Akte Atlantis
Marine Agency.«
»Dr. Ambrose, nicht wahr? Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es mir eine Freude ist, Ihnen hier zu begegnen.« Der Fremde wandte sich dem Bergmann zu. »Sie müssen Luis Marquez sein, der Besitzer der Mine. Ich habe Ihrer Frau versprochen, dass ich Sie rechtzeitig zum Abendessen nach Hause bringe.« Er betrachtete Pat mit einem verschmitzten Grinsen. »Und die hinreißende Dame hier muss Dr. O’Connell sein.«
»Sie kennen meinen Namen?«
»Mrs. Marquez hat Sie beschrieben«, sagte er lediglich.
»Wie, um alles in der Welt, sind Sie hierher gekommen?«, fragte Pat immer noch ganz benommen.
»Nachdem wir vom Sheriff erfahren haben, dass der Mineneingang von einer Lawine verschüttet wurde, haben die anderen Ingenieure der NUMA und ich beschlossen zu versuchen, ob wir durch einen der Stollen, die von der Buccaneer-Mine hierher führen, an Sie rankommen. Wir hatten erst ein paar hundert Meter zurückgelegt, als der Berg von der Explosion erschüttert wurde. Als wir sahen, dass das Wasser in den Schächten stieg und beide Minen überflutete, wurde uns klar, dass nur noch ein Taucher durch die Stollen zu Ihnen vordringen kann.«
»Sie sind von der Buccaneer-Mine bis hierher geschwommen?«, fragte Marquez ungläubig. »Das sind fast achthundert Meter.«
»Genau genommen bin ich den Großteil der Strecke gelaufen, bis ich ins Wasser musste«, erklärte der Fremde. »Die Strömung war stärker, als ich erwartet hatte. Ich habe einen wasserdicht verpackten Sack mit Nahrungsmitteln und Medikamenten an einer Leine hinter mir her gezogen, aber leider wurde er weggerissen und ging verloren, als ich von einem Wasserschwall an ein altes Bohrgestänge geschleudert wurde.«
»Haben Sie sich verletzt?«, fragte Pat besorgt.
»Nur ein paar blaue Flecken, nicht der Rede wert.«
»Es ist ein Wunder, dass Sie durch dieses Stollenlabyrinth zu uns gefunden haben«, sagte Marquez.
Der Fremde hielt ein kleines Gerät mit einem grün leuchtenden Bildschirm hoch. »Ein Unterwassercomputer, in dem sämtliche Schächte, Querschläge und Stollen rund um Telluride gespeichert sind. Weil Ihr Stollen durch den Einsturz blockiert war, musste ich auf eine tiefere Sohle ausweichen, die Stelle umschwimmen und von der entgegengesetzten Seite aus vorrücken. Als ich durch den Stollen geschwommen bin, habe ich den schwachen Schimmer Ihrer Grubenlampe bemerkt. Und da bin ich nun.«
»Dann weiß da droben also niemand, dass wir durch den Einsturz in der Falle sitzen«, sagte Marquez fest.
»Doch«, antwortete ihm der Taucher. »Meine Männer haben den Sheriff verständigt, sobald uns klar wurde, was passiert ist.«
Ambrose wirkte kreidebleich. Er teilte die Begeisterung der anderen nicht. »Folgt Ihnen noch ein weiteres Mitglied Ihres Tauchtrupps?«, fragte er bedächtig.
Der Taucher schüttelte kurz den Kopf. »Ich bin allein. Wir hatten nur noch zwei Pressluftflaschen übrig. Ich hielt es für zu gefährlich, wenn mehr als ein Mann zu Ihnen vordringt.«
»Mir scheint, Sie haben bloß Zeit vergeudet und sich die ganze Mühe umsonst gemacht. Sie können doch kaum etwas für uns tun.«
»Lassen Sie sich überraschen«, versetzte der Taucher lediglich.
»Sie haben einfach nicht genügend Luft in Ihren beiden Flaschen, um uns alle vier durch ein Labyrinth aus überfluteten Stollen an die Erdoberfläche zu bringen. Und da wir innerhalb einer Stunde entweder ertrunken sind oder an Unterkühlung gestorben, bleibt Ihnen keine Zeit mehr, um zurückzukehren und Hilfe zu holen.«
»Sie sind sehr scharfsinnig, Doktor. Zwei Leute könnten den Rückweg zur Buccaneer-Mine schaffen, aber nur zwei.«
»Dann müssen Sie die Dame mitnehmen.«
Der Taucher lächelte spöttisch. »Sehr nobel von Ihnen, mein Guter, aber wir sind hier nicht auf der
Titanic
.«
»Bitte«, flehte Marquez. »Das Wasser steigt. Bringen Sie Dr. O’Connell in Sicherheit.«
»Wenn Sie das glücklich macht«, sagte er scheinbar ungerührt. Er nahm Pat an der Hand. »Sind Sie schon mal mit Atemgerät getaucht?«
Sie schüttelte den Kopf.
Er richtete seine Unterwasserlampe auf die beiden Männer.
»Wie sieht’s mit euch zwei aus?«
»Spielt das denn eine Rolle?«, fragte Ambrose ernst.
»Für mich schon.«
»Ich bin ausgebildeter Taucher.«
»Dachte ich mir doch. Und Sie?«
Marquez zuckte die Achseln. »Ich kann kaum schwimmen.«
Der Taucher wandte sich an Pat, die ihre Kamera und das Notizbuch sorgfältig in Plastik einwickelte. »Sie schwimmen neben
Weitere Kostenlose Bücher