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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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stromlinienförmiger Turbogleiter vor Djamenah. Schrammen, Kratzer und Schmarren verunstalteten das Rauchblau der Karosserie, aber technisch war das Gefährt anscheinend intakt. Ohne längeres Zögern erklomm Djamenah die gerippte Fußleiste und stieg in die offene Kabine.
    Hinter dem arretierten Lenkrad – momentan steuerte der Autopilot das Fahrzeug – saß ein junger Mann und musterte Djamenah mit der unbefangenen Neugier eines kindlichen Gemüts. »Du bist ganz schön mutig«, rief er ins Aufjaulen der Turbinen, als der Gleiter anfuhr, dann zügig beschleunigte. »Ich bin der kühnste Steilwandfahrer in allen Habitaten mit Individualverkehr.«
    Während sie auf das unterschwellige Vibrieren des Egoscanners achtete, den sie unter der cremefarbenen Bluse auf der bloßen Haut mittrug, rang sich Djamenah ein Lächeln ab. Doch die Schwingungen des Geräts hatten sich nicht geändert. Eine so sympathische Naivität hätte dem Mörder gut als Tarnung dienen können, aber dieser Junge war nicht derjenige, den sie suchte.
    Mißtrauen , konstatierte ihre allzeit wachsame Veranlagung zur Selbstbeobachtung. Argwohn . Negative Instinkte, die in ihr nun wiederkehrten wie ausgerottet geglaubte Krankheiten. Ich muß dagegen ankämpfen. Für Veränderungen zum Negativen gibt es keine Rechtfertigung.
    Das Jaulen der Turbinen sank zu einem gleichmäßigen, gedämpften Pfeifen herab. Djamenah blickte den Gleiterfahrer an. »Ich unterstelle, du hast das Gehen schon gelernt, wenn du jetzt zu fliegen versuchst.«
    Der Junge lachte. »Du hast aber 'n seltsamen Humor.« Befremdet schüttelte er den Kopf. »Ich heiße Firmin DelaRiche. Willst du auch zum Fest?«
    »Welchem Fest?« Djamenahs Bedarf an Festivitäten war vorerst gedeckt. Sie bemühte sich um eine gefaßte Miene. Statt der Straße, der Bäume und Totemsäulen, der grünen, nur dünn mit Pueblobauten besiedelten Landschaft, die beiderseits vorüberzuflitzen schienen, sah sie vor sich wieder Curcun, wie er im Stasiskäfig mit dem Tode rang.
    »Das Fest des Heiligen Lukullus.« Firmins Blick streifte das Chrono zwischen den Armaturen. Lässig strich er sich durch das kurze, blonde, vom Fahrtwind gezauste Haar. »Wir sind spät dran. Hast du in Kulinaris 'n Rendezvous? Sonst kannst du mich als Gast aufs Fest begleiten, wenn du möchtest.«
    Ihre empathische Rezeptivität bestätigte Djamenahs anfänglichen Eindruck. Bei Firmin handelte es sich um einen harmlosen, gutmütigen Burschen, dessen jugendliche Forschheit ein beträchtliches Maß an Unsicherheit tarnte. Und unter seiner vordergründigen Oberflächlichkeit und Einfältigkeit (oder Unerfahrenheit) belastete wie ein finsterer Flöz irgendein Kummer sein Innenleben.
    »Gern.« Sie nickte. Lust verspürte sie keine; allerdings hatte sie schlichtweg Hunger, der sich nicht länger mißachten ließ, und zudem bestand eine gewisse Wahrscheinlichkeit, daß auch der Mörder an dem Fest teilnahm. »Ist das so was wie ein Bankett?«
    Sie befand sich auf seiner Fährte; soviel wußte sie sicher. Innerhalb der vergangenen vier Standardtage war das Transittor im Musenhabitat nur einmal benutzt worden, und sie hatte den dortigen Transfercomputer auf die Zielkoordinaten des Habitats Lukullisches Paradies justiert vorgefunden. Die Gleichmäßigkeit der Egoscanner-Vibrationen gestattete die Schlußfolgerung, daß der Gesuchte sich noch in der Enklave der Gourmets aufhielt. Wieder war keine automatische Rejustierung erfolgt.
    Er will gar nicht, daß ich den Anschluß verliere, überlegte Djamenah. Treibt er mit mir ein Spiel? Und falls ja, zu welchem Zweck? Ein Versteckspiel. So könnte es sein. Aber weshalb?
    »Oh, es ist kein gewöhnliches Bankett, o nein, vielmehr ist es ein Festival der Gaumenfreuden, der kulinarischen Genüsse.« Sogleich geriet Firmin ins Schwärmen, sein schmales, etwas kantiges, gutaussehendes Gesicht verzog sich zu einem leicht blöden Ausdruck der Verklärtheit. »Es findet jeden Monat statt, jeweils drei Tage lang. Heute abend sind die Eröffnungsfeierlichkeiten, in deren Rahmen neue Delikatessen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. So ähnlich wie die Vorstellung neuer Kollektionen in der Mode.« Er zwinkerte Djamenah zu.
    Als sähe ich wie jemand aus , dachte sie, der sich für Fashion interessiert. Fast fühlte sie sich gekränkt.
    »Ach so.«
    »Morgen werden die ersten zwölf Gänge serviert, neun Entrees und drei Entremets.« In erwartungsvoller Vorfreude schmatzte Firmin einige Male.

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