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Akte Atlantis

Akte Atlantis

Titel: Akte Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Besatzungsmitglied kam lauthals schreiend den Niedergang vom Oberdeck heruntergestürmt. »Wir müssen schnell weg, Kapitän! Im Eis ist ein breiter Riss entstanden, durch den bereits das Wasser quillt. Wenn wir uns nicht beeilen, sitzen wir hier fest!«
    Mender verlor keine Zeit mit überflüssigen Fragen. »Geht zurück zum Schiff!«, befahl er. »Schnell!«
    Roxanna schlug den Schädel in ihren Schal ein und klemmte ihn sich unter den Arm.
    »Wir können nichts mitnehmen«, herrschte Mender sie an.
    Doch sie kümmerte sich nicht darum und weigerte sich den Schädel wieder herzugeben.
    Die Männer schoben Roxanna vor sich her, hasteten die Leiter hinauf zum Oberdeck und kletterten hinab aufs Eis. Voller Entsetzen stellten sie fest, dass die eben noch so feste Eisfläche ringsum aufgebrochen und mit Tümpeln und Pfuhlen übersät war. Immer breiter wurden die Risse, durch die das Seewasser nach oben drängte und Ströme bildete, die sich zwischen den Schollen hindurchwanden. Keiner von ihnen hatte geahnt, dass das Packeis so schnell abschmelzen konnte.
    Ein ums andere Mal mussten sie mächtigen Eisblöcken ausweichen, Schollen, die mehr als zehn Meter hoch übereinander getürmt waren, und über Risse hinweg springen, bevor sie allzu breit wurden, aber Roxanna und die übrigen Mitglieder der Besatzung rannten, als wären sämtliche Scheitane der Hölle hinter ihnen her. Grässlich klang ihnen das Knacken und Grollen der aneinandermahlenden Schollen im Ohr.
    Trotzdem kamen sie nur mühsam voran, denn bei jedem Schritt sanken sie bis zum Knöchel in der dicken Schneedecke über dem Packeis ein.
    Der Wind nahm wieder zu, aber er war warm, auch wenn sie es zunächst kaum glauben mochten, wärmer denn je, seit sie im Eis stecken geblieben waren. Nachdem sie gut zweieinhalb Kilometer über das Eis gerannt waren, waren sie völlig erschöpft. Nur die Rufe ihrer Bordkameraden von der
Paloverde
, die sie anfeuerten, aufforderten, sich zu beeilen, hielten sie noch auf den Beinen. Dann jedoch schien es, als wäre alle Mühe vergebens gewesen. Ein letzter Riss im Eis tat sich zwischen ihnen und der
Paloverde
auf, und beinahe hätten sie sich geschlagen geben müssen. Er war bereits über fünf Meter breit, sodass niemand mehr darüber hinweg springen konnte, und wurde immer breiter.
    Asa Knight, der Zweite Maat der
Paloverde
, sah die Gefahr indes voraus und befahl den Männern, ein Walfangboot zu Wasser zu lassen und über die Bruchstelle zwischen den Schollen zu rudern, die mittlerweile fast zehn Meter breit war.
    Die Mannschaft legte sich mächtig in die Riemen, um ihre Bordkameraden samt dem Kapitän und seiner Frau zu retten.
    Mender, Roxanna und die anderen Männer standen bereits bis zu den Knien im Wasser, das jetzt überall durch das Eis leckte.
    Im letzten Moment legten die Männer, die mit aller Macht durch das eisige Wasser pullten, drüben an. Roxanna wurde zuerst ins Boot gehoben, dann stiegen Mender und die übrigen Mitglieder der Besatzung ein.
    »Wir sind Ihnen zutiefst verbunden, Mr. Knight«, sagte Mender und schüttelte seinem Zweiten Maat die Hand. »Durch Ihre mutige Tat haben Sie uns das Leben gerettet. Ich danke Ihnen dafür, schon meiner Frau wegen.«
    »Und dem Kind«, fügte Roxanna hinzu, während sie von zwei Besatzungsmitgliedern in warme Decken gepackt wurde.
    Er schaute sie an. »Unser Kind ist doch auf dem Schiff.«
    »Ich habe nicht von Samuel gesprochen«, sagte sie zähneklappernd.
    Mender starrte sie an. »Soll das etwa heißen, dass du wieder guter Hoffnung bist, Frau?«
    »Seit etwa zwei Monaten, glaube ich.«
    Mender war außer sich. »Du bist durch diese Eiswüste marschiert, im Sturm, obwohl du wusstest, dass du schwanger bist?«
    »Als ich aufgebrochen bin, hat es noch nicht gestürmt«, versetzte sie mit verlegenem Grinsen.
    »Guter Gott«, stieß er aus, »was soll ich mit dir bloß machen?«
    »Falls Sie’s nicht mehr aushalten, Käpt’n«, mischte sich Bigelow ein, »übernehm ich sie gern.«
    Mender, obgleich zu Tode erschrocken, lachte auf, schloss seine Frau in die Arme und zog sie an sich, als wollte er sie zerquetschen. »Führen Sie mich nicht in Versuchung, Mr. Bigelow.«
    Eine halbe Stunde später war Roxanna wieder an Bord der
Paloverde
, hatte trockene Sachen an und wärmte sich an dem großen schmiedeeisernen Ofen mit dem Ziegelfundament, auf dem für gewöhnlich der Waltran ausgelassen wurde. Ihr Mann und die übrigen Besatzungsmitglieder verloren keine Zeit.
    Eilends

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