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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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Gegensätze und Antagonismen aufeinanderprallen.«
    Er stand auf und schlenderte auf die weißliche Kugel zu, die ein paar Schritte weiter am Boden ruhte. Sie war das einzige Objekt in der Unterrichtskammer. »Das Grundübel der Gier ist Ursache all des Negativen, das du genannt hast. Doch Gier beruht auf Torheit, nicht auf Schlechtigkeit. Deshalb sollst du nicht verurteilen. Das Verurteilen bleibt politischen Statements vorbehalten. Ohnehin wirkt am eigenen Verderben, wer nach Bösem trachtet, und seine Taten führen unabwendbar zu seinem Untergang. Deine Aufgabe wird das Handeln sein.«
    »Auf welcher Grundlage? Dem Nichturteilen, Nichtbewerten?« Djamenahs Blick wechselte mehrmals zwischen der Kugel und dem Präzeptor.
    »Auf der Grundlage der Duldsamkeit und des Unterscheidens.«
    Bedächtig umrundete der Messianer die Kugel, betrachtete sie mit zur Seite geneigtem Kopf. Der Saum seines schlichten, hellen Gewandes schleifte am Fußboden. »Diktatoren und Profiteure begründen mit allem, was sie tun, ihr Verhängnis, und es ist die Mission der Ciristen, den Greueln der Verblendeten mit Wahrheit entgegenzutreten, dadurch immerzu Licht in die Dunkelheit der Welt zu tragen. Alle Geschichte ist eine Geschichte der Umwälzungen. Die Gegenwart kann nur begreifen, wer erkennt, daß Vergangenheit und Zukunft die beiden Seiten der Ewigkeit sind.
    Haß, Wahn und Gier können nie auf Dauer triumphieren. Ihre Macht muß zerbrechen, weil sie nie groß genug sein kann. Das Sanfte ist dem Harten überlegen, und letzten Endes siegt das Schwache über das Starke. Verliere nie den Mut, danach zu handeln.«
    Andeutungsweise runzelte der Präzeptor die Stirn. »Ich erzähle dir zuviel auf einmal. Laß uns diese Kugel zum Gegenstand einer gemeinsamen Meditation machen, sie als Gefäß all dessen nutzen, was ich dir gesagt habe, damit es in deinem Denken nicht zerfasert und ohne Eindruck bleibt. Allein Reinheit und Stille vermögen den Intelligenzen des Kosmos zum Vorbild zu gereichen.«
    »Manchmal kann ich mich nicht des Gefühls erwehren«, beschwerte sich Djamenah, »daß in meiner Ausbildung zu großes Gewicht auf Vergeistigung gelegt wird.«
    Der Präzeptor lächelte sinnig, indem er sich niederließ. »Wie du noch ersehen wirst, ist das Gegenteil der Fall. Eines Tages wirst du deinen Körper genauer kennen, besser beherrschen, als du es dir heute ausmalen kannst. Wir idealisieren den ›Geist‹ nicht. Wahre Weisheit hat keinen ärgeren Feind als den Spiritualismus und die spekulative Philosophie, die an die Stelle des wirklichen Geschöpfs und seiner Realität den ›Geist‹ setzt und damit die Illusion über das Glück stellt.«
    Djamenah nahm gleichfalls die Meditationshaltung ein, schloß die Augen. Ihr Meister hatte recht. Das alles war zuviel auf einmal. Unter ihren Lidern flackerten Phosphene wie Warnsignale der Unzulänglichkeit.
     
    Einsehen ist leicht. Lernen ist schwer.
    An diese unter Ciristen verbreitete Redensart dachte Djamenah während sie sich im lehmigen Naß eines Bewässerungskanals notdürftig das Gesicht und den Oberkörper wusch, von Blut und Dreck säuberte. Das Nasenbluten hatte aufgehört, die Schmerzen waren mittlerweile einigermaßen erträglich.
    Ein sogar für ihre sensible Sinne kaum wahrnehmbares, unterschwelliges Gesumme des Egoscanners zeigte an, daß der Mörder sich nach wie vor, obwohl weit entfernt von ihrem Standort, im ›Paradies‹ herumtrieb.
    Djamenah hatte die Befürchtung, daß sie jetzt erst richtig zu lernen anfing; zu einem Zeitpunkt, da alles, was sie dazulernen mochte, ihr wahrscheinlich nichts mehr nutzte.
    Verliere nie den Mut.
    Vielleicht bestand wirklich kein Anlaß, den Mut zu verlieren. Solange sie lebte, war sie nach dem, was sie gelernt hatte, zu handeln fähig, auch wenn es sich unter den veränderten Umständen als unzureichend erweisen sollte; aber letzteres mußte nicht zwangsläufig so sein.
    Alles hing davon ab, ob es ihr gelang, den Mörder zu fassen. Dann Ciri zu erhalten. Sie mußte Ciri haben.
    Ihre Überjacke war völlig zerfetzt und zerlumpt. Sie riß einen Streifen heraus und verknotete sich damit die Haare am Hinterkopf. Mit Wasser ließ die Bluse sich nicht vom geronnenen Blut reinigen. Djamenah trennte die besudelten Teile ab und verwendete den Rest als Top. Die unbrauchbaren Fetzen der beiden Kleidungsstücke vergrub sie am Rande der Böschung.
    Durch das Waschen ein wenig erfrischt und auch moralisch aufgemuntert, setzte sie den Marsch fort. Weil es

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