Akte Atlantis
»Wieso fragst du«
»Hast du schon mal was von einer Firma mit einem ziemlich geschwollenen Namen gehört, so was wie Schicksal oder Bestimmung?«
Loren dachte einen Moment lang nach. »Ich bin einmal bei einer Handelskonferenz in Buenos Aires dem Vorstandsvorsitzenden einer Destiny Enterprises Limited begegnet. Karl Wolf hieß er, wenn ich mich recht entsinne.«
»Wie lange ist das her?«, fragte Pitt.
»Etwa vier Jahre.«
»Du hast ein gutes Namensgedächtnis.«
»Karl Wolf war ein gut aussehender und eleganter Mann, echt attraktiv. Solche Männer vergisst man als Frau nicht.«
»Wenn das so ist, warum gibst du dich dann immer noch mit mir ab?«
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und schenkte ihm ein herausforderndes Lächeln. »Frauen stehen auf rauhe, ruppige und ruchlose Männer.«
»Ruppig und ruchlos, genau das bin ich.« Pitt legte den Arm um sie und biss ihr ins Ohrläppchen.
Sie zog ihren Kopf weg. »Nicht wenn ich fahre.«
Zärtlich kniff er sie in ihr rechtes Knie, lehnte sich zurück und blickte zu den Sternen auf, die in der frischen Frühlingsnacht durch die Äste der vorüberhuschenden knospenden Bäume blinkten. Karl Wolf. Er ließ sich den Namen durch den Kopf gehen. Ein guter deutscher Name, fand er. Vielleicht sollte man sich diese Destiny Enterprises Limited einmal genauer ansehen, auch wenn nichts dabei herauskam.
Loren fuhr ruhig, überholte gekonnt die wenigen anderen Autos, die zu so nachtschlafender Zeit noch unterwegs waren, und bog in die Auffahrt ein, die zur Tiefgarage der NUMA-Zentrale führte. Ein Wachmann trat aus seinem Kabuff, erkannte Pitt und winkte ihn durch, blieb aber noch einen Moment stehen und bewunderte den glänzenden alten Ford. Nur drei andere Autos standen auf der weitläufigen Parkfläche. Loren hielt neben den Aufzügen, schaltete das Licht aus und stellte den Motor ab.
»Soll ich mitkommen?«, fragte sie.
»Es dauert nur ein paar Minuten«, sagte Pitt und stieg aus.
Er fuhr mit dem Aufzug ins Foyer, wo er aussteigen und sich beim Sicherheitsdienst am Empfang eintragen musste, der die verschiedenen Bereiche des Hauses mittels einer Batterie von Videomonitoren überwachte.
»So spät noch im Dienst?«, fragte der Wachmann freundlich.
»Nur ein kurzer Besuch«, erwiderte Pitt und unterdrückte ein Gähnen.
Bevor Pitt zu seinem Büro fuhr, stieg er auf gut Glück im neunten Stock aus. Seine Ahnung hatte ihn nicht getrogen.
Hiram Yeager, der einmal mehr bis tief in die Nacht hinein arbeitete, blickte mit geröteten Augen auf, als Pitt sein privates Revier betrat. Max strahlte ihm aus dem Reich der virtuellen Realität entgegen.
»Dirk«, murmelte er, stand auf und schüttelte ihm die Hand.
»Ich habe nicht damit gerechnet, dass du dich mitten in der Nacht hier rumtreibst.«
»Ich dachte, ich schau mal kurz nach, was ihr dem Staub der Jahrtausende entrissen habt«, sagte er aufgeräumt.
»Ich hasse hohle Phrasen«, sagte Max.
»Das reicht jetzt«, sagte Yeager betont bissig. Dann wandte er sich wieder an Pitt. »Ich habe heute Abend um zehn Uhr einen schriftlichen Bericht über unsere neuesten Erkenntnisse auf Admiral Sandeckers Schreibtisch gelegt.«
»Ich besorge ihn mir und lege ihn morgen früh wieder zurück.«
»Lass dir Zeit. Der ist bis Mittag bei einer Besprechung mit dem Direktor vom Institut für Wetter- und Atmosphärenforschung.«
»Du solltest längst daheim bei Frau und Töchtern sein«, sagte Pitt.
»Ich habe mit Dr. O’Connell bis spät in die Nacht hinein gearbeitet«, sagte Yeager und rieb sich die müden Augen. »Du hast sie knapp verpasst.«
»Ist sie etwa sofort vom Flughafen hierher gekommen und hat weiter gearbeitet, ohne sich auszuruhen?«, fragte Pitt erstaunt.
»Eine wirklich bemerkenswerte Frau. Wenn ich nicht verheiratet wäre, würde ich meinen Hut in den Ring werfen.«
»Du hast ja seit jeher was für studierte Frauen übrig.«
»Schlauheit vor Schönheit, sag ich immer.«
»Gibt’s sonst noch was zu erzählen, bevor ich mir den Bericht reinziehe?«, erkundigte sich Pitt.
»Eine erstaunliche Geschichte ist das«, sagte Yeager beinahe sehnsüchtig.
»Da stimme ich zu«, warf Max ein.
»Das ist ein Privatgespräch«, sagte Yeager unwirsch und schaltete Max ab. Er stand auf und reckte sich. »Eine geradezu unglaubliche Geschichte. Ein Seefahrervolk, das in grauer Vorzeit lebte, lange vor allen uns bekannten frühen Hochkulturen, und das nach dem Einschlag eines Kometen unterging. Der Einschlag löste
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