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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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unmöglich war, den Gravitationsschacht noch in dieser »Nacht« zu erreichen, mußte sie aus dem Freien verschwunden sein, ehe die Ergsonne automatisch wieder auf volle Leistung schaltete.
    In diesem Habitat bevorzugten die Privilegierten die Haltung eigener Fahrzeuge, so daß es keine öffentlichen Servomobile gab. Deshalb blieb Djamenah nichts anderes übrig, als die nächste Dunkelphase abzuwarten und sich in deren Verlauf zum Transittor durchzuschlagen. Sie würde entweder vor oder nach dem Mörder dort eintreffen. Doch das spielte keine Rolle.
    Geraume Zeit später bemerkte sie hinter einer Hecke eine Anzahl Flachbauten, eindeutig keine Wohnhäuser, sondern irgendwelche Betriebsgebäude agronomischen Zwecks, aus dem gleichen Keramikmaterial errichtet wie die Pueblovillen der Gourmets, aber gänzlich in sachlicher Schlichtheit konstruiert.
    Die Hecke zu erklettern, bereitete ihr – abgesehen von einigem Stechen in den Gliedern – keine Schwierigkeiten. Von der Hecke konnte sie direkt auf ein Flachdach steigen. Innerhalb des von der Hecke umschlossenen Gebietes gediehen, soweit Djamenah zu blicken vermochte, niedrige Gewächse, vermutlich irgendeine Sorte Gemüse. Nichts rührte sich; nur leises Geglucker der Bewässerung ließ sich hören.
    Djamenah ging davon aus, daß ein Sprung ihr unnötige, unverhältnismäßige Schmerzen verursachen müßte, deshalb zog sie es trotz der Umständlichkeit dieses Verfahrens vor, an der Seite des Gebäudes unter Ausnutzung einiger außen verlegter Röhren und Kabel hinabzuklimmen.
    Die Berührung einer Sensorfläche öffnete ihr die Schiebetür des Gebäudes. Das Innere umfaßte mehrere kleine Räume: Lager mit Werkzeugen, Geräten und geringen Beständen irgendwelcher Substanzen, ferner einen Waschraum für die paar Leute, derer es auf einer solchen, hauptsächlich von Droiden bearbeiteten Plantage bedurfte.
    Sie wagte es, einen Leuchtkörper anzuschalten. Der Blick in den Holospiegel erschütterte sie stärker und tiefer, als sie erwartet hatte. Sie erkannte sich selbst kaum wieder.
    Firmins Verhalten war noch nichts davon, daß sie ein ältliches Aussehen angenommen hätte, anzumerken gewesen. Die Veränderungen, die man jetzt feststellen konnte, mußten während der zwei Normstunden seit der Flucht aus Kulinaris mit nachgerade explosiver Spontaneität eingesetzt haben.
    Die Wangen, deutlich eingesunken, so daß die Backenknochen sich herb abzeichneten, entwickelten neben den Mundwinkeln Ansätze zu langen Falten; oberhalb der Nasenwurzel, rings um die Augen und am Hals hatte ein feines Gefältel sich auszubreiten begonnen, und die markante Furche in ihrer Stirn wirkte ganz so, als müsse sie unweigerlich mehr ihresgleichen nach sich ziehen. Djamenahs Lider hingen leicht herab, wie sie es bei sich noch nie gesehen hatte. Die schroffste Faltenbildung hatte auf ihrer Oberlippe angefangen. Deren Haut war so straff verspannt, daß man, schaute man genau hin, bereits die Umrisse der einzelnen Zähne sehen konnte. Ihr Mund war verdammt zum Schiefwerden.
    Djamenah löschte das Licht und tappte im Dunkeln aus dem Waschraum. Nebenan befand sich ein Pausenzimmer, möbliert mit einer Aquacouch, einem Tischchen, Sesseln und einer Robotbar.
    »Guten Abend, meine Dame«, begrüßte die Robotbar sie, durch ihr Eintreten prompt aktiviert. »Es ehrt mich, daß Sie zu so später Stunde noch den Weg zu mir gefunden haben. Was darf ich Ihnen aus meinem reichhaltigen Sortiment an Getränken und Zutaten für einen Drink mixen?«
    Djamenah gab keine Antwort. Sie sank auf die Aquacouch, viel zu ausgelaugt, um länger über ihr Spiegelbild schockiert zu sein. Müdigkeit pulste in ihrem Blut wie ein Sedativum; der Schlaf kam mit einem schweren Mantel, breitete ihn über sie, und sie streckte die Glieder, als wäre diese Willigkeit schon die Kapitulation vor dem Tod. Es sind nicht die Äußerlichkeiten, die mich schrecken, versicherte sie sich, unmittelbar bevor ihre Benommenheit stufenlos in Schlummer mündete. Mir graut es, weil sie Vorboten meines möglichen Scheiterns sind. Das ist es. Sonst nichts.
     
    Irgendwann während ihres Erschöpfungsschlafs träumte Djamenah.
    Da war ein Meister, und sie seine Schülerin. Sie sollte Bogenschießen lernen. Den Bogen in der Rechten, zwei Pfeile in der Linken, trat sie an. »Nein«, sagte der Meister und nahm ihr einen Pfeil weg. »Hast du zwei Pfeile, wirst du den ersten sorglos verschießen. Es muß dir zur Gewohnheit werden, jeden Schuß so anzugehen,

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