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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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eine Festlichkeit brauchte. Sogar die Musik gemahnte bestenfalls an ein Krematorium.
    Firmin zog sie hinein, führte sie im Saal nach rechts und zu unbesetzten Plätzen an der Außenseite des Gevierts. Ihr gemeinsames Auftreten gab Anlaß zu Getuschel und Geflüster. Doch offenbar bekam Firmin es nicht mit. Er mußte ziemlich introvertiert sein, ein Träumer oder Phantast, dachte sich Djamenah, andernfalls hätte er ihr als angeblicher Kosmotoptrotterin wohl ein paar Fragen mehr gestellt.
    »Du hast die Eröffnungsrede versäumt, Firmin«, sagte ein stiernackiger greiser Glatzkopf. Zwischen ihm und dem Jungen entspann sich ein Gespräch, dem Djamenah keine Beachtung schenkte. Ihr Blick schweifte durch den Saal. Die Mehrheit der Menschen unter den Anwesenden war höheren Alters, saß in aller Arroganz und Blasiertheit von Götzen da, übte sich im Imitieren von Würde; auch die Jüngeren erweckten einen derartigen Anschein von Verknöcherung und Narzißmus, als könnten sie es kaum noch erwarten, endlich in die geistige Zwielichtzone der Verkalkung und des Dummstolzes entdösen zu dürfen, die allzu häufig als Begleiterscheinung des Greisentums auftrat.
    Eine Anzahl Hybriden, Hermahumanoide sowie Nonhumanoide und andere Aliens legte, soweit Physiognomie, Mimik und Körpersprache es ersehen ließen, ein ähnliches Gebaren gelangweilter Aufgeblasenheit an den Tag. Dazwischen hockten in xenoökologischen Hermetikanzügen oder Mikrobiotopkapseln ein paar unkenntliche Gestalten. Sie glichen Statuen, altmodischen Robotern, Apparaten: Sensoren blinkten, Kältedampf stieg von Isolierhüllen auf, Ansaugstutzen und Ventile fauchten.
    Nervös wand sich Djamenah auf dem unbequemen marmornen Lehnstuhl. Die intensiven Signale des Egoscanners gewährten ihr keine Ruhe. Ob der Mörder hier im Saal ist? Etwas berührte ihren Ellbogen. Djamenah zuckte zusammen, drehte ruckartig den Kopf. Sie schaute in Firmins Gesicht.
    »Ich habe dich gefragt, ob du länger im ›Paradies‹ bleiben möchtest. Mein Vater ...« – Firmins Daumen deutete auf den Glatzkopf, der rechts neben ihm saß – »... würde dir Quartier geben. Wir wohnen allein in einem großen Pueblo mit vielen Zimmern.«
    Fast flehentlich sah er sie an, und seine Augen brachten mehr zum Ausdruck, als Djamenah in der gegenwärtigen Situation verkraften konnte: Sehnsucht nach Verständnis, Bedürfnis nach Vertraulichkeit und Einvernehmen, Notstand an Zärtlichkeit, Mangel an Zuwendung.
    »Ich ... ich weiß nicht.« Sie zögerte. Firmin war ihr sympathisch. Spontan legte sie eine Hand auf seinen Unterarm. »Ich hätte nichts dagegen, aber ...«
    Wie sollte sie ihm all das erklären, wovon abhing, ob sie verweilen durfte? Dieses Spiel war vom Mörder programmiert worden, und bis jetzt hatte sie nur die Möglichkeit, auf seine Züge zu reagieren. Vorläufig fehlte es ihr an Einfluß auf die Bedingungen des heimlichen Duells. Aber Firmin brauchte sie; das stand außer Zweifel. Liebe und Harmonie. Er benötigte beides dringlich. Seine Einsamkeit mußte ihn langfristig so unabwendbar zugrunde richten, als litte er an Anämie. »Bitte nimm's mir nicht übel, wenn ich dich vorerst mit einem Vielleicht vertröste.« Sie widmete ihm ein Lächeln der Zuneigung. Zzz-zzz-zzz machte lautlos der Egoscanner. »Es gibt da einige Dinge, mit denen ich erst einmal ins reine kommen muß.«
    An Firmin vorbei warf sein Vater ihr einen verschleierten, gefühllosen Blick zu, der auf sie nicht anders wirkte, als ätze schlagartig ein Firnis von Frost ihr den Rücken. »Wir könnten hier junges Fleisch Ihrer Sorte vertragen«, sagte er, als dächte er über eine neue Pastete nach. »Wie Sie sehen ...« – fahrig beschrieb seine Linke einen Halbkreis –, »... haben wir hier das Problem der Überfremdung.« Er stieß einen Knurrlaut der Verachtung aus. »Bei diesem Abschaum aus den Xeno-Habitaten weiß man nie, ob er überhaupt genetisch einwandfrei ist.«
    Djamenahs Empathie übermittelte ihr vom Alten Emanationen der Unnachsichtigkeit, Monomanie, Dumpfheit und Gemütskälte, die mit seiner Vierschrötigkeit und Grobheit gänzlich in Einklang standen. Ein solcher Vater mußte eine der Ursachen für Firmins Zustand des Unglücks sein. In ihrem Heimathabitat hatte sie sich mit der gleichen grobschlächtigen Verständnislosigkeit auseinandersetzen müssen.
    Mit einem Mal empfand sie ein inniges Gefühl der Verwandschaftlichkeit mit Firmin. Der Junge verkörperte so etwas wie eine Version ihrer selbst,

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