Akte Atlantis
so genanntes Elektroboot, weitaus moderner als alle anderen Unterseeboote, die damals weltweit im Einsatz waren. Durch den niedrigen Druckkörper, der mit leistungsstarken Batterien voll gepackt war, war es schneller als die meisten Überwasserschiffe, konnte buchstäblich monatelang auf Tauchfahrt bleiben und unter Wasser riesige Strecken zurücklegen. Yeager ist in den ansonsten wenig ergiebigen Unterlagen der deutschen Marine auf einen Hinweis gestoßen, wonach es an einem Einsatz teilnahm, der den Decknamen Unternehmen Neue Bestimmung trug.«
»Wo hab ich den Ausdruck schon mal gehört?«, murmelte Pitt.
»Es handelt sich um einen Plan, den hohe Nazis gemeinsam mit der argentinischen Regierung um Peron ausheckten, um die ungeheuren Reichtümer, die die Nazis im Laufe des Krieges zusammengerafft hatten, nach Argentinien zu schleusen.
Während andere U-Boote alliierte Schiffe und Geleitzüge angriffen, fuhr U-2015 zwischen Deutschland und Argentinien hin und her und beförderte Gold- und Silberbarren, Platin, Diamanten und Kunstschätze im Wert von etlichen Millionen Dollar, die die Nazis in ganz Europa geraubt hatten. Gleichzeitig wurden unter höchster Geheimhaltung hohe Nazifunktionäre mitsamt ihrer Familien nach Übersee gebracht und an einem abgelegenen Küstenstreifen von Patagonien abgesetzt.«
»Das ging vor Kriegsende über die Bühne?«
»Bis zum bitteren Ende«, antwortete Sandecker. »Es gibt keinerlei aktenkundige Bestätigung dafür, aber vieles deutet darauf hin, dass die Idee zum Unternehmen Neue Bestimmung von Martin Bormann stammt. Er mag zwar ein Fanatiker und überzeugter Anhänger von Adolf Hitler gewesen sein, aber er war auch schlau genug, um zu erkennen, dass das Dritte Reich in Feuer und Asche unterging. Er hatte sich vorgenommen, die Nazi-Elite und einen erklecklichen Teil ihrer Wertsachen in ein den Deutschen freundlich gesinntes Land zu schmuggeln, noch ehe die alliierten Armeen den Rhein überschritten. Sein Ehrgeiz ging sogar so weit, dass er Hitler zu einem geheimen Zufluchtsort in den Anden schaffen wollte, doch dazu kam es nicht mehr, da Hitler sich in seinem Bunker in Berlin umbrachte.«
»War U-2015 das einzige Unterseeboot, das Wertsachen und Passagiere nach Südamerika transportierte?«, fragte Pitt.
»Nein, es gab noch mindestens zwölf weitere. Aber deren Schicksal konnte nach dem Krieg ausnahmslos geklärt werden.
Ein paar wurden von alliierten Flugzeugen und Kriegsschiffen vernichtet. Alle übrigen hatten entweder neutrale Staaten angelaufen oder waren von ihrer Besatzung versenkt worden.«
»Irgendwelche Hinweise, was aus dem Geld und den Passagieren geworden ist?«
Nichts«, musste Sandecker gestehen. »Einer der beteiligten U-Bootfahrer, den man lange nach Kriegsende danach fragte – er verschwand übrigens kurz darauf –, berichtete von schweren Holzkisten, die an einem einsamen Pier auf bereit stehende Lastwagen umgeladen worden seien. Die Passagiere, alle in Zivil, aber dem Verhalten nach zu schließen offensichtlich hochrangige Parteimitglieder, wurden zu einer Reihe von Pkw gebracht. Was aus ihnen oder den Schätzen geworden ist, weiß man nicht.«
»Argentinien hat viele alte Nazis aufgenommen. Wäre doch durchaus denkbar, dass die jetzt von dort aus ihre Rattenfängerei betreiben und eine neue Weltordnung aus der Asche der alten erstehen lassen wollen.«
»Vermutlich lebt kaum mehr als eine Hand voll von ihnen.
Die müssen inzwischen alle über neunzig sein, wenn sie damals einen hohen Rang in der Partei oder bei der Wehrmacht inne hatten.«
»Das wird ja immer spannender«, sagte Pitt. »Aber warum sollte ein Haufen alter Nazis ein U-2015 wieder in Dienst stellen und gegen ein Forschungsschiff einsetzen?«
»Aus dem gleichen Grund, aus dem man Sie in Telluride und Al und Rudi auf St. Paul im Indischen Ozean liquidieren wollte.«
»Hab ganz vergessen, mich nach ihnen zu erkundigen«, sagte Pitt zerknirscht. »Wie ist es ihnen ergangen? Haben sie die Kammer mit den Artefakten gefunden?«
»Jawohl«, erwiderte Sandecker. »Aber danach sind sie mit knapper Not davongekommen, als ihre Maschine zerstört wurde, bevor sie zum Rückflug nach Kapstadt starten konnten. Soweit wir feststellen konnten, wurde von einem Frachter aus ein Hubschrauber mit sechs bewaffneten Männern losgeschickt, die jeden Eindringling, den sie auf der Insel vorfanden, töten und alle Artefakte, die von den Passagieren der
Madras
zurückgelassen worden waren, in ihren Besitz
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