Akte X
geht um die Drogerie, vor der das erste Opfer verschwunden ist.“ Diese Nachricht versetzte Mulder in Erstaunen, doch weder er noch Scully hatten die geringsten Zweifel an der Identität des Täters. Während sie den Ort des Verbrechens verließen, hob Officer Corning gerade das Laken an, um ein Beweisfoto zu schießen. Seine Hand zitterte. Einige Schritte entfernt weinte ein jüngerer Polizist hemmungslos um seinen toten Freund und Kollegen.
Minuten später parkte Mulder den Explorer auf dem Parkplatz, auf dem Mary Lefante verschwunden war. Gemeinsam mit Scully eilte er zur Drogerie hinüber. Zeit spielte jetzt die alles entscheidende Rolle: Sie wollten und durften Schnauz' Fährte nicht verlieren.
Im hinteren Teil des Ladens saß der benommene Drogist. Ein Sanitäter behandelte eine Schnittwunde an seinem Kopf. Scully untersuchte den alten Mann, ehe sie einen Blick hinter den Verkaufstresen warf. Mulder hingegen beschränkte seine Suche auf die Regale, in denen üblicherweise die Filmrollen zu finden waren. Er griff nach einem aufgerissenen, leeren Polaroidfilmkarton. Unten, auf dem Boden, lag noch ein halbes Dutzend weiterer Kartons, die auf die gleiche Weise geplündert worden waren.
Schnauz hatte erkannt, daß er die Fotos beeinflußte, und deshalb hatte er die Filme gestohlen - soviel stand für Mulder nun fest. Er wollte Scully von seiner Entdeckung erzählen, doch als er neben dem Tresen stand, erregte ein heller, hoher Kasten seine Aufmerksamkeit. Auf der Rückseite des Ladens stand eine unauffällige moderne Fotokabine, an der ein Schild angebracht war, das den Betrachter darüber informierte, daß große Abzüge fünf Dollar kosteten. Während er zu der Kabine hinüberging, hatte Mulder bereits das Geld in der Hand. Er steckte die Münze in die vorgesehene Öffnung, betrat die Kabine jedoch nicht.
Scully hatte soeben ihr Gespräch mit dem Drogisten beendet, als sie Mulder auf der anderen Seite des Ladens entdeckte. Sie konnte sich gut vorstellen, was er da tat.
„Es war Gerry“, sagte sie, als sie hinter ihren Partner trat.
Mulder nickte. Es hätte ihn überrascht, wenn es nicht Gerry gewesen wäre.
„Er hat die Paßbildkamera mitgenommen“, berichtete Mulder. „Und alle Filme im Laden.“
„Er hat auch Morphium, Skopolamin, Hydro-bromid, Insulinampullen und Spritzen mitgenommen“, fügte Scully finster hinzu.
Mulder blickte von der Bedienungsanleitung auf dem Fotoautomaten auf, und Scully beantwortete seinen fragenden Blick. „Er will noch mehr Leute in Dämmerschlafversetzen ...“
„Er will seine Arbeit fortsetzen“, korrigierte sie Mulder.
Als das Blitzlicht im Inneren aufflammte und wieder erlosch, sah Scully kurz in die leere Kabine.
„Mulder“, drängelte sie. „Die Baustelle, auf der ich ihn verhaftet habe ... Was ist, wenn er dort bereits sein nächstes Opfer ausgewählt hat? Es gibt rundherum Appartementhäuser.“ Mulder zog die Augenbrauen hoch.
„Denken Sie, Sie haben ihn auf der Pirsch gestört?“
Scullys Gesichtsausdruck sprach Bände. „Gehen wir“, forderte sie ihn auf.
Mulder griff in seine Jackentasche und zog die Schlüssel für den Explorer heraus.
„Warten Sie eine Sekunde. Hier“, erwiderte er und streckte ihr die Schlüssel entgegen. „Holen Sie schon mal den Wagen, und warten Sie vor der Tür auf mich. Ich möchte nur noch auf das Foto hier warten. Ich komme gleich nach.“ Während sie Mulder die Schlüssel abnahm, bemühte sich Scully, ihren Unmut unter Kontrolle zu halten. Dann hastete sie zur Tür hinaus, wobei sie die kleine, rostige Glocke zum Klingen brachte.
Draußen eilte sie an dem wartenden Krankenwagen vorbei, um die Ecke des Gebäudes herum und die ausgetretenen Stufen hinunter, die auf den tiefergelegenen Parkplatz führten.
Scully wußte genug mit der Zeit anzufangen, in der sie auf Mulder und seine exotischen Ermittlungsmethoden warten mußte. Auf dem Weg zu dem Explorer zog sie ihr Handy aus ihrer Tasche und wählte eine Nummer. Nach zweimaligem Klingeln meldete sich eine vertraute Stimme. Scully antwortete, ohne stehenzubleiben.
„Corning, hier ist Scully. Schicken Sie Einheiten zu dem Wohnblock an der Belmont Avenue dreihundert. Überprüfen Sie alle Appartements in der Nähe der Baustelle. Ich glaube, er ist auf dem Weg dorthin.“
Gleich darauf trennte sie die Verbindung und steckte das Telefon wieder ein. Inzwischen hatte sie den Wagen erreicht und kramte in ihrer Tasche nach dem Schlüssel. Sie bemerkte nicht, daß am
Weitere Kostenlose Bücher