Akasha 02 - Der Attentäter
Guardia-Kommandant Lachenal. »Ich habe etwas zu melden, das die größte Bedeutung haben könnte. Hier ist ein Mann namens Vincent Winthrop. Er behauptet, er hätte etwas über die Messianer zu erzählen.«
»Winthrop?« Fran Brigge spitzte die Lippen. »Über die Messianer? Hmmm ...« Versonnen strich er sich über die feine Schuppenhaut seines Kinns. »Lassen Sie ihn einer Rezeptoranalyse unterziehen und bringen Sie ihn danach in mein Büro.«
»Jawohl, Chef-Genetikus.« Lachenal unterbrach die Verbindung.
»Vincent Winthrop?« wiederholte Larissa. »Den Namen habe ich nie gehört.« Immerzu nestelten Fühler und Tentakel ihres Symbionten träge im Silberblond ihres Haars.
Fran Brigge zuckte die Achseln. »Ich auch nicht.« Innere Anspannung machte ihm die Lider schmal. »Aber ich habe einen anderen Verdacht. Daß der Attentäter im Musenhabitat aufgekreuzt ist, kann auf Zufall beruhen. Wallmonds Warnung überzeugt. Aber wieso übermittelt DeTschenri uns eine solche Beta-Code-Nachricht, obwohl die Wahrscheinlichkeit, daß sein Attentäter unter Tausenden von Enklaven ausgerechnet den Demos aufsucht, augenfällig gering ist?« Endlich drückte fran Brigges Miene das starke Mißtrauen aus, das seine Überlegungen begründete. »Für mich ist die Antwort klar. Er hat ihn zu uns geschickt .«
»Dann erwartet er in seiner Heimtücke, daß wir gerade das Gegenteil dessen tun, um was er uns ersucht – daß wir nämlich, um seine karrieristischen Pläne zu behindern, den Attentäter eliminieren ... und damit beim Magistrat uns schaden. Gleichzeitig wäre er den gefährlich gewordenen Messianer los, ohne das Scheitern seiner Attentatsaktion eingestehen zu müssen. Also dürfen wir den Messianer tatsächlich nicht liquidieren.«
»Nein, nein!« Der Chef-Genetikus hob die Hände. »Soweit hat er mit Gewißheit selbst vorausgedacht. Er geht davon aus, daß wir diese Schlußfolgerung ziehen. Bekanntlich grenzt sein Argwohn an Paranoia. Seine Erwartung ist, daß wir uns in der Annahme, damit seiner wahren Intention zuwiderzuhandeln, nach dem offiziellen Inhalt seiner Geheimmitteilung richten. Wollen wir also seine eigentliche Absicht vereiteln, müssen wir den Messianer unbedingt beseitigen.«
Einen ausgedehnten Moment lang dachte die Leading Lady in verbissener Konzentration nach; über ihrer Nasenwurzel bildeten sich steile Falten. »Welche Erwägungen könnten denn einem derartigen Verhalten zugrunde liegen? Selbst wenn man DeTschenris Ehrgeiz berücksichtigt, seinen Willen, dir Schaden zuzufügen, kann er als Litigant – im Interesse der Loge – doch unmöglich so leichtfertig sein, eine Befreiung des Messianers und deren unabsehbare Konsequenzen zu riskieren.«
Vernehmlich atmete fran Brigge ein, so daß sein mit Muskeln bepackter Brustkorb sich unter der Bluse wölbte.
»Er hofft, daß das Unheil uns trifft, ehe der Messianer eliminiert wird – entweder hier im Demos oder durch das Eingreifen des Magistrats. Folglich ist die Liquidierung auch zu unserem und zum Schutz der Loge gebieterisch notwendig.« Er nickte und kehrte zurück zum Administrationspult. »Ich werde mit Lachenal diskutieren, welche Methode optimal ist. Es muß blitzartig geschehen. Wer weiß, wozu der Messianer trotz ...« Der Pultkommunikator summte, als fran Brigge die Hand ausstreckte, um ihn einzuschalten. Er berührte die Sensortaste. Wieder war Kondottiere Lachenal der Anrufer. »Ja?«
»Chef-Genetikus, eine Ciristin, die sich Djamenah Shara nennt, hat bei der Guardia vorgesprochen.« Über den Kommunikator hinweg wechselten fran Brigge und Larissa ten Ghosten Blicke der Verblüffung. »Nach ihrer Aussage soll sich der Messianermörder im Demos aufhalten.«
Die Leading Lady schnippte mit den Fingern. »Natürlich. Wir hätten mit ihr rechnen können. Sie verfolgt den Attentäter.«
»Sie muß warten, bis ich mit Winthrop geredet habe«, sagte fran Brigge zu Lachenal. »Aber sie darf keinesfalls wieder fort. Ich kontaktiere Sie, sobald ich mich mit ihr befassen kann.« In gesteigerter Aufregung drehte er sich Larissa zu, sobald er die Verbindung getrennt hatte. »Das ist die Gelegenheit, um alle Probleme zu beheben«, rief er, schlug vor der Brust die Fäuste gegeneinander, in seinen Augen den Glanz von Bosheit und Vorfreude. »Von nun an wird alles reibungslos ablaufen. Wir werden keine Fehler mehr machen.«
»Wie gedenkst du vorzugehen?« erkundigte sich die Lady und zeigte die schaurige Neugier einer Schlange.
»Zuerst nehmen
Weitere Kostenlose Bücher