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Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unruhe
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erhoben.
    Während sie quer durch den Raum auf ihn zu schritt, zielte Scully auf seine Schulter. Sie wollte ihn nicht töten - sie wollte ihm einige Fragen über den Verbleib der vermißten Frau stellen. Als sie ihm nahe genug war, packte sie den großen Mann am Ellbogen und drehte ihn herum, so daß sein Gesicht von ihr abgewandt war. Dann drückte sie ihm ihre Waffe ins Genick und erteilte ihm ihre Anweisungen.
    „Verschränken Sie Ihre Hände hinter dem Kopf!“ Als er nicht schnell reagierte, herrschte sie ihn mit lauter Stimme an.
    „Los jetzt!“
    Schnauz wimmerte. Sein Atem ging stoßweise, und er hatte einen panischen Ausdruck in den Augen, den Scully als sonderbar verächtlich, trotzig und dabei gleichzeitig unterwürfig empfand. Mit seiner beginnende Glatze sah er aus wie ein großer Teddybär, doch Scully war sich sicher, daß hinter dieser Fassade ein bestialischer Mörder lauerte.
    Sie drängte ihn mit dem Gesicht an eine noch unfertige Mauer. Zuerst langte sie in die rechte tiefe Tasche seiner ausgebeulten Zimmermannskleidung, dann in die linke. Etwas Scharfes stach ihr in den Finger. Ruckartig zog sie die Hand zurück: Blut verteilte sich auf ihrer Fingerspitze. Erneut griff sie in die Tasche, dieses Mal jedoch vorsichtiger, und zog ein Gerät daraus hervor. Mit einem unangenehmen Gefühl im Magen musterte sie den Festgenommenen. Sie wußte auf Anhieb, worum es sich bei diesem Gegenstand handelte: Es war ein Leukotom.

    8
    Das Vernehmungszimmer der Polizei von Traverse City war nur mit einem kargen Tisch und zwei Stühlen ausgestattet. Nur einer der Stühle war besetzt. Gerry Schnauz saß auf diesem Stuhl, die Hände mit Handschellen gefesselt. Fast unsichtbar im Schatten lehnte Mulder an der Rückwand des Raumes, während Scully, Schnauz gegenüber, empört aufgerichtet vor dem Tisch stand.
    Sie wartete darauf, daß er ihre Frage beantwortete.
    „Wer?“ fragte Schnauz, der noch immer seine gipsverschmierte Arbeitskleidung trug.
    Scully atmete tief durch. Sie hatte gehofft, daß er nicht den Dummen spielen würde. Immerhin war irgendwo dort draußen eine Frau, die aller Wahrscheinlichkeit nach ärztliche Hilfe benötigte.
    „Alice Brandt. Die zweite Frau, die Sie entführt haben - das ist ihr Name, Gerry.“ Wieder wartete Scully auf eine Antwort, doch Schnauz zuckte nur die massigen Schultern. Noch eindringlicher wiederholte sie ihre Frage.
    „Wo ist Alice Brandt?“
    „Ich weiß ...“ hob Schnauz an, unterbrach sich und begann noch einmal von vorn. „Ich habe absolut keine Ahnung, wovon Sie sprechen.“ Mulder blickte nicht einmal von dem Aktenordner auf, in dem er im Hintergrund blätterte. Scully wußte, daß Schnauz log - sie mußte ihm nur irgendwie klarmachen, daß er mit dieser Taktik absolut keine Chance hatte.
    „Sagen Sie uns, wo sie ist, Gerry“, knirschte sie.
    „Es tut mir leid“, jammerte Schnauz. „Sie müssen mich wohl verwechseln. Ich habe ehrlich ... ehrlich keine Ahnung, wovon Sie sprechen.“
    Scully griff in ihre Jackentasche und zog den durchsichtigen Plastikbeutel mit dem Leukotom hervor. Dann hielt sie ihn Schnauz vor die Nase.
    „Erklären Sie mir das hier“, forderte sie.
    Schnauz' Augen huschten hektisch wie eine Flipperkugel hin und her, doch als er sprach, klang seine Stimme erstaunlich ruhig.
    „Wir haben heute Dämmplatten angebracht. Ich benutze das Ding, um die Löcher für die Halterungen in die Platten zu bohren.“
    „Nein“, beharrte Scully. „Sie benutzten es, um zwei Männer umzubringen, Gerry.“
    „Was für zwei Männer?“ Schnauz' Mund stand leicht offen.
    „Sie haben es an Mary Lefante angewandt“, bohrte Scully weiter.
    „An wem?“ Schnauz schüttelte den Kopf, als wolle er sich von einer Spinnwebe befreien. „Vor einer Minute hieß sie noch Alice Brandt!“ murmelte er verwirrt vor sich hin. Als er wieder aufblickte, wirkte er verwundert und sogar ein wenig verletzt angesichts dieser Vorwürfe. „Ich kann es nicht glauben. Ich kann einfach nicht glauben, daß das passiert.“
    Scully war von seinem Schauspiel beeindruckt.
    Ein Polizist, der mit den Fakten nicht ausreichend vertraut war, würde Schnauz für unschuldig halten.
    Sie selbst war enttäuscht, daß in seinen Worten keine Spur eines deutschen Akzents anklang. Mulder blickte von dem Aktenordner auf, in den er nach wie vor vertieft gewesen war. Schnauz konnte zwar Mulders Gesicht nicht sehen, doch er war sich seiner Anwesenheit bewußt.
    „Erzählen Sie uns von Ihrer

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