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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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als hättest du nur einen Pfeil.«
    Djamenah legte den Pfeil an die Sehne. Aber sie konnte nicht schießen. Sie konnte es nicht; weil sie sich nicht traute.
    Sie hatte nur diesen einen Pfeil.
     
    Als Djamenah erwachte, herrschte noch Dunkelheit. Sie konnte nur wenige Stunden lang geschlafen haben.
    Mit einem Aufstöhnen regte sie sich, spähte rundum. Alles war still. Offenbar hatten keine irgendwie verdächtigen Vorgänge oder Geräusche sie geweckt, sondern die Aufgewühltheit ihres Gemütes, die Traumarbeit, das Bemühen der inneren Bewältigung ihrer existentiellen Katastrophe ihr keine Ruhe gelassen. Behutsam zog sie die Beine an, setzte sich auf, gähnte herzhaft.
    Ihre Regungen veranlaßten die Robotbar zu neuem Aktionismus. »Guten Morgen, meine Dame. Es ehrt mich, daß sie zu so früher Stunde schon den Weg zu mir gefunden haben. Was darf ich Ihnen aus meinem reichhaltigen Sortiment an Getränken und Zutaten für einen Drink mixen?«
    Djamenah schüttelte sich. Ihre Gliedmaßen fühlten sich klamm und lahm an, eine Folge der durchgestandenen Strapazen. Der allzu kurze Schlaf hatte ihr nur wenig Erholung gespendet. Aber sie wußte, daß Schlaf ihr ohnehin nicht in entscheidender Weise weiterhelfen konnte, und sie hegte keine Absicht, in die dumpfe Mattigkeit eines Weiterduselns oder Wachträumens zu verfallen. Statt dessen straffte sie Rücken und Schultern, ohne der Robotbar und ihren Verlockungen Beachtung zu schenken.
    »Ich mich nicht trauen?« Sie sprach laut ins Düstere. Verliere nie den Mut. »Jetzt werde ich erst richtig zeigen, was in mir steckt.«
    Sie brachte es sogar fertig, vor sich hinzusummen, während sie im Waschraum unter der kombinierten Warmwasser-UV-Dermatobalsam-Dusche stand.
     
    Direkt unterhalb der Ergsonne leuchtete auch ihr ockerfarbener Minimal-Lichtschein hell genug, um einen gewissen Umkreis der Landschaft, die KKM und das Schimmern des Schwerkraftschachtes mit trübem, wie schwefligem Glanz zu belegen. Djamenah konnte nicht leugnen, daß sie beträchtliche Abneigung dagegen verspürte, sich in das verwaschene Licht zu begeben; man würde sie darin weithin sehen können. Doch ihr blieb keinerlei Wahl.
    Den vergangenen ›Tag‹ hatte sie, ohne nochmals von der Robotbar oder sonst irgendwem – obschon mehrmals Air-Gleiter die Plantage überflogen hatten – belästigt zu werden, voll genutzt, um mittels der Autogenen Biokontrolle ihrem mißhandelten Körper ein bestimmtes Maß an Stärkung, Förderung der Heilung und Pflege angedeihen zu lassen. Auch die Psychohygiene hatte sie nicht vernachlässigt. Stunden der Meditation verdankte sie neue Gefaßtheit, erneuerte Zuversicht, die Kühnheit wiederbelebter Hoffnung; zusätzliche Zeitspannen elementarer Kontemplation kräftigten ihr Gemüt, polsterten ihr Bewußtsein gegen die rabiaten Stoßwellen der Verzweiflung, festigten es wider die Unterminierung durch Kleinmut und Selbstmitleid. Was auch geschah, es war keineswegs unausbleiblich, daß sie verzagte.
    Ihre Annahme, daß wegen des mehrtägigen Festes des Hl. Lukullus niemand die Plantage aufsuchen würde, hatte sich bestätigt; nur eine Anzahl Droiden war bei der Erledigung von Routinetätigkeiten zu beobachten gewesen. Bestimmt hatten die Gourmets trotz des ›Festivals‹ in einigem Umfang nach ihr gefahndet; aber für eine effektive Suchaktion war ihre Zahl zu gering.
    An irgendeinem Zeitpunkt, während Djamenah meditierte, sich von den Schlacken der Furcht und des Schwermuts reinigte, war der Egoscanner inaktiv geworden. Der Mörder hatte das »Paradies« verlassen. Aber Djamenah empfand keine Beunruhigung. Nach ihrer Überzeugung hatte er dafür gesorgt, daß sie ihm folgen konnte. Etwas anderes war angesichts ihrer gegenseitigen Abhängigkeit gar nicht denkbar.
    Nach Anbruch der Dunkelphase, als die Automatiken der KKM die Ergsonne von neuem auf Minimalleistung geschaltet hatten, verließ Djamenah das Versteck und machte sich auf zum Gravitationsschacht. Im Schutze der Trübnis, die einerseits keine echte Finsternis kannte (außer in Schatten) und alle Konturen ins Vage verzerrte, andererseits jedoch zu düster war, um als bloße Dämmerigkeit zu gelten, gewappnet mit gestärkter Beherztheit, marschierte sie parallel zur Allee zu dem Weiler am Ende der Straße. Sie umquerte die Pueblovillen-Siedlung in sicherer Entfernung – nur wenige Lichtlein glommen dort, denn der dritte Tag des Lukullus-Festes stand noch bevor, und unverändert weilte die Mehrheit der

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