Akte Atlantis
Mappen heraus, die sie Pitt unauffällig unter dem Tisch zuschob.
»Bei Destiny Enterprises hält man offenbar nicht viel von Öffentlichkeitsarbeit, Kontaktpflege oder Werbung. Aktien oder anderweitige Anteile wurden nie verkauft. Die Firma befindet sich im alleinigen Besitz der Familie Wolf, der insgesamt drei Generationen angehören. Jahresberichte beziehungsweise Gewinn- und Verlustrechnungen werden offenbar nicht erstellt, zumindest nicht veröffentlicht. In den USA, Europa oder Asien wäre eine derartige Geheimniskrämerei gar nicht möglich, aber die Wolfs haben allem Anschein nach beste Beziehungen zur argentinischen Regierung, und zwar schon seit Peron, also kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.«
Pitt las die ersten Seiten der Akte, als der Wein kam.
Nachdem ihm der Weinkellner ein halbes Glas eingegossen hatte, betrachtete er die Farbe, genoss das Bukett, nahm einen Mund voll und verkostete den Cabernet ein paar Sekunden, bevor er ihn schluckte. Er blickte zum Weinkellner auf und lächelte. »Ich staune immer wieder über den feinen und zugleich kräftigen Charakter des Martin Ray Cabernet Sauvignon.«
»Eine ausgezeichnete Wahl, Sir«, sagte der Weinkellner.
»Nur wenige unserer Gäste wissen überhaupt, dass wir ihn führen.«
Pitt kostete einen weiteren Schluck Wein, bevor er sich wieder der Akte widmete. »Die Destiny Enterprises sind 1947 anscheinend buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht.«
Loren musterte die dunkelrote Flüssigkeit in ihrem Weinglas.
»Ich habe einen Rechercheur damit beauftragt, in den Tageszeitungen von Buenos Aires nach Veröffentlichungen aus jener Zeit zu suchen. Im Wirtschaftsteil taucht nirgendwo der Name Wolf auf. Der Rechercheur wusste lediglich von Gerüchten zu berichten, wonach das Unternehmen von hohen Nazi-Funktionären gegründet wurde, die vor der Kapitulation aus Deutschland geflüchtet waren.«
»Admiral Sandecker hat davon gesprochen, dass sich in den letzten Kriegsmonaten zahlreiche Nazi-Bonzen mitsamt ihren zusammengeraubten Schätzen per U-Boot nach Argentinien abgesetzt haben. Das Unternehmen wurde angeblich von Martin Bormann in die Wege geleitet.«
»Ist der nicht bei einem Fluchtversuch während der Schlacht um Berlin umgekommen?«, fragte Loren.
»Ich glaube, man konnte nie nachweisen, dass die Knochen, die man viele Jahre später fand, tatsächlich von ihm stammen.«
»Ich habe irgendwo mal gelesen, das Verschwinden des deutschen Staatsschatzes sei eines der größten ungelösten Geheimnisse des Krieges. Man hat weder Devisen noch die geringsten Goldreserven gefunden. Könnte es sein, dass Bormann überlebt und die zusammengeraubten Schätze nach Südamerika geschleust hat?«
»Er ist jedenfalls der Hauptverdächtige«, antwortete Pitt. Er blätterte in der Akte herum, fand aber wenig Interessantes.
Zumeist handelte es sich um Zeitungsartikel über die Geschäfte von Destiny Enterprises, die so umfangreich waren, dass sie sich nicht verheimlichen ließen.
Am aufschlussreichsten war ein Bericht der CIA, in dem die diversen Projekte und Aktivitäten des Unternehmens aufgeführt waren. Aber auch hier gab es so gut wie keine näheren Angaben über Aufbau und Organisation.
»Die haben anscheinend eine ganze Palette von Unternehmensbereichen«, sagte Pitt. »Große Bergwerke, in denen sie Edelsteine, Gold, Platin und andere seltene Rohstoffe gewinnen. Ihre Softwarefirma ist nach Microsoft das viertgrößte derartige Unternehmen auf der Welt. Sie erschließen Ölfelder, und sie sind weltweit führend auf dem Gebiet der Nanotechnologie.«
»Ich weiß nicht genau, was das ist«, sagte Loren.
Bevor Pitt antworten konnte, kam der Kellner an ihren Tisch, um die Bestellung entgegenzunehmen. »Worauf hast du denn Lust?«, fragte Pitt sie.
»Ich vertraue auf deinen Geschmack«, sagte sie leise. »Bestell für mich mit.«
»Als Vorspeise nehmen wir die Hauspastete mit Trüffeln, danach eine Vichyssoise. Die Dame hätte als Hauptgang gern das Kaninchen in Weißweinsoße, und ich probiere das Kalbsbries in brauner Buttersoße.«
»Wie kannst du nur Bries essen?«, fragte Loren mit angewiderter Miene.
»Ich bin seit jeher scharf auf ein gutes Kalbsbries«, erwiderte Pitt. »Wo waren wir? Ach ja, Nanotechnologie. Soweit ich weiß, ist die Nanotechnologie eine neue Wissenschaft, mit der man versucht, die Anordnung von Atomen zu steuern, wodurch man buchstäblich alles herstellen könnte, was nach den Naturgesetzen möglich ist. Damit ließen sich
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