Akte Atlantis
Sicherheitskräfte den Zug stürmen und sie ergreifen würden. Als der Zug auf Station W hielt, ohne dass etwas geschah, fasste Pitt neue Hoffnung, doch auf Station X verließ sie das Glück.
Sechs Wachmänner in schwarzen Uniformen stiegen im hintersten Wagen ein und überprüften die Ausweiskarten der Fahrgäste, die sie, wie Pitt erst jetzt feststellte, an einer Art Armband am Handgelenk trugen. Er verfluchte sich, dass er nicht früher darauf gekommen war, sonst hätten sie die Ausweise der Möbelpacker stehlen können. Zu spät fiel ihm ein, dass die Wachen ausdrücklich nach Leuten Ausschau halten würden, die keine Ausweise hatten. Aber er bemerkte auch, dass sie alle Arbeiter in roten oder gelben Overalls besonders eingehend überprüften.
»Sie kommen näher«, stellte Giordino gelassen fest, als die Wachmänner den zweiten der insgesamt fünf Wagen betraten.
»Einer nach dem andern geht zum ersten Wagen«, sagte Pitt.
»Aber langsam und locker.«
Ohne ein Wort mit ihm zu wechseln, zog Giordino los, gefolgt von Megan und Pat. Pitt kam als Letzter.
»Bis zur nächsten Station könnten wir es schaffen, bevor sie in unserem Wagen sind«, sagte Giordino. »Aber es wird eng.«
»Ich bezweifle, dass wir so leicht davonkommen«, sagte Pitt grimmig. »Vermutlich warten dort auch schon welche.«
Er ging nach vorn und schaute durch das Fenster in der Tür, die zu der kleinen Führerkabine des Zuges führt. Vor sich sah er das Steuerpult mit allerlei Lichtern, Knöpfen und Schaltern, aber keinen Fahrer. Der Zug fuhr vollautomatisch. Er versuchte die Tür zu öffnen, war aber nicht überrascht, als sie verschlossen war.
Er musterte die Zeichen und Markierungen am Steuerpult.
Vor allem eins fiel ihm ins Auge. Er zog den Colt und schlug mit dem Kolben die Fensterscheibe ein. Ohne auf die verdutzten Blicke der anderen Fahrgäste zu achten, griff er hinein und entriegelte die Tür. Im nächsten Moment streckte er die Hand aus und legte den ersten von fünf Kippschaltern um, mit denen die elektronischen Kupplungen des Zuges betätigt wurden.
Danach nahm er sich den Computer vor, der die Geschwindigkeit der E-Bahn regelte.
Zufrieden stellte er fest, dass alles genau so funktionierte, wie er gehofft hatte. Die vier hinteren Wagen wurden abgekuppelt und fielen zurück. Zwar hatte jeder ein eigenes Antriebsaggregat, aber sie fuhren mit der bislang eingestellten Geschwindigkeit weiter und damit viel langsamer als der vorderste Wagen. Die Wachmänner konnten sich nur mit anderen Suchtrupps in Verbindung setzen und ansonsten ohnmächtig mit ansehen, wie der Abstand zwischen den Wagen immer größer wurde.
Vier Minuten später raste der Wagen mit Pitt und den anderen durch Station Y, vorbei an einem Trupp aufgebrachter Wachmänner und etlichen Arbeitern, die mit verdutzter Miene auf dem Bahnsteig standen.
Pitt fühlte sich, als ob ihm eine eisige Hand den Magen zusammendrückte, als hätte ihm jemand trockenes Laub in den Mund gestopft.
Er hatte sich auf ein verzweifeltes Spiel eingelassen, bei dem der Gegner alle Trümpfe in der Hand hatte. Er blickte kurz nach hinten in den Wagen und sah Pat dort sitzen, die den einen Arm um Megans Schulter gelegt hatte und mit dem anderen immer noch den Aktenkoffer umklammerte. Sie war bleich und wirkte ungewohnt bedrückt und verloren. Er ging zurück und strich ihr über die langen roten Haare.
»Wir kommen durch«, sagte er im Brustton der Überzeugung.
»Der alte Dirk wird euch über Wasser und Berge hinweg in Sicherheit bringen.«
Sie blickte auf und rang sich ein Lächeln ab. »Ist das Ihr Ernst?«
»Großes Ehrenwort«, sagte er voller Zuversicht.
Eine halbe Minute verging. Pitt kehrte in die Steuerkabine zurück und stellte fest, dass sie sich dem Heck näherten. Vor ihm führten die Gleise in weitem Bogen zum Jachthafen, wo vermutlich Station Z lag, der letzte Haltepunkt, bevor der Zug seine Fahrt rund um das Schiff fortsetzte. Dort aber, davon war er überzeugt, hatten die Sicherheitskräfte längst Stellung bezogen und warteten nur darauf, sie aus allen Rohren unter Beschuss zu nehmen.
»Ich bremse den Wagen bis auf fünfzehn Stundenkilometer ab«, sagte Pitt. »Wenn ich Bescheid gebe, springen wir ab.
Neben den Gleisen ist allerlei Grünzeug angepflanzt, sodass wir einigermaßen weich landen sollten. Versucht euch vornüber abzurollen, wenn ihr den Boden berührt. Im Augenblick können wir es uns nicht leisten, dass sich jemand den Knöchel verknackst oder ein
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