Akte Atlantis
und Ägypten. Dazu etliche weitere auf Inseln im Indischen Ozean und im Pazifik.«
»Ich kann Dr. O’Connells Feststellungen nur bestätigen, da ich anhand der Kugeln aus den Schädeln zum gleichen Ergebnis gelangt bin«, sagte Stevens.
»Dann konzentrierte sich ihre Welt also nicht auf den Mittelmeerraum«, sagte der Admiral. »Die so genannte Wiege der Zivilisation?«
Stevens schüttelte den Kopf. »Zur Zeit der Amenes war der mediterrane Raum noch kein Meer. Vor neuntausend Jahren war das heutige Mittelmeer eine fruchtbare Tiefebene mit zahlreichen Seen, von den großen europäischen Strömen im Norden und vom Nil im Süden gespeist, die sich dort vereinigten, durch die heutige Straße von Gibraltar flossen und in den Atlantik mündeten. Die Nordsee gab es damals auch noch nicht, wie Sie sicher wissen, und die Britischen Inseln gehörten zum Festland. Die Ostsee war eine Talsenke, die deutlich über dem Meeresspiegel lag. Die Wüste Gobi und die Sahara waren fruchtbare Landstriche, durch deren üppige Tropenwälder und Savannen tausende Tierherden zogen. Die Welt, in der diese Menschen lebten, sah ganz anders aus als heute.«
»Was ist aus den Amenes geworden?«, fragte Sandecker.
»Warum hat man bislang keinerlei Hinweise auf sie gefunden?«
»Ihre Kultur wurde etwa um das Jahr siebentausend vor Christus ausgelöscht, als ein Komet auf der Erde einschlug und eine weltweite Katastrophe auslöste. Damals brach die Landbrücke zwischen Gibraltar und Marokko, und das heutige Mittelmeer entstand. Sämtliche Küsten wurden überflutet und sehen seither völlig anders aus. Und von einem Augenblick zum andern wurde dieses Seefahrervolk mitsamt den Städten, die es gegründet hatte, hinweggefegt, und seine Kultur geriet in Vergessenheit.«
»All das haben Sie von den Inschriften erfahren?«
»Und noch viel mehr«, warf Yeager ein. »Sie schildern in allen Einzelheiten das entsetzliche Leid, das über sie kam. Der Aufprall des Kometen muss mit einem Schlag entsetzliche Urkräfte freigesetzt haben, die Tod und Vernichtung verbreiteten. In den Inschriften ist davon die Rede, dass die Berge geschwankt hätten wie Weiden im Wind. Erdbeben mit einer schier unvorstellbaren Gewalt wurden ausgelöst, weltweit brachen Vulkane mit der tausendfachen Sprengkraft einer Atombombe aus und schleuderten eine viele hundert Kilometer dicke Staub- und Ascheschicht in die Atmosphäre. Meterdicke Schichten aus Bimsstein und Schlacke trieben auf den Meeren.
Riesige Lavaströme ergossen sich über die gesamte nordwestpazifische Küstenregion. Feuersbrünste rasten von Sturmwinden gepeitscht über das Land und verursachten dicke Qualmwolken, die den Himmel verdunkelten. Gewaltige Flutwellen, die bis zu fünf Kilometer hoch gewesen sein dürften, überrannten das Land. Ganze Inseln verschwanden für immer im Meer. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden gingen ein Großteil der Menschheit und die Mehrzahl aller Tiere und Pflanzen zu Grunde.«
Giordino verschränkte die Hände hinter dem Kopf und versuchte sich das Ausmaß der Katastrophe vorzustellen. »Das erklärt alles das Aussterben des Säbelzahntigers, des Höckerkamels, des Moschusochsen, des Riesenbisons mit seinen fast zwei Meter breiten Hörnern, des Mammuts, des Urpferdes und all der anderen Tiere, die einst durch die Prärien Nordamerikas zogen. Und auch diese Weichtiere, die schlagartig versteinert sein müssen, die Muscheln und Austern, Quallen und Seesterne, die wir seinerzeit bei einer Sedimentbohrung entdeckt haben. Wisst ihr noch? Die Wissenschaftler konnten sich bislang keinen Reim darauf machen. Vielleicht lässt sich das auch auf einen Kometeneinschlag zurückführen.«
Sandecker musterte Giordino mit beifälligem Blick. Der kleine Italiener war blitzgescheit, auch wenn er dies mit Spott und ständigen Witzeleien zu überspielen versuchte.
Stevens zückte seine Pfeife und spielte daran herum. »In wissenschaftlichen Kreisen ist allgemein bekannt, dass am Ende der letzten Eiszeit zahlreiche große Tiere ausstarben, alle etwa zu der gleichen Zeit, als der Komet einschlug. In Sibirien fand man im ewigen Eis hervorragend erhaltene Mammuts, die noch unverdautes Futter im Magen hatten – ein eindeutiger Beweis dafür, dass sie vom einen Moment zum andern umgekommen sein müssen, fast so, als wären sie unverhofft tiefgekühlt worden. Genauso Bäume und Sträucher, die samt Blättern und Blüten gefroren waren.«
Keiner der hier am Tisch Versammelten konnte sich auch nur
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