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Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unruhe
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der große Krieg war verloren, das Opfer der Entführung war tot.
    Jemand mußte es ihrer Familie mitteilen, und Corning wußte schon jetzt, daß er derjenige sein würde. Ohne ein weiteres Wort schlug auch Mulder den Weg zum Wagen ein.
    Als Mulder die Straße erreichte, saß Scully bereits hinter dem Steuer. Sie starrte stur geradeaus und gab mit keiner Miene zu erkennen, daß sie die Ankunft ihres Partners bemerkt hatte. Mulder blieb neben dem Wagen stehen und redete durch die offenen Scheibe auf der Beifahrerseite auf sie ein.

    „Ich habe nachgedacht, Scully“, begann er, ohne auf ihre trübe Stimmung einzugehen. „Dieses Wort, Unruhe, bedeutet Ruhelosigkeit. Ich glaube, er wollte sie von irgend etwas heilen. Sie vor der Verdammnis retten... vor diesen Dingern auf dem Bild. Den Dingern, die er Heuler nennt.“ Scully stierte noch immer über die Motorhaube des Wagens hinweg. Sie wußte, daß sie unter Schuldgefühlen litt. Hätten sie den Fall schneller gelöst, dann hätten sie Alice Brandt vielleicht noch retten können. Sie versuchte, sich das Entsetzen der jungen Frau vorzustellen ... das Entsetzen, als sich das Leukotom langsam in ihre Augenhöhlen bohrte. Sie war wirklich nicht in der richtigen Stimmung, um die Hintergründe dieses Falles mit Mulder zu diskutieren.
    „Mulder, es ist vorbei“, sagte sie ausdruckslos.
    Doch ihr Partner war noch nicht fertig. Er war nicht überzeugt, daß sie diesem Fall bereits ausreichend auf den Grund gegangen waren.
    „Ich glaube, das Foto hat nicht seine Fantasien, sondern seine Alpträume dargestellt“, fuhr er fort.
    Scully hatte endgültig genug.
    „Was zum Teufel soll das ändern?“ fauchte sie.
    „Ich will es nur verstehen“, entgegnete Mulder sanft. Er war nicht leicht zu kränken.
    „Ich nicht“, schnappte Scully.
    Für einen kurzen Moment blickten sich die beiden Agenten an, ehe Mulder die Beifahrertür des Explorers öffnete und in den Wagen kletterte. Scully hatte bereits den Motor angelassen. Nun legte sie den Gang ein, und der vierradgetriebene Wagen schleuderte Kieselsteine in die Luft, als sie beschleunigte und sich so schnell wie möglich von Alice Brandts Leichnam entfernte.

    10
    Officer Trott war in der Polizeistation geblieben, um Schnauz in Haft zu nehmen. Gerry Schnauz wirkte wie betäubt. Seit die beiden FBI-Agenten gegangen waren, hatte er kein Wort gesagt. Auf Trott wirkte er wie ein verlassenes Kind. Auf sonderbare Weise machte er sogar einen netten Eindruck.
    Noch hatte die Neuigkeit vom Tod Alice Brandts die Polizeistation nicht erreicht, und die meisten Polizisten waren an der Suche beteiligt, so daß es in den Büros außergewöhnlich still war. So ruhig war es in dem Revier seit der ersten Entführung nicht mehr zugegangen. Trott schob ein leeres Kunststofftablett über den Tisch zu Schnauz.
    „Legen Sie alles hier hinein: Brieftasche, Schmuck, alles“, wies er den Gefangenen an.
    Schnauz widersetzte sich nicht, wenn er auch seine Brieftasche und die Schlüssel nur zögernd übergab. Es fiel ihm schwer, die Schlüssel aus seiner linken Tasche zu fischen, weil er mit dem linken Handgelenk am Tisch festgeschlossen war.
    Mühevoll griff mit der rechten Hand herum, zog den Bund unbeholfen aus der Tasche und ließ ihn auf das Tablett fallen.

    Nun stellte Trott ein Tintenkissen vor Schnauz und legte die Formulare daneben, auf denen seine Fingerabdrücke festgehalten werden sollten. Er griff nach der Hand des Inhaftierten, drückte seine Fingerspitzen in die Tinte und anschließend auf das amtliche Formular. Dabei fiel sein Blick auf die starken Schwielen an Schnauz' Fingern - er hatte immer schon mal fragen wollen, ob all diese abgestorbene Haut nicht die Fingerabdrücke ruinieren könnte.
    Schließlich führte er Schnauz zur Wand, um Fotos von ihm zu machen. An der Wand waren alle fünf Zentimeter Markierungszeichen für die jeweilige Höhe angebracht: Schnauz war beinahe einen Meter und fünfundneunzig Zentimeter groß.
    Trott gab dem Gefangenen ein kleines Schild, das er vor seine Brust halten sollte. Auf dem Schild stand in Kunststofflettern: TRAVERSE CITY
    POLICE DEPT. SCHNAUZ, GERALD. 01/22/60.
    „Augen geradeaus“, befahl Trott.
    Während er vor der Kamera stand, fixierte Schnauz Trotts Dienstwaffe. Der Verschlußriemen an Trotts Holster war offen. Während all seiner zwölf Dienstjahre hatte Trott seine Smith and Wes-son niemals gezogen, geschweige denn einsetzen müssen. Manchmal war ihm gar nicht mehr bewußt, daß er

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