Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
Armen.
    »Hey, das tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dich ängstigst.«
    »Natürlich nicht.«
    »Es ist doch noch gar nicht deine Zeit.« Hanson sah auf seine Uhr. »Zum Teufel, Weib, du musst erst in ein paar Stunden zur Arbeit.«
    »Schon okay.«
    »Nein, ist es nicht. Es ist meine Schuld.«
    »Du fragst nie nach den Stunden, die sie dir lassen.«
    Hanson sah verlegen aus. »Es sind meine Stunden. Ich bin schon ewig zu Hause. Konnte nicht schlafen. Baby, es tut mir leid.«

    »Schon in Ordnung. Ist schon in Ordnung.« Trotz dem Inhalt ihrer Worte schwang in ihrer Stimme nicht gerade Begeisterung mit. Rachel legte viel Wert auf ihren Schlaf.
    »Ich konnte einfach nicht schlafen.«
    »Du wirst dich heute den Tag über furchtbar fühlen.«
    »Ich weiß.«
    »Wo warst du, Marve?«
    »Spazieren.«
    Rachel ging auf ihn zu, und sie umarmten sich.
    »Was ist los, Baby?«
    »Muss am Alter liegen. Konnte einfach nicht schlafen.«
    »So alt bist du noch nicht … und ich muss das ja wohl wissen.« Sie zwinkerte ihm lüstern zu.
    Er lächelte. »Woher willst du das wissen? Dafür haben wir doch gar keine Zeit mehr.«
    Rachel zog einen Schmollmund. »Wohl wahr. Da wir schon mal wach sind - möchtest du einen Kaffee?«
    »Gerne.«
    Rachel küsste ihn auf die Wange. »Ich mach welchen.« Sie bewegte sich in Richtung Küche.
    »Baby?«, sagte Hanson.
    Rachel drehte sich um. »Ja?«
    »Es tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt habe.«
    »Du hast mich nicht aufgeweckt.«
    »Ich meine, weil ich nicht da war und so. Im Bett.«
    Sie winkte ab. »Ich mach den Kaffee.«
    Hanson ging hinüber zum Fenster und schob die Vorhänge beiseite. Er betrachtete die Straße und die Häuser, die friedlich aufgereiht gegenüber standen. Rachel setzte die Kaffeemaschine in Gang, kam zurück und legte ihre Arme um ihn.
    »Wo warst du spazieren?«

    Hanson ließ den Vorhang los. »Nur die Straße runter und dann zum Highway. Es ist eine wunderschöne Nacht.«
    »Woran hast du gedacht?«
    »An nichts Besonderes.«
    »Der Hacker?«, fragte Rachel sanft.
    »Yeah.«
    »Es frisst dich auf. Warum? Warum geht’s dir diesmal so unter die Haut?«
    »Keine Ahnung. Ich vermute, weil es der Inbegriff von allem ist, was ich hasse.« Er drehte sich um und hielt sie fest.
    »Lass uns ins Bett gehen.«
    »Es ist fast Morgen. Nun bin ich so lange auf, jetzt kann ich auch aufbleiben.«
    »Wer hat denn von schlafen gesprochen?«
    »Ah ha, du hast also dunkle Absichten. Und der Kaffee?«
    »Der Kaffee läuft durch und ist richtig heiß, wenn wir soweit sind.«
    »Und ich werde gerade richtig heiß.«
    »Und ich bin soweit.«
    Sie gingen nach oben.

MONTAGNACHMITTAG
    An diesem Tag machte er früh Feierabend und begründete dies mit Unwohlsein. Er ging in sein Apartment und versuchte zu schlafen. Es gelang ihm einige Stunden, bis die Müllabfuhr ihn aufweckte. Er gab den Gedanken an Schlaf auf, ging hinüber zu dem mit Fliegendreck verschmierten Fenster und sah hinaus. Nach einer Weile
schob er das Fenster hoch und klemmte ein Stück Holz dazwischen, damit es offen blieb. Er lauschte dem Dröhnen und Klappern des Müllwagens, dem Scheppern der Tonnen und der Unterhaltung der Müllmänner bei der Arbeit. Es wurde langsam dunkel; das Abendlicht durchmaß die Skala von Grau zu Schwarz, dazwischen verwischten pinkfarbene Streifen den Himmel, die gleich der Zeichnung von Fingern wie Adern hervortraten, in denen das Blut pulsierte.
    Die Stadt. Diese krabbelnde, tosende, hämmernde Stadt.
    Der säuerlich riechende Gestank aus dem Müllwagen bahnte sich den Weg in seine Nase; Erbrochenes, Babywindeln, stinkende Binden, verschimmelte Unterwäsche und alle Sorten von Essensresten erfüllten seinen Kopf mit ihrem Gestank.
    Er liebte ihn. Der Geruch war Nektar. Und langsam näherte sich sein Element, die Nacht, sie kroch heran, schwarzer Samt voller Geräusche der Stadt und ihrer Gerüche … und wie einzelne Diamanten, die auf der samtenen Dunkelheit lagen, waren da die Frauen. Huren, jede Einzelne von ihnen. Und wenn er könnte, wenn er genug Zeit hätte in einer Nacht, würde er sie alle vom Samt klauben und den Stoff ohne das Glitzern zurücklassen, voller Dunkelheit … und rotem, rotem Blut.
    Aber er musste sich in Geduld üben. Die Stadt war wachsam heute Abend. Er musste warten, bis ihre Schlösser und Türen sich öffneten. Dann, wenn sie ihn am wenigsten erwarteten … würde er zuschlagen.

DIENSTAG ♦11.15 Uhr
    Dienstag startete Philip Barlowe eine neue Artikelserie

Weitere Kostenlose Bücher