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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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»Apropos Scheidung. Wann kann ich dich endlich von Leo befreien?«
    »Das geht dich …«
    »Spätestens nach der Sache mit Leos Krankenhauskosten ist es höchste Zeit für einen Abgang.«
    »Ich mußte ja nicht zahlen.«
    »Aber nur dank meiner bescheidenen Hilfe. Sag’ mal, ihr lebt schon seit Jahren getrennt. Dann kommt eine Rechnung vom Krankenhaus, die Leo nicht bezahlen kann. Willst du warten, bis du für sein Altersheim aufkom …«
    Mitten im Wort hält er inne und steht auf: »Ja, guten Tag! Wie geht’s, Herr Räumer?«
    Doris schreckt bei dem Namen auf. Räumer erblickt sie und errötet augenblicklich. Er drückt Hechts Hand im Vorbeigehen. Trotz der Hitze ist er mit Krawatte und zugeknöpfter Jacke unterwegs. Ein paar Häuser weiter trifft er einen Mann und verschwindet mit ihm in einer von zwei langen Klingelleisten gesäumten Haustür.
    Doris atmet hörbar aus und greift nach dem Cognacglas. »Da bleibt mir aber die Luft weg. Sag’ mal, Günther, bist du noch mein Anwalt, oder hast du das Lager gewechselt?«
    »Doris, das gehört zu meinem Job. Soll ich die Prozeßgegner anspucken, wenn ich sie auf der Straße treffe? Dafür ist die Stadt zu klein.«
    »Es sah eher so aus, als wolltest du Räumer um den Hals fallen.«
    »Besser, als ihm an die Gurgel zu gehen oder seinen Schreibtisch umzuwerfen.«
    »Es war ein kleiner Besprechungstisch, falls du dich noch erinnerst, und es war ein Versehen.«
    »Du sollst ihn obendrein verbrüht haben.«
    »Es ist ein wenig Kaffee auf seine Hose geflossen. Du weißt doch, daß eine Tasse auf dem besagten Tisch gestanden hat. Hätte ich da gewußt, was noch kommt, dann wäre eine volle Kanne hinterhergeflogen.«
    »Immerhin bist du bei ihm nicht so blöd wie bei Leo. Daß Räumer gegen das Urteil Berufung eingelegt hat, habe ich erwartet. Du hättest ihn nach so vielen Jahren doch eigentlich kennen müssen.«
    »Ich habe immer gedacht, der springt nur mit anderen so um.«
    »Das höre ich öfter. Solange man nicht selbst betroffen ist, ist man so eitel, daß man denkt …«
    »… das hat mich mehr als 5.000 Mark gekostet.«
    »Und mein Honorar.« Hecht grinst. »Wer ist der ungepflegte Herr, den dein Exchef vorhin getroffen hat?« Er nickt mit dem Kopf die Straße hinunter.
    »Die Mieten sind fällig.«
    »Sag’ bloß, das ist doch nicht dein Ernst?« fragt Hecht.
    »Das macht der Schorsch, den du eben gesehen hast. Es heißt, er wäre in der Fremdenlegion gewesen. Der ist nicht zimperlich.«
    »Und die Mieter lassen sich das gefallen?«
    »Scheint so, sonst würden sie wohl nicht da wohnen. Übrigens sind das Leute, die selbst keinen Wert auf Daueraufträge oder Einkommenssteuererklärungen legen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Und Räumer?«
    »Der traut ihm nicht, seitdem er mal nach dem Kassieren böse versackt ist. Schorsch kommt ein-, zweimal im Monat in die Stadt und macht eine Sauftour durch die Kneipen und anschließend, wenn er noch nicht ganz hinüber ist und noch Geld hat, geht’s ins Puff.«
    »Was macht der Rambo sonst noch?«
    »Hauptsächlich hält er Haus und Hof in Schuß, führt kleinere Reparaturen in diversen Mietobjekten aus und kümmert sich um die beiden Pferde von Räumers Tochter.«
    »Die soll behindert sein, und die Frau soll ihm weggelaufen sein«, bemerkt Hecht.
    »Das mit der Frau ist lange her. Die Tochter ist knapp über 20. Die Pferde sind Jennys Leben. Ich bin ab und zu da gewesen. Räumer hält die Ranch nur Jenny zuliebe.« Sie schaut auf ihre Uhr: »Mist, gleich machen die Geschäfte zu.«
    »He, trink doch erst mal. Sei doch nicht so ungemütlich, hier gibt es eine leckere Salattheke.«
    Doris’ Cognacglas wird gegen ein neues ausgetauscht.
    »Aber vorher trinken wir noch was, du wirst ja wohl endlich munter geworden sein.«
    »Willst du mich besoffen machen?« Doris nippt am Kaffee. »Machst du eigentlich keinen Urlaub? Jetzt wäre doch wohl dazu die beste Zeit.«
    »Ich brauche keinen Urlaub. Ich habe keine Frau, keine Kinder, kein Haus, kein Ehrenamt, wo soll ich mich da müde machen? Und mein Job ist mein Hobby. Vielleicht fahre ich mit dem Degenhardt ein paar Tage nach Österreich.«
    »Ihr beide, wußte gar nicht …«
    »Rein dienstlich, er ist ein guter Kunde. Ich habe ihm die Verträge für seine Karateschule aufgesetzt. Er hat viel Zulauf, sein Europameistertitel im Halbkontakt scheint die Kundschaft zu beeindrucken. Wenn sie den Vertrag mit einem Jahr Laufzeit unterschrieben haben, kriegen manche beim

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