Akte Atlantis
überzeugt, dass sie log, daher versuchte er sie weiter aus der Reserve zu locken. »Hat die Familie Wolf vor, irgendwelche Feierlichkeiten zu Ehren des Kometen zu veranstalten?«
Langsam schüttelte Elsie den Kopf. »Wir haben keine Zeit für unsinnige Festlichkeiten. Wir verwenden unsere ganze Kraft aufs Überleben.«
»Glauben Sie wirklich, dass in ein paar Wochen ein Komet einschlägt?«
»Die Sternenkarten und die astronomischen Berechnungen der Amenes sind sehr genau.« Ein kurzer Blick zu Boden, ein leichtes Stocken ließen Pitt jedoch misstrauisch werden.
»Das hat man mir auch gesagt.«
»Wir haben… Beziehungen zu einigen hervorragenden Astronomen in Europa und den Vereinigten Staaten, die die Berechnungen der Amenes bestätigten. Alle waren der Meinung, dass der Komet exakt zu dem von ihnen ermittelten Zeitpunkt zurückkehren wird.«
»Und ihr zusammengeklonten Urmenschen habt das für euch behalten, statt die ganze Welt zu warnen«, sagte Pitt giftig.
»Und mit euren
Beziehungen
habt ihr dafür gesorgt, dass die Astronomen nichts ausplaudern. Nächstenliebe ist für die Wolfs offenbar ein Fremdwort.«
»Wozu eine weltweite Panik auslösen?«, versetzte sie ungerührt. »Was nützt das denn letzten Endes? Lassen wir die Menschen doch lieber in Ungewissheit sterben und ersparen ihnen die Seelenpein.«
»Sie sind vielleicht ein Herzchen.«
»Nur die Tüchtigsten sollen überleben, und diejenigen, die Vorsorge getroffen haben.«
»Und was ist mit den glorreichen Wolfs? Wie wollt ihr verhindern, dass ihr nicht genauso draufgeht wie alle andern?«
»Wir planen unser Überleben bereits seit über fünfzig Jahren«, sagte sie entschieden. »Meine Familie wird weder in den Flutwellen untergehen, noch in den Feuersbrünsten verglühen. Wir sind auf die Katastrophe vorbereitet und werden auch ihre Folgen überstehen.«
»Seit fünfzig Jahren«, wiederholte Pitt. »Damals habt ihr wohl die Kammer mit den Inschriften entdeckt, in denen die Amenes vom Untergang ihrer Kultur durch einen Kometeneinschlag berichten?«
»Ja«, erwiderte sie lediglich.
»Wie viele Kammern gibt es insgesamt?«
»Die Amenes berichten von sechs.«
»Wie viele hat Ihre Familie gefunden?«
»Eine.«
»Und wir haben zwei entdeckt. Damit bleiben noch drei übrig.«
»Eine wurde bei einem Vulkanausbruch auf Hawaii zerstört, unter Tonnen von Lava begraben. Eine weitere wurde im Jahr achthundert nach Christus bei einem Erdbeben in Tibet verschüttet. Nur eine wurde bislang nicht gefunden. Angeblich liegt sie irgendwo am Vulkankegel des Lascar in Chile.«
»Wenn die noch nicht gefunden ist«, sagte Pitt bedächtig, »warum habt ihr dann die Studenten umgebracht, die dort eine Höhle erkunden wollten?«
Sie funkelte ihn an, gab aber keine Antwort.
»Okay, darf ich wenigstens fragen, wo die Amenes-Kammer liegt, die Ihre Familie entdeckt hat?«, hakte er nach.
Sie schaute ihn an, als wäre er verloren. »Wir fanden die ältesten Inschriften der Amenes in einem Tempel inmitten der Ruinen einer ihrer Hafenstädte. Ersparen Sie sich weitere Fragen, Mr. Pitt. Ich habe alles gesagt, was ich zu sagen habe.
Nur eins rate ich Ihnen noch: Verabschieden Sie sich von Ihren Freunden und Angehörigen. Denn sehr bald schon werden Ihre sterblichen Überreste am Grunde eines Meeres liegen.«
Damit schloss Elsie Wolf die Augen und schottete sich von Pitt und aller Welt ab, als wäre sie in Tiefschlaf versetzt worden.
28
Als Pitt aus der Klinik kam, war es bereits spät am Nachmittag, daher fuhr er gleich nach Hause zu seinem Hangar, statt noch einmal in die NUMA-Zentrale zurückzukehren. Im Schritttempo kroch er im dichten Feierabendverkehr über die Rocheambeau Bridge, bis er endlich auf den Washington Memorial Parkway abbiegen konnte. Kurz vor dem Tor zum Flughafen ertönte das Globalstar-Telefon.
»Ja.«
»Hallo, mein Lieber«, meldete sich die Kongressabgeordnete Loren Smith mit sinnlicher Stimme.
»Ganz meinerseits. Ich freu mich doch immer, wenn meine Lieblingspolitikerin was von sich hören lässt.«
»Was treibst du heute Abend?«
»Ich hatte vor, mir ein Omelett mit Räucherlachs in die Pfanne zu hauen, mich unter die Dusche zu stellen und anschließend vor den Fernseher zu hocken«, antwortete Pitt, als ihn der Wachmann durchwinkte und den 36er Ford mit einem neidischen Blick bedachte.
»Das Junggesellendasein muss doch trostlos sein«, zog sie ihn auf.
»Ich ziehe schon seit meinem einundzwanzigsten Lebensjahr nicht mehr um
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