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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antikorper
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ich flehe dich an!«
    Ohne auf den durchweichten Schuh zu achten, kletterte Jody ans Ufer. Er holte tief Luft und rannte weiter. Er griff nach einem Ast, beschmierte sich dabei die Hand mit klebrigem Harz und hangelte sich die Böschung hinauf, bis die kleine Schlucht unter ihm lag und er wieder ebenen Boden unter den Füßen hatte, so daß er weiterlaufen konnte.
    Er bekam Seitenstiche, die einen scharfen Schmerz durch seine Nieren, seinen Magen schickten, aber er preßte die Hand gegen die schmerzende Seite, so daß er weiterrennen konnte. Jody verstand nicht, was vor sich ging, aber er vertraute seiner Furcht und er vertraute der Warnung seiner Mutter. Er schwor, sich nicht von Jeremy Dorman erwischen zu lassen.
    Er verharrte kurz, lehnte sich keuchend an einen Baum und horchte gebannt, ob er noch immer verfolgt wurde.
    Auf der anderen Seite des Baches, am Fuß der Böschung, entdeckte er eine massige Gestalt in einem zerrissenen Hemd - Jeremy Dorman. Ihre Blicke trafen sich über die große Distanz im schattigen Wald.
    Jeremys Augen waren die eines völlig Fremden, und Jody verdoppelte seine Anstrengungen und rannte weiter. Sein Herz hämmerte, und er schnappte keuchend nach Luft. Geduckt brach er durch die dichten Büsche, die ihn wie mit Händen festzuhalten schienen. Hinter ihm hatte Dorman keine Mühe, durch das Unterholz zu stürmen.
Jody kletterte einen Hang hinauf und rutschte auf der feuchten Laubdecke des Bodens aus. Er wußte, daß er dieses unglaubliche Tempo nicht mehr lange durchhalten konnte. Dorman schien nicht langsamer zu werden.
    Er rannte in eine kleine Schlucht, die voller Laub und flechtenbewachsener Sandsteinvorsprünge war. Die Bäume standen so dicht und die Schatten waren so tief, daß er wußte, daß Dorman ihn nicht sehen konnte, und er hatte das Glück, sich in eine feuchte Mulde zwischen einem fauligen Baumstumpf und einem rissigen Felsen ducken zu können, die vermutlich einem Tier als Unterschlupf diente. Zweige, Ranken und Unterholz knackten, als er sich zusammenkauerte.
    Still saß er da, keuchend atmend, mit hämmerndem Puls. Er lauschte, ob der Mann näherkam. Er hatte nichts mehr
     
    von seiner Mutter gehört und fürchtete, daß sie verletzt drüben beim Blockhaus lag. Was hatte Dorman ihr angetan, was hatte sie geopfert, um ihm die Flucht zu ermöglichen?
    Schwere Schritte knirschten auf dem Waldboden, aber der Mann rief jetzt nicht mehr nach ihm. Jody erinnerte sich, wie sie zusammen auf seinem Nintendo Autorennen gespielt hatten, wie er und Jeremy sich gegenseitig todesverachtende Verfolgungsjagden quer durch das Land oder durch außerirdische Landschaften geliefert hatten.
    Aber dies war die Wirklichkeit, und es stand weit mehr auf dem Spiel als bloß die höchste Punktzahl. Dorman kam näher, bahnte sich seinen Weg durch das Gestrüpp und suchte den zwielichtigen Wald ab. Jody saß verkrampft und reglos da und betete, daß er in seinem Versteck sicher war.
    In der Ferne bellte Vader, und Dorman blieb stehen, um sich dann in eine andere Richtung zu wenden. Jody erkannte seine Chance und versuchte, davonzuschleichen, aber als er einen der auf dem Boden liegenden Äste zur Seite schob, geriet ein schief stehender Baumstamm ins Rutschen und landete mit einem Ende krachend im morschen toten Holz.
    Dorman erstarrte wieder und stürmte dann zu Jodys Versteck.
    Der Junge duckte sich unter den Baumstamm, kroch am schlüpfrigen Felsen entlang und schlängelte sich zur anderen Seite der Schlucht. Er sprang auf und rannte mit gesenktem Kopf weiter, Äste zur Seite schiebend, während Dorman ihm hinterherrief und durch die Vorderseite des Dickichts brach. Jody riskierte einen Blick über die Schulter, um festzustellen, wie dicht ihm sein Verfolger auf den Fersen war.
    Dorman streckte eine fleischige Hand aus und deutete auf ihn. In dem Moment, als Jody erkannte, daß er einen
     
    Revolver in der Hand hielt, sah er auch schon den Lichtblitz aus der Mündung zucken.
    Ein lauter Knall hallte durch den Wald. Die Kugel schlug einen knappen Meter über seinem Kopf in den Stamm der Kiefer ein und sprengte ein großes Stück Borke und Holz heraus. Dorman hatte auf ihn geschossen!
    »Komm sofort her, verdammt!« schrie Dorman.
     
    Jody unterdrückte einen Schrei und verschwand im dichten Unterholz hinter dem Baum, der ihn beschützt hatte.
    Durch die Dämmerung des Waldes drang Vaders Gebell an Jodys Ohr, sein ungeduldiges Jaulen, als wollte er ihn rufen. Jody vertraute seinem Hund weit

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