Akte Atlantis
eleganten Passagierdampfer
President Cleveland
der American President Lines. Er ließ sich an seinem Schreibtisch nieder, nahm den Hörer ab und wählte Helms Nummer.
»Ja«, meldete sich jemand kurz und knapp.
»Mr. Helm, Dirk Pitt hier. Sie haben um Rückruf gebeten.«
»Mr. Pitt, besten Dank. Ich dachte, es interessiert Sie vielleicht, dass wir die Leiche identifizieren konnten, die Sie uns aus der Antarktis geschickt haben. Und auch die Frau, die Sie letzte Nacht dingfest gemacht haben.«
»Das ging aber schnell.«
»Dank unserer neuen digitalisierten Fotodatei«, erklärte Helm. »Man hat per Computer jedes Gesicht eingescannt, auf das man in Tageszeitungen, Illustrierten und im Fernsehen gestoßen ist, man hat die Passbilder sämtlicher Führerscheinbesitzer erfasst, die von den staatlichen Zulassungsstellen übermittelt wurden, die polizeilichen Fotoarchive, sogar Firmenausweise, soweit das möglich war, und die umfangreichste erkennungsdienstliche Bilddatei der Welt angelegt. Hunderte Millionen von Bildern, die digital aufbereitet wurden. Damit, aber auch mit unserer Fingerabdruckdatei und den bei uns gespeicherten DNA-Profilen stehen uns allerhand Möglichkeiten zur Identifizierung einer Leiche oder eines Straftäters zur Verfügung. Bei den beiden Frauen wurden wir in knapp zwanzig Minuten fündig.«
»Was haben Sie herausgefunden?«
»Bei der Toten aus dem Unterseeboot handelt es sich um eine gewisse Heidi Wolf. Die Frau, die Sie überwältigt haben, heißt Elsie Wolf.«
»Dann sind es also tatsächlich Zwillingsschwestern.«
»Nein, angeblich sind sie Cousinen. Aber das eigentlich Ungewöhnliche dabei ist, dass sie aus einer stinkreichen Familie stammen, die ein weit verzweigtes Firmenimperium besitzt, dessen Vorstand sie angehören.«
Pitt starrte nachdenklich aus seinem Bürofenster, ohne den Potomac oder das im Hintergrund aufragende Capitol wahrzunehmen. »Sind sie vielleicht zufällig mit einem Karl Wolf verwandt, dem Vorstandsvorsitzenden der in Argentinien ansässigen Destiny Enterprises?«
Helm stockte einen Moment. »Sie sind mir anscheinend ein paar Schritte voraus, Mr. Pitt«, sagte er dann.
»Dirk.«
»Na schön, Dirk, Sie haben es auf den Punkt gebracht. Elsie ist Karls Schwester. Heidi war seine Cousine. Und ihre Familie besitzt ein Firmenimperium namens Destiny Enterprises Limited mit Hauptsitz in Buenos Aires. Nach Schätzung des Wirtschaftsmagazins
Forbes
beläuft sich ihr Privatvermögen auf rund hundertzehn Milliarden Dollar.«
»Die nagen nicht grade am Hungertuch, was?«
»Und ich musste ausgerechnet eine arme Maurerstochter heiraten.«
»Ich begreife bloß nicht, warum eine Frau, der solche Mittel zur Verfügung stehen, wegen so einem läppischen Einbruch selber Kopf und Kragen riskiert.«
»Sie sagen uns doch hoffentlich Bescheid, wenn Ihnen dazu etwas einfällt.«
»Wo ist Elsie jetzt?«, fragte Pitt.
»In einer unserer Privatkliniken an der Wall Street, gegenüber vom Mount Vernon College.«
»Kann ich mit ihr reden?«
»Von uns aus gern, aber Sie müssen vorher mit dem zuständigen Arzt sprechen. Aaron Bell heißt er. Ich rufe ihn an und bereite ihn auf Ihren Besuch vor.«
»Ist sie einigermaßen ansprechbar?«
»Sie ist bei Bewusstsein. Sie haben ihr einen ziemlichen Schlag versetzt. Um ein Haar hätten Sie ihr den Schädel gebrochen.«
»Ich habe sie nicht geschlagen. Das war ihr Motorrad.«
»Wie auch immer«, sagte Helm amüsiert. »Sie werden jedenfalls nicht viel aus ihr rauskriegen. Eine unserer besten Vernehmungsspezialistinnen ha t es versucht. Eine taffe Frau, bei der sogar die Tauben und die Stummen gesprächig werden.«
»Weiß sie, dass ihre Cousine tot ist?«
»Sie weiß Bescheid. Und sie weiß auch, dass Heidis sterbliche Überreste im Leichenschauhaus der Klinik liegen.«
»Das könnte ganz spannend werden«, sagte Pitt bedächtig.
»Was könnte spannend werden?«, erkundigte sich Helm.
»Elsies Miene, wenn ich ihr erzähle, dass ich derjenige bin, der Heidis Leiche geborgen und per Luftfracht aus der Antarktis nach Washington geschickt hat.«
Kurz nachdem er aufgelegt hatte, verließ Pitt das NUMA-Gebäude und fuhr zu dem unauffälligen Haus, in dem sich die Privatklinik befand, die ausschließlich vom FBI und anderen Sicherheitsdiensten genutzt wurde. Er parkte seinen 36er Ford auf einem freien Abstellplatz neben dem Gebäude und trat durch den Haupteingang, wo er sich ausweisen und mehrere Telefongespräche abwarten musste, ehe er
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