Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love
mehrere Male nach ihm gefragt.«
»Sollten wir ihr das nicht einfach sagen?«, fragte Hanson.
»Nein, das wäre, glaube ich, nicht gut. Ist eine ungünstige Zeit dafür. Der Schock, Sie wissen schon. Verrückte Geschichte«, sagte Bran und zupfte an seinem Ohrläppchen.
»Wird JoAnna denn wieder gesund werden?«, fragte Rachel.
»Munter wie ein Fisch im Wasser. Fein. Fein.« Der Doktor machte eine Pause und sah sich um, als würde er nach Spionen Ausschau halten. »Ich sag Ihnen was, und lassen Sie uns keine große Sache draus machen, aber ich fänd’s besser, Sie nehmen das Mädchen mit nach Hause.«
»Nach Hause?«, fragte Hanson. »Aber Sie haben doch eben gesagt, sie habe einen Schock.«
»Ach, seien Sie doch ruhig«, sagte Bran freundlich. »Schließlich bin ich hier der Quacksalber. Möchten Sie meine Zulassung sehen?«
Hanson lächelte. »Nein, ich kann mich schwach erinnern, dass Sie JoAnna zur Welt gebracht haben.«
»Und da sagt man nur Elefanten ein gutes Gedächtnis nach? Nun, Leute, hört mir mal gut zu, und lasst mich schön ausreden. Ich bin ganz versessen drauf, meinen alten, müden Kopf nach Hause zu tragen. Außerdem würde ich gern was essen. Ich habe so einen wahnsinnigen Hunger, dass ich schon Brotscheiben auf dem Fußboden entlangspazieren sehe. JoAnna ist in einem Schockzustand. Das ist natürlich normal, absolut normal nach einem solchen Ereignis. Das Krankenhaus würde sie liebend gern zur Beobachtung hierbehalten, denn damit springt mehr Geld raus. Ich will euch die Kosten ersparen und JoAnna was Gutes tun. Der Wahnsinnige in dem Van heute Nacht, wer immer es auch war, hat sie in Todesangst versetzt. Sie muss nach Hause. Sie wird sich dort viel besser fühlen. Im Moment wird sie sowieso kaum ein Auge zutun. Zu nervös, der Schock, die ungewohnte Umgebung. Tun Sie ihr den großen Gefallen, die Nacht im eigenen Bett zu verbringen. Kommt ihr damit klar, Leute?«
»Was mich angeht, ja«, sagte Rachel schnell.
»Sind Sie sicher, dass das gut ist? Ich meine, es würde ihr nicht schaden?«
»Glauben Sie, ich verdiene mein Geld, indem ich meine Patienten umbringe, mein Junge?«
»Nein, Sir.«
»Dann halten Sie den Mund, und lassen Sie uns dafür sorgen, dass euer Kind entlassen wird. Jemand, dem’s schlechter geht, könnte das Bett brauchen.«
»Lieutenant«, rief eine Stimme vom Ende des Flurs. Die drei drehten sich um. Ein gut aussehender Mann in den Fünfzigern hatte gerade den Aufzug verlassen und kam direkt auf sie zu. Er trug einen dunkelbraunen Dreihundertdollaranzug mit einer farblich passenden Krawatte zu einem dunkelgrünen Hemd. Beim Gehen fingen seine auf Hochglanz polierten Schuhe das Licht ein und reflektierten es. Es war Captain Fredricks.
»Captain«, sagte Hanson.
Fredricks streckte ihm die Hand entgegen, begrüßte ihn, dann Bran und schließlich Rachel mit einem Handschlag. Zu ihr sagte er: »Es ist eine Weile her, seit ich Sie gesehen habe.«
»Ja, das ist wahr.«
Fredricks setzte eine besorgte Miene auf: »Es tut mir leid, was geschehen ist.«
»Es geht ihr relativ gut«, sagte Rachel.
»Das ist beruhigend«, antwortete Fredricks, »das ist sehr beruhigend.« Nach einem kurzen, betretenen Schweigen fuhr Fredricks fort: »Wenn Sie gestatten, würde ich gern mit dem Lieutenant einen Augenblick allein sein, um etwas zu besprechen. Ich fürchte, es ist dienstlich.«
»Warum tun Sie es nicht einfach«, sagte Doktor Bran. »Die Missis und ich werden inzwischen die Entlassungspapiere organisieren. Das ganze Hin und Her, bevor man jemanden wieder aus solchen Institutionen raushat.« Bran nahm Rachels Arm. »Kommen Sie, Mrs Hanson, und versuchen Sie ein wenig, den Anschein zu erwecken, als hätten Sie eine Verabredung mit mir. Ich möchte den ganzen hochnäsigen jungen Doktoren hier etwas zu denken geben.«
Rachel lachte. »Sie sind unmöglich.«
»Geht schon mal«, sagte Hanson. »Ich komme nach.«
»Niemand macht sich Sorgen um Sie«, sagte Doktor Bran, und dann gingen er und Rachel Arm in Arm den Gang entlang.
»Ich fürchte, was ich Ihnen zu sagen habe, ist sowohl beruflicher als auch privater Natur. Fierd vom Revier in Pasadena hat mich angerufen …«
»Es tut mir leid, dass er Sie angerufen hat. Es gab keinen Grund für ihn, Sie um diese Zeit zu belästigen.«
»Wagen Sie nicht, so etwas auch nur zu denken. Ich behalte meine Leute gern im Auge. Das macht ein gutes Team erst aus. Zuerst möchte ich Ihnen sagen, wie leid mir das tut, was passiert
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