des Universums, ohne Belang für die normalen Maßstäbe des Denkens und Handelns.
    Doch jetzt hatte die grausame Banalität der Sterblichkeit sie eingeholt, war die triviale Gesetzmäßigkeit begrenzter Lebenszeit zu ihr zurückgekehrt; ein als abstrakt angesehenes Phänomen hatte von neuem den Status eines unausweichlichen, konkreten Faktums angenommen. Ihre Zeit lief erneut ab, war zu einer Frist geschrumpft, deren Spanne sie nicht kannte.
    Die grauen Platten aus Preßmasse, die das Pflaster der Allee bildeten, hatten Djamenahs Füße ermüdet, und sie schlenderte beiseite, setzte sich mit dem Rücken an eine steinerne, etwa zwölf Meter hohe Totemsäule. Die rundlichen, bauchigen Hochreliefs und Symbole jedoch drückten hart wie die Fäuste eines unbarmherzigen Bedrängers gegen ihre Schulterblätter, so daß sie gleich wieder aufstand, noch ein paar Schritte tat und sich am

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