Akte Atlantis
mit den Kameras durch das Loch in den darunter liegenden Gang geschoben, als Giordino ihm das Mundstück seines Atemreglers wegriss und seine Luftzufuhr unterband.
Im gleichen Moment schlang er ihm den Arm um den Hals und würgte ihn, bis er schlaff wurde und das Bewusstsein verlor.
»Ich habe meinen«, stieß Giordino schwer atmend aus.
Pitt schenkte sich die Antwort. Mit einem kräftigen Flossenschlag stieß er in die Kammer und schoss auf den nichts ahnenden Taucher zu, der gerade den Zeitzünder an der Sprengladung anbrachte. Er griff von der Seite an, damit ihm die Sauerstoffflaschen am Rücken des anderen Tauchers nicht in die Quere kamen. Er ging genauso vor wie Giordino, riss ihm das Mundstück weg und schlang die Arme wie einen Schraubstock um seinen Hals. Aber Pitt hatte bei aller Eile übersehen, dass er sich mit einem Mann von gewaltiger Größe anlegte.
Ganze zwei Sekunden dauerte es, bis ihm klar wurde, dass er sich übernommen hatte. Sein Gegner war gebaut wie ein Proficatcher und mindestens genauso muskulös. Er war keineswegs hilflos, sondern reagierte sofort und schlug in der engen Kammer wie wild um sich.
Pitt kam sich vor wie ein Fuchs, der ahnungslos auf den Rücken eines waidwunden Bären gesprungen ist und sich nun um des lieben Lebens willen mit aller Macht festklammert.
Die schiere, animalische Kraft des Mannes, der sich herumwarf, die Arme nach hinten streckte und nach Pitts Kopf griff, war erschreckend.
Zwei riesige Hände bekamen ihn zu fassen. Einen Moment lang meinte Pitt, sein Schädel zerspringe in tausend Stücke. Im letzten Moment, als er bereits glaubte, sein Hirn würde zerquetscht, sah er einen stämmigen Unterarm unmittelbar neben seinem Gesicht. Er spie das Mundstück aus, schaffte es irgendwie, trotz des Klammergriffs den Kopf zu drehen, und biss mit aller Kraft in das feiste Handgelenk.
Ein Schwall Blut trübte das Wasser. Sein Widersacher riss die Hände zurück und stieß einen Schmerzensschrei aus, der als hilfloses Gurgeln herauskam. Pitt ließ nicht locker, hielt den mächtigen Stiernacken weiter umklammert und drückte mit aller Macht zu, spürte aber, wie seine Kräfte schwanden. In seiner Verzweiflung riss er dem Riesen die Taucherbrille weg.
Krampfhaft warf sich der Mann nach hinten, gegen die Wand.
Scheppernd prallten Pitts Sauerstoffflaschen auf den Fels, dass ihm die Luft aus dem Leib gedrückt wurde, aber er lockerte seinen Würgegriff um keinen Millimeter. Mit der freien Hand packte er den Unterarm seines Gegners und drückte noch fester zu.
Pitt konnte das Gesicht des anderen nicht sehen. Er spürte nur, wie er sich hin und her warf, sich schüttelte wie ein nasser Hund, verzweifelt nach seinem Atemregler tastete und ihn in den Mund schieben wollte, doch der Schlauch war um Pitts Arm gewickelt. Hektisch beugte sich der Mann nach vorn, versuchte das an die rechte Wade geschnallte Messer zu ziehen. Pitt hatte damit gerechnet und war darauf vorbereitet.
Als der Riese nach unten griff, ließ Pitt seinen Unterarm los, hob die Hand und stieß ihm den Finger in das offene Auge.
Er erzielte genau die Wirkung, die er erhofft hatte. Der Hüne wurde stocksteif und schlug die Hand vor das Auge. Doch gleichzeitig bekam er zufällig Pitts Hand zu fassen und bog langsam, aber erbarmungslos seinen Zeige- und Mittelfinger nach hinten. Ein gellender Schmerz, der sich mit nichts auch nur annähernd vergleichen ließ, fuhr durch Pitts Hand, so heftig, dass er Sterne vor Augen hatte. Fast hätte er seinen Würgegriff gelöst und nach der Hand gegriffen, die ihn so quälte, doch plötzlich spürte er, wie der Druck schwächer wurde.
Langsam, viel zu langsam ließ der stechende Schmerz nach, als der Riese anfing, mit weit aufgerissenem Mund Wasser zu schlucken.
Seine Bewegungen wurden krampfhafter und unbeherrschter, das Gesicht verzerrte sich vor Angst und Panik, als ihm die Sinne schwanden und er zu ertrinken drohte. Pitt wartete noch ein paar Sekunden, nachdem der Mann schlaff geworden war, ehe er ihm das Mundstück wieder zwischen die Zähne schob und seine Lunge mit Luft versorgte.
Giordino schob den Oberkörper durch das Loch. »Warum brauchst du denn so lange?«
»Künstlerpech«, versetzte Pitt keuchend und mit rasendem Herz. »Ist doch immer so. Wenn ich im Stau stecke, erwische ich garantiert die falsche Fahrspur, in der Bank die falsche Warteschlange, und jetzt habe ich mir den größten Kerl auf der ganzen Welt für einen Ringkampf ausgesucht. Was macht
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