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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Sie wissen, was ich über den Fall Nicole denke. Der Täter ist schon lange nicht mehr hier.«
    Er wartet einen Augenblick, und als Walde nichts entgegnet, steht er auf. »Halten Sie mich auf dem Laufenden und stimmen Sie bitte bis Ferienende größere Aktionen vorher mit mir ab.«
    Er schüttelt Walde die Hand: »Ich möchte ein Briefing von heute. See you.«
    *
    Die drei Kerle werden Doris Morgen allmählich lästig. Es reicht schon, wenn vorbeifahrende Autofahrer sie anglotzen oder Bauarbeiter ihr vom Gerüst nachpfeifen. Zu Fuß auf der Straße sind die Männer meistens feige. Es sei denn, sie sind nicht allein, wie diese Blödmänner, die jetzt schon eine Weile dicht hinter ihr hergehen.
    Doris bleibt vor einem Schaufenster stehen und schaut zurück. Die drei bleiben ebenfalls stehen. Einer nuschelt irgendwas auf Französisch, und die beiden anderen grinsen sie an. Sie geht weiter. Es ist früher Abend, die Geschäfte haben noch geöffnet, kein Wölkchen ist am blauen Himmel. Sie geht über einen Parkplatz. Hier schließen ruhigere Wohnstraßen an die City an.
    Die drei sind jetzt dicht hinter ihr. Doris bleibt stehen und dreht sich um. Auch die Männer halten an, einer reagiert später und schwankt zu den anderen zurück. Alle haben kurz geschorene Haare.
    »Mon amour, cherie, ma petite …«, lallt einer der Bubis mit schmachtender Miene.
    »Es reicht!« Doris redet den Sprecher direkt an, der einen Kopf kleiner ist als sie. Sie beschleunigt ihre Schritte, die Gruppe folgt. Es sind nur noch ein paar Meter bis nach Hause. Bis auf ihre Verfolger ist niemand auf der Straße. Die Geräusche der Stadt und das Kichern überschwemmen ihren Kopf.
    Endlich ist sie vor ihrem Haus angelangt. Über eine längere Strecke des Bürgersteigs klafft eine metertiefe Baugrube. Zwischen rotweiß gestreiftem Absperrband balanciert sie über die Bretter. Sie schließt auf und spürt eine Hand an ihrem Hintern. Sie drehte sich um und schlägt den Mann aus voller Drehung mit der flachen Hand. Es klatscht wie ein Peitschenhieb, und der Typ fällt rücklings, vom Zischen des reißenden Bandes begleitet, in die Grube. Unten zappelt er wie ein auf den Rücken gefallener Käfer. Blut läuft ihm aus der Nase. Die beiden anderen starren mit nach vorn gebeugten Oberkörpern in die Grube. Unten richtet sich der Kerl stöhnend auf und greift nach den Händen seiner Kumpel.
    Im Treppenhaus schlägt Doris die Haustür zu und sinkt auf die Stufen. Arme und Beine kribbeln. Ein Druck auf ihren Augen läßt die Wände milchig erscheinen. Die dunklen Punkte kreisen immer schneller. In den Ohren rauscht eine mächtige Brandung. In ihrem Unterleib wird es kalt. Der Atem geht hechelnd. Der kalte Klumpen zieht sich ruckartig zusammen. Sie reißt die Einkaufstüte vor den Mund und atmet hinein. Knisternd zieht sie sich zusammen und dehnt sich wieder aus.
    »Was ist mit Ihnen, Frau Morgen, haben Sie einen Asthmaanfall?« Die Frau aus der Parterrewohnung steht neben ihr. »Soll ich einen Arzt rufen?«
    Doris’ Atem bekommt wieder Rhythmus. Sie nimmt die Tüte vom Mund und schüttelt den Kopf. Die Nachbarin versucht, ihr aufzuhelfen.
    »Danke, es geht schon wieder.«
    Doris geht langsam die Treppe hoch. Sie traut ihren Beinen noch nicht und hält sich am Geländer fest. Die Frau wartet im Treppenhaus, bis Doris ihre Wohnungstür schließt. In der Küche öffnet sie die Tür zum Balkon, die Katze streift ihr um die Beine. Sie füllt die Schale mit Wasser und schaut in den Garten, zu dem Minka über ein angrenzendes Dach und einen Kirschbaum gelangt. Von der Straße aus hält man es kaum für möglich, daß sich hinter der geschlossenen Häuserfassade der Sichelstraße, mitten in der Innenstadt, so tolle Gärten verbergen.
    Doris geht ins Bad. Nach dem Duschen läßt sie ihr kurzes Haar draußen in der Sonne trocknen.
    Hat sie dem Kerl das Nasenbein gebrochen? Wird er zur Polizei gehen oder etwas anderes gegen sie unternehmen?
     
    Doris war nach dem Modedesignstudium – bei Grafik schaffte sie die Aufnahmeprüfung nicht – als Erstzuschneiderin in einem Düsseldorfer Modehaus gelandet. Gleich nach der Hochzeit überredete ihr Mann Leo sie zum Umzug nach Trier, wo er eine Gebäudereinigung eröffnete, in der sie bis zur Trennung mitarbeitete. Was heißt, sie arbeitete mit? Sie schmiß den Laden, während Leo jedem Rock hinterherjagte. Nachher hatte sie auch noch einen Großteil der von Leo verursachten Schulden am Hals und war froh über Räumers

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