Akte Atlantis
Wachpersonal gehörten und zu einem Notfall gerufen worden waren. Er deutete auf einen Gang. »Da entlang bis zum zweiten Aufzug rechts. Stellt eure Karre dort ab und fahrt damit rauf zu Oberdeck vier. Bei E-Bahn-Station vier kommt ihr raus. Ihr fahrt mit der E-Bahn bis zu Sektion K. Dann nehmt ihr den Gang, der in die Mitte des Schiffs führt und erkundigt euch in der Wachstube nach der betreffenden Wohneinheit. Es sei denn, ihr wisst das bereits.«
»Eine amerikanische Wissenschaftlerin und ihre Tochter werden dort verwahrt.«
»Keine Ahnung, wo das sein könnte. Da müsst ihr entweder den Chef vom Sicherheitsdienst oder den Leiter von Sektion K fragen.«
»Muchas gracias«, rief ihm Giordino über die Schulter gewandt zu, als Pitt bereits auf den Gang zuhielt. »So weit, so gut, sagte der Mann, der vom Empire State Building sprang, bevor er unten aufschlug. Mein Kompliment«, fügte er dann hinzu. »Die orangen Knackiklamotten gegen die schwarzen Uniformen vom Sicherheitsdienst einzutauschen war ein Geniestreich.«
»Es war das Einzige, was mir eingefallen ist«, erwiderte Pitt bescheiden.
»Wie viel Zeit haben wir deiner Meinung nach, bis sie uns den Fluchtweg abschneiden?«
»Wenn du dem Wachmann einen kräftigen Schlag verpasst hast, kommt er nicht so schnell wieder zu sich. In den nächsten zehn Minuten werden sie allenfalls feststellen, dass wir zur
Ulrich Wolf
gefahren und an Bord gegangen sind. Aber sie wissen nach wie vor nicht, wer wir sind und was wir vorhaben.«
Sie hielten sich an die Anweisungen des Frachtmeisters und stellten die Karre neben dem zweiten Aufzug ab. Die Kabine war riesengroß, offenbar für schwere Lasten gebaut. Etliche Arbeiter schafften eine Palette voller Konservendosen nach oben. Pitt und Giordino schlossen sich ihnen an und stiegen auf Ebene sechs aus, in unmittelbarer Nähe des Bahnsteigs, der sich über zwei rund um das Schiff führende Schienenstränge erhob.
Fünf Minuten lang gingen sie ungeduldig auf und ab, bis ein elektrisch betriebener Zug mit fünf Wagen, außen hellgelb gespritzt, innen in zartem Violett gehalten, fast lautlos anhielt.
Mit einem leisen Zischen gingen die Türen auf. Sie stiegen in den ersten Wagen, in dem sich rund vierzig Sitzplätze, aber nur etwa halb so viele Fahrgäste befanden, alle mit Overalls in den verschiedensten Farben uniformiert. Wie selbstverständlich setzte sich Giordino neben eine attraktive Frau mit silberblonden Haaren und blauen Augen, die einen hellen, blaugrauen Overall trug. Pitt wäre fast zusammengezuckt, als er ihr Gesicht sah und die typischen Züge einer Wolf erkannte.
Sie schaute sie an und lächelte. »Ihr müsst Amerikaner sein«, sagte sie auf Englisch, mit einem leichten spanischen Akzent.
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Pitt.
»Der Großteil unserer Sicherheitskräfte wurde beim amerikanischen Militär geworben«, erwiderte sie.
»Sie sind ein Mitglied der Familie Wolf«, sagte er leise, ehrfürchtig fast, wie es sich für einen untertänigen Diener geziemte.
Sie lachte fröhlich. »Außenstehenden muss es so vorkommen, als ob wir lauter eineiige Zwillinge wären.«
»Ihre Ähnlichkeit untereinander ist ziemlich verblüffend.«
»Wie heißen Sie?«, fragte sie mit herrischem Unterton.
»Dirk Pitt.« Mindestens ebenso dumm wie dreist, dachte er, während er ihre Augen musterte. Keine Reaktion. Offensichtlich war sie noch nicht vor ihm gewarnt worden. »Mein kleiner Freund hier heißt Al Capone.«
»Rosa Wolf«, sagte sie ihrerseits.
»Es ist eine große Ehre für uns, Miss Wolf«, sagte Pitt, »dass wir an dem gewaltigen Unternehmen Ihrer Familie teilhaben dürfen. Die
Ulrich Wolf
ist ein wahres Meisterwerk. Mein Freund und ich sind erst vor zwei Wochen von der Marineinfanterie abgeworben worden. Ich bin von Herzen dankbar dafür, dass ich einer Familie dienen darf, die etwas derart Geniales vollbracht hat.«
»Mein Vetter Karl war die treibende Kraft. Er hat die
Ulrich Wolf
und die drei anderen schwimmenden Städte des Vierten Reiches bauen lassen«, erklärte Rosa Wolf voller Stolz, sichtlich angetan von Pitts Lob. »Er hat die besten Schiffbauingenieure der Welt hierher geholt und sie mit der Konstruktion unserer Archen betraut, von der Planung bis zur Fertigstellung, und alles unter strengster Geheimhaltung. Das Unterschiff wird nicht nur durch die Rumpfwand geschützt, wie bei den meisten Kreuzfahrtdampfern oder Tankern, sondern es besteht aus insgesamt neunhundert Zellen, die alle
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