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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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dass ein so unbeholfen wirkender Mann Chirurg war.
    Doch mit einem Skalpell in der Hand vollbrachte er wahre Wunder.
    Ihm gegenüber stand der Assistenzarzt mit dem bedauerlichen Handikap, als Linkshänder geboren zu sein.
    Als Letztes Cindy, die OP-Schwester, die die Instrumente reichte, eine dunkelhaarige Nymphe mit ansteckendem Lachen.
    Heute hatte sie einen neuen Lidschatten aufgelegt. Die Farbe nannte sich Oriental Malachit und verlieh ihr eine gewisse Ähnlichkeit mit einem tropischen Fisch.
    „Schöner Lidschatten, Cindy”, bemerkte Guy, als er die Hand nach dem Skalpell ausstreckte.
    „Oh, danke, Dr. Santini.” Sie legte ihm das Instrument in die Hand.
    „Gefällt mir viel besser als der ,Spanische Schleim’.” „Spanisch Moos.”
    „Aber dieser ist wirklich umwerfend, finden Sie nicht?”
    fragte er den Assistenzarzt, der weise schwieg. „Ja”, fuhr Guy fort, „er erinnert mich an meine Lieblingsfarbe. Gallegrün.” Der Assistenzarzt kicherte, und Cindy warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Somit waren seine Chancen endgültig dahin.
    Guy machte den ersten Einschnitt. Als sich eine dünne Blutlinie auf der Bauchdecke zeigte, tupfte der Assistenzarzt sie weg. Ihre Hände arbeiteten automatisch und völlig aufeinander eingespielt, wie zwei Pianisten bei einem Duett.
    Von ihrer Position am Kopfende der Patientin beobachtete Kate den Vorgang und lauschte auf Ellens Herzrhythmus. Alles verlief gut, nirgends der Hauch einer Unregelmäßigkeit. So liebte Kate ihre Arbeit, wenn sie wusste, dass sie alles unter Kontrolle hatte. Inmitten dieser stählernen Ausrüstung fühlte sie sich wohl. Das leise Sausen des Ventilators und das Piepen des Herzmonitors waren Hintergrundmusik zu dem, was sich vor dem Team auf dem OP-Tisch abspielte.
    Guy schnitt tiefer in eine Fettschicht. „Die Muskeln scheinen ein bisschen gespannt zu sein, Kate. Wir könnten Schwierigkeiten beim Zurückziehen bekommen.”
    „Ich sehe zu, was ich machen kann.” Sie wandte sich dem Medikamentenwagen zu und zog eine kleine Schublade mit der Aufschrift Succinylcholin auf. Intravenös gespritzt entspannte es die Muskulatur und würde Guy leichteren Zugang zur Bauchhöhle gewähren. Kate blickte stirnrunzelnd in die Lade.
    „Ann, hier liegt nur noch eine Ampulle Succinylcholin. Besorgen Sie mir neue, ja?”
    „Komisch”, bemerkte Cindy. „Ich bin sicher, ich habe die Lade gestern Nachmittag aufgefüllt.”
    „Jedenfalls ist nur noch eine Ampulle hier.” Kate zog fünf Kubikzentimeter der kristallklaren Lösung auf und injizierte sie in Ellens Infusionsschlauch. Es würde eine Minute dauern, bis es wirkte. Kate setzte sich zurück und wartete.
    Guy hatte die Fettschicht durchtrennt und war dabei, die Bauchmuskeln freizulegen. „Die sind immer noch sehr gespannt, Kate.”
    Sie blickte auf die Wanduhr. „Es sind drei Minuten vergangen. Die Wirkung sollte inzwischen eingesetzt haben.” „Kein bisschen.”
    „Okay. Ich gebe ihr noch etwas.” Kate zog wieder eine geringe Menge auf und injizierte sie. „Ich brauche bald eine neue Ampulle, Ann. Diese ist fast …”
    Der Warnton des Herzmonitors schaltete sich ein. Kate hob ruckartig den Kopf, und was sie sah, ließ sie entsetzt aufspringen.
    Ellen O’Briens Herz schlug nicht mehr.
    Im OP brach sofort die Hölle los. Anweisungen wurden geschrien, Instrumentenwagen schnell beiseite geschubst. Der Assistenzarzt stieg auf einen Hocker und presste sein ganzes Gewicht auf Ellens Brustkorb.
    Das war das sprichwörtliche eine Prozent, der Augenblick blanken Entsetzens, der Albtraum jedes Anästhesisten.
    Und es war der schlimmste Moment in Kate Chesnes Leben.
    In der allgemeinen Panik hatte sie Mühe, nicht die Fassung zu verlieren. Sie injizierte eine Ampulle Adrenalin nach der anderen, zuerst in den Infusionsschlauch, dann direkt in Ellens Herz. Ich verliere sie! dachte Kate. Gütiger Himmel, ich verliere sie! Dann sah sie ein kurzes Aufflackern auf dem Monitor, das einzige Zeichen, dass noch ein Rest Leben vorhanden war.
    „Elektroschock!” rief Kate und sah Ann an, die neben der Apparatur stand. „Zweihundert Watt Sekunden!”
    Ann war erstarrt, ihr Gesicht weiß wie Alabaster.
    „Ann!” schrie Kate. „Zweihundert Watt Sekunden!”
    Es war Cindy, die zur Maschine preschte und den Knopf drückte. Die Nadel schoss auf zweihundert hoch. Guy schnappte sich die zwei Elektrodenkissen, klatschte sie auf Ellens Brustkorb und löste den Strom aus.
    Ellens Körper zuckte zusammen wie der

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