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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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dies auch schlecht beurteilen. Aber seine Augen waren aufgerissen und die Pupillen geweitet.
    Der Tod, dachte Hanson, ich werde mich nie an ihn gewöhnen. Kein menschliches Wesen wird sich je daran gewöhnen können. Kein Polizist, kein Feuerwehrmann und kein Rettungswagenfahrer. Man akzeptiert ihn. Man stellt sich schneller und leichter darauf ein als der Normalbürger, dessen engste Begegnung mit dem Tod die Beerdigung von Tante Minnie ist. Dabei erinnert man sich nur verschwommen an eine friedliche Gestalt mit weißem Gesicht, das mithilfe von Make-up »lebensecht« hergerichtet wurde. Man konnte sogar Witze darüber machen, sich darauf einstellen oder nicht, doch man würde sich nie daran gewöhnen können. Zumindest nicht, wenn man normal war. Oder wenn man nicht gerade der Hacker war.
    Hanson sagte leise: »Joe, ich werde dieses Arschloch schnappen, und ich werde dafür sorgen, dass er auf dem Weg zum Revier einen kleinen Unfall hat.«
    Clark stellte sich dicht neben Hanson. »Nicht so laut. Die denken sowieso schon, wir sind ein Haufen Schläger.«
    Hanson drehte sich zu ihm um. »Sie?«
    »Die Zeitungen. Die Leute.«

    »Sind doch nur Polizisten hier.«
    »Ein Grund mehr, ruhig zu sein. Behalt’s für dich, und die Zeitungen und die Leute werden nichts erfahren. Ich will damit sagen, Barlowes Informant könnte jetzt hier im Zimmer sein.«
    »Scheiß auf ihn.«
    »Für die arbeiten wir, Gorilla. Für die Leute, erinnerst du dich? Du und ich, wir sind die Guten.«
    »Wir gehören nicht zu der Sorte von Cops, die versuchen, die Mexikaner, denen wir Handschellen angelegt haben, zu ersäufen, wir spielen auf dem Rücksitz unseres Einsatzwagens kein russisches Roulette mit kleinen, schwarzen Kindern. Wir versuchen, einen kaltblütigen Irren zu erwischen. Er verdient keinen Freispruch wegen Unzurechnungsfähigkeit. Er verdient keine nette, gemütliche Zelle und warme Mahlzeiten. Keinen Psychiater, der ihm erzählt, man habe ihm nicht beigebracht, sich richtig aufs Töpfchen zu setzen, und das sei die Ursache für alles. Ich schnappe mir diesen Hurensohn. Mit dir oder ohne dich. Ich will nicht, dass irgendjemand anderes ihn kriegt. Ich will ihn haben. Ich meine, ihn wirklich in die Finger kriegen. «
    »Bleib ruhig, Mann.«
    »Ruhig? Das ist doch alles Scheiße!«
    Ein Labortechniker drehte sich nach ihnen um.
    Clark legte seine Hand an Hansons Ellbogen. Hanson wehrte sie ab und stolzierte aus dem Apartment, in dem es ganz abscheulich nach Tod roch. Clark folgte ihm nicht.
    Hanson stand auf der obersten Treppenstufe und sah über die Stadt. Tageslicht kroch langsam über den Horizont heran. Das Licht der Straßenlaternen erstarb.

    Mit seinen riesigen Händen rieb Hanson sich Augen und Stirn. Eine Leiche zum Frühstück am Samstagmorgen, dachte er. Was für eine Art, einen Tag zu beginnen. Was für eine Art, sein Geld zu verdienen. Es gab hier nicht einmal eine beschissene Skyline, auf die man blicken konnte. Nur grauer und schwarzer Rauch stieg über der Stadt auf und fraß das, was normalerweise ein schöner blauer Morgenhimmel hätte sein können. Aber nichts war mehr normal. Nichts.
    Schlimmer noch, vielleicht gab es eine neue Form der Normalität. Eine Normalität aus Krankheit, Tod und Verzweiflung. Und dieser Hacker, dieser Hurensohn, war ihr Hohepriester.
    Nun gut, du Hohepriester des Blutes, sei auf der Hut. Pass bloß auf, denn Marvin Hanson wird dir den Arsch wegblasen.

KAPITEL 3

MONTAG
    Barlowes Kolumne am Montagmorgen bewegte sich nicht länger auf dem Grat zwischen Journalismus und Sensationsgier. Sie bewegte sich nun zwischen Melodram und völliger Übertreibung, obwohl es ziemlich schwierig war, Letzteres so grausam zu gestalten, wie es dem Tod von Evelyn DeMarka angemessen gewesen wäre.
    Der Artikel zeigte Wirkung. Die Menschen fürchteten sich, nach Einbruch der Dunkelheit auf die Straße zu gehen. Einkaufszentren litten darunter. Kinos waren schlecht besucht. Kellnerinnen lehnten am Tresen oder saßen an Tischen und sahen nicht gerade erfreut in die Nacht hinaus vor der Aussicht, dass sie später noch zu ihren Autos laufen mussten. Fahrzeuge fuhren zügig den Highway entlang, die Fenster hochgekurbelt, die Türen verschlossen. In den Häusern und Apartments brannten die Lichter länger als gewöhnlich. Und die, die allein lebten, litten unter doppelt so großem Schrecken.
    Die Stadt fröstelte förmlich und bekam eine Gänsehaut. Der Hacker stolzierte durch die Straßen von Houston, und niemand

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