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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Mal, wenn er die Römerbrücke überquert, erfüllt ihn Stolz auf seine alte Stadt. Anhand der dendrochronologischen Untersuchung römischer Pfeilerreste, die hier gefunden wurden, ist das Gründungsjahr Triers auf 18 vor Christus datiert worden. In der Römerzeit war es über mehrere Jahrhunderte üblich, daß jeder Passant, der es sich irgendwie leisten konnte, hier eine Münze in den Fluß warf. Bis zur Schiffbarmachung des Flusses, Anfang der sechziger Jahre, wurden in heißen und trockenen Sommern, wenn der Fluß auf ein dünnes Rinnsal zurückgegangen war, reichlich Münzen gefunden.
    Jo verspürt einen ungeheuren Drang, mit dem Opfer einer Münze – wie es schon vor zweitausend Jahren erhofft wurde – die Götter gnädig zu stimmen. Glück kann er heute, weiß der Himmel, gebrauchen. Er greift in die Gesäßtasche der Shorts und fingert die Münze heraus. Als er am Geländer stehen bleibt und die Münze fallen läßt, hat er das sichere Gefühl, durch dieses Opfer etwas bewirken zu können.
    *
    »Wo brennt’s denn?« Walde seufzt.
    »Jetzt in der Karl-Marx-Straße und vorher in der Neustraße. Ich erzähl dir alles auf der Fahrt, die anderen sind schon unterwegs.«
    Walde hat beim Einsteigen die Tür noch in der Hand, da braust Harry schon los. Er fährt mit Vollgas durch die Dietrichstraße. Das Martinshorn jagt einen Radfahrer vom Pflaster. Vorne kommt ein Stück Einbahnstraße, dann geht’s über die Zuckerbergstraße. Vor der Ampel ist ein Stau, und Harry biegt rechts in eine Gasse. Das hätte ich doch wissen müssen, warum Harry hier über enge Nebenstraßen brettert, anstatt die parallel laufende Brückenstraße zu benutzen: nur um 200 Meter weit noch eine Einbahnstraße in der umgekehrten Richtung befahren zu dürfen.
    Am liebsten würde Walde auf die Rückbank klettern. Beim Einbiegen in die Feldstraße werden sie auf die Gegenfahrbahn hinausgetragen. Mit Zwischengas und Gegenlenken fängt Harry den Wagen ab. Jetzt ist es da, das Grinsen, das immer dann die Gesichtszüge seines Assistenten in die Breite zieht, wenn er sein fahrerisches Können unter Beweis stellen kann. Harry guckt zu ihm rüber, als erwarte er Applaus. In der Brückenstraße hat er es nicht mehr eilig. Hätte nur noch gefehlt, daß er anhält, um sich Zigaretten zu ziehen.
    »Du wolltest mir doch unterwegs erzählen, was los ist.« Sie biegen in die Bollwerkstraße ein und halten hinter einem Feuerwehrwagen.
    »Der Wagen bricht hinten leicht aus, ich glaube, es liegt an den Stoßdämpfern.«
    »Ich brech’ auch gleich aus!«
    »Schon gut, Stefan, in der Neustraße hat jemand im Treppenhaus gezündelt, und hier hat der Brand ein Opfer gefordert.«
    Sie zwängen sich zwischen Gaffern hindurch. Feuerwehrleute mit hochgezogenem Atemschutz und Löschkanistern auf dem Rücken tragen Kartons und anderen Kram auf die Straße.
    »Tag, Herr Bock,« ein Brandmeister begrüßt Walde. »Es ist bereits gelöscht, hat wieder jemand mit Papierbündeln gezündelt, wie in der Neustraße.«
    »Herr Hauptkommissar«, Walde wird am Hemdärmel gezupft. »Könnte ich Sie mal kurz sprechen?«
    »Ach, Herr Grabbe, wo ist die Leiche?«
    »Tut mir leid«, nuschelt Grabbe. »Ich muß Ihnen das kurz erklären, Herr Hauptkommissar.«
    »Die erste Brandleiche? Wieder übel?«
    »Nein … doch!«
    »Was denn nun?«
    »Es gibt keine.«
    »Ja und warum haben Sie uns gerufen?«
    »Ein Mißverständnis, nach dem Brand in der Neustraße kam gleich ein Anruf, der das Feuer hier und einen Toten meldete.«
    »Das heißt also, Sie haben uns gerufen, bevor …?«
    Grabbe schaut auf seine Schuhe und nickt.
    »Warum ist niemand von der Schupo hier?« fragt Walde.
    Im gegenüberliegenden Fitneßstudio werden wieder die Geräte bewegt.
    »Sind alle ausgerückt, Einsatz in der Konstantinstraße, Überfall im Parkhaus«, antwortet Harry, der aus dem Haus kommt. »Die beiden Brände und der Überfall, ist alles fast gleichzeitig gelaufen.«
    »Könnt ihr die Packen ein bißchen nach rechts ziehen, ja, so ist es gut. Danke, meine Herren,« Josef Tietzen vom Trierischen Volksfreund hat die Kamera gezückt und dirigiert die Feuerwehrleute.
    »Tag, Herr Kommissar, was ist denn bei C & A im Parkhaus passiert?«
    »Tut mir leid, Sie wissen ja, daß ich keine Erklärungen an die Presse geben darf. Abgesehen davon weiß ich wirklich nichts.«
    »Okay, ich ruf bei Monika an, schönen Abend noch.«
     
    »Soll ich dich nach Hause oder ins Präsidium bringen, Stefan?« fragt

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