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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Sie dort sind. Ich schicke Ihnen alles Geld, was Sie brauchen.” Sie schien ihn nicht zu hören. „Ann? Sie tun das für mich, nicht wahr?”
    Sie starrte blicklos gegen die Wand. Er hätte ihr gern versichert, dass nichts schief gehen könnte, doch sie wussten beide, dass es eine Lüge war. Er sah ihr nach, wie sie langsam zur Tür ging. Bevor sie verschwand, sagte er: „Danke, Ann.”
    Sie drehte sich nicht um, sondern blieb nur kurz auf der Schwelle stehen und zuckte leicht die Schultern.
    Auf dem Weg zur Bushaltestelle umklammerte Ann Richter immer noch das Geld, das Guy ihr gegeben hatte. Fünfzig Dollar! Als ob das genügen würde! Eine Million Dollar wären nicht genug.
    Sie bestieg den Bus nach Waikiki und blickte aus dem Fenster auf die öden Blocks der City. In Kalakaua stieg sie aus und ging auf ihr Apartmenthaus zu. Busse fuhren vorbei und erstickten sie fast mit ihren Abgasen. Ihre Hände wurden feucht in der Hitze, und die Betongebäude schienen sie einzukesseln. Während sie sich durch die Touristenmassen auf dem Gehweg drängte, fühlte sie sich immer unsicherer.
    Ann beschleunigte ihre Schritte.
    Zwei Häuserblocks nördlich von Kalakaua lichtete sich die Menge, und Ann wartete an einer Straßenkreuzung darauf, dass die Ampel auf Grün sprang. In diesem Moment, während sie allein dort stand, wusste sie, dass sie verfolgt wurde.
    Sie drehte sich abrupt um und blickte die Straße entlang. Ein alter Mann schlurfte den Gehweg hinunter. Ein Ehepaar schob ein Baby im Kinderwagen. Und auf einem Kleiderständer vor einem Geschäft flatterten bunte Röcke. Da war nichts Ungewöhnliches … zumindest hatte es den Anschein.
    Die Ampel schaltete auf Grün. Ann lief wie von Hunden gehetzt über die Straße und verlangsamte ihr Tempo erst, als sie ihr Apartment erreichte.
    Sie begann sofort zu packen. Noch während sie ihre Sachen in einen Koffer warf, überdachte sie die nächsten Schritte. Die Maschine nach San Francisco ging um Mitternacht. Ihr Bruder würde sie eine Weile aufnehmen, ohne Fragen zu stellen. Er wusste, dass jeder seine Geheimnisse hatte.
    Das muss alles nicht sein! flüsterte eine innere Stimme. Du könntest zur Polizei gehen …
    Und was soll ich denen sagen? Die Wahrheit über Jenny Brook? Damit zerstöre ich ein unschuldiges Leben.
    Bedrückt und fieberhaft nachdenkend ging sie in ihrem Apartment auf und ab. Als sie am Spiegel vorbeikam, erkannte sie sich kaum. Ihr Haar war unordentlich, und unter ihren Augen hatte sich Wimperntusche verschmiert. Angst machte ihr das eigene Gesicht fremd.
    Du musst nur anrufen und ein Geständnis ablegen, riet die innere Stimme, ein offenbartes Geheimnis stellt keine Gefahr mehr dar.
    Ann griff nach dem Telefonhörer. Mit zitternden Händen wählte sie Kate Chesnes Privatnummer. Niedergeschlagen hörte sie die Ansage des Anrufbeantworters.
    Sie räusperte sich und sagte. „Hier spricht Ann Richter. Bitte, ich muss mit Ihnen reden. Es geht um Ellen. Ich weiß, warum sie sterben musste.”
    Dann hängte sie auf und wartete auf Antwort.
    Es vergingen Stunden, bevor Kate Chesne die Nachricht abhörte. Nachdem sie den Pier am Spätnachmittag verlassen hatte, war sie eine Weile ziellos herumgefahren, um nicht in ihr leeres Haus zurückzumüssen. Doch das Abendessen in einem kleinen Restaurant sagte ihr ebenso wenig zu wie die Kinovorstellung, die sie nach der Hälfte des Films verließ.
    Sie kam gegen zehn Uhr heim, zog sich halb aus und saß lustlos auf dem Bett, als sie das Licht am Anrufbeantworter blinken sah. Sie ließ das Band zurücklaufen und ging zum Schrank.
    „Hallo, Dr. Chesne, hier spricht vier Ost. Wir wollten Ihnen mitteilen, dass Mr. Bergs Blutzucker 98 ist … Hallo, hier spricht June aus Dr. Averys Büro. Vergessen Sie die Sitzung des Ärztegremiums am Dienstag um vier nicht … Hallo, hier ist Windward Immobilien. Bitte, rufen Sie uns zurück. Wir haben eine Auflistung, die Sie interessieren könnte …”
    Kate hängte gerade ihren Rock auf, als die letzte Mitteilung ablief.
    „Hier spricht Ann Richter. Bitte, ich muss mit Ihnen reden. Es geht um Ellen. Ich weiß, warum sie sterben musste …”
    Sie hörte noch das Klicken, als der Hörer aufgelegt wurde, dann spulte das Band automatisch zurück. Kate eilte zum Rekorder und drückte den Wiedergabeknopf.
    „… Es geht um Ellen. Ich weiß, warum sie sterben musste.”
    Eilig suchte sie Anns Adresse und Telefonnummer heraus und wählte. Doch die Leitung war ständig besetzt. Kate wusste,

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