Akte X
müsste Millionen und Abermillionen von ihnen geben, um die dramatischen Zellreparaturen durchzuführen, die wir beobachtet haben.« Doch den ersten Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmte, hatten ihr Jodys Brandblasen, Kratzer und Schnitte nach dem Feuer geliefert. Obwohl es sich um keine ernsten Verletzungen handelte, heilten sie nicht schneller als jeder gewöhnliche Kratzer. Jody Kennessy schien jetzt ein normaler Junge zu sein.
»Aber was ist mit den Nanomaschinchen passiert?« fragte Mulder. »Hat Jody sie irgendwie verloren'?«
Scully hatte keine Erklärung dafür.
Zusammen betraten sie das Zimmer. Jody saß in seinem Bett und achtete kaum auf den Fernseher, der lärmend im Hintergrund lief. Wenn man bedachte, was er alles durchgemacht hatte, hielt sich der zwölfjährige Junge ausgesprochen tapfer. Er lächelte Scully an, als er sie sah.
Ein paar Momente später kam der Onkologe ins Zimmer, ein Klemmbrett in der Hand und ratlos mit dem Kopf schüttelnd. Er sah Scully an, dann Jody und ignorierte Mulder völlig.
»Ich sehe kein Anzeichen von Leukämie, Agent Scully«, sagte er kopfschüttelnd. »Sind Sie sicher, dass es derselbe Junge ist?« ;
»Ja, wir sind sicher.«
Der Onkologe seufzte. »Ich habe mir das Krankenblatt und die Laborergebnisse des Jungen angesehen. Keine Leukoplasten im Blut. Ich habe außerdem eine Lumbalpunktion vorgenommen, um die cerebrospinale Flüssigkeit auf das Vorhandensein von Leukoplasten zu untersuchen - noch immer nichts. Normalerweise liefern diese Untersuchungen klare Ergebnisse. Bei einem fortgeschrittenen Fall wie seinem sollten die Symptome mit bloßem Auge zu erkennen sein — und Gott weiß, dass ich schon genug derartige Fälle gesehen habe.«
Der Onkologe richtete seinen Blick auf Jody. »Aber die Leukämie dieses Jungen ist vollständig verschwunden. Sie hat sich nicht nur zurückgebildet - sie ist verschwunden.«
Scully hatte im Grunde nichts anderes erwartet.
Der Onkologe blinzelte und ließ das Klemmbrett sinken. »Ich habe schon medizinische Wunder erlebt
- nicht oft, aber angesichts der vielen Patienten, die wir haben, ist es nicht überraschend, dass hin und wieder medizinisch nicht erklärbare Phänomene auftreten. Aber dieser Junge, der noch vor ein oder zwei Monaten an unheilbarem Krebs im Endstadium litt, zeigt nicht die geringsten Symptome.«
Der Onkologe musterte Jody mit hochgezogenen Augenbrauen, doch der Junge wirkte völlig desinteressiert, als wüsste er die Antworten schon seit langem. »Jody, du bist geheilt. Ist dir klar, was diese Diagnose bedeutet? Du bist, abgesehen von ein paar Kratzern und Abschürfungen und leichten Verbrennungen, völlig gesund. Es ist alles in Ordnung mit dir.«
»Wir lassen Sie es wissen, wenn wir noch weitere Fragen haben«, sagte Scully, und der Arzt wirkte enttäuscht, dass sie nicht genauso verblüfft war wie er. Vielleicht etwas zu brüsk bugsierte sie ihn aus dem Krankenzimmer.
Als der Onkologe fort war, setzten sie und Mulder sich auf das Fußende von Jodys Bett. »Weißt du, dass es in deinem Blut kein einziges Nanomaschinchen mehr gibt, Jody? Wir verstehen das einfach nicht. Die Nanomaschinen haben deine Schusswunde und deinen Krebs geheilt - aber jetzt sind sie verschwunden.«
»Weil ich geheilt bin.« Jody sah kurz zum Fernseher hinüber, doch die lärmende
Hausfrauen-Talkshow, die über den Bildschirm flimmerte, interessierte ihn nicht. »Mein Dad sagte, sie würden sich abschalten und auflösen, wenn sie mit der Arbeit fertig sind. Er hat sie so gebaut, dass sie meine Leukämie Zelle für Zelle heilen. Er sagte, es würde lange dauern, aber mir würde es von Tag zu Tag besser gehen. Dann, wenn sie fertig wären... würden sich die Nanomaschinchen von selbst abschalten.«
Mulder zog die Brauen hoch und sah Scully an. »Also hat Dr. Kennessy die Gefahren einer unkontrollierten Verbreitung von Nanomaschinen erkannt und eine Sicherung eingebaut. Ob sein Bruder Darin etwas davon wusste?«
»Mulder, das verlangt unglaubliche technische Fähigkeiten ...«, begann sie, doch dann wurde ihr klar, dass das ganze Konzept autonomer biologischer Polizisten, die im menschlichen Körper arbeiteten und den DNS-Kode als Blaupause für die Zellreparatur benutzten, allein schon so phantastisch war, dass sie es anfangs für unmöglich gehalten hatte.
»Jody«, sagte sie und beugte sich näher zu dem Jungen, »wir beabsichtigen, diese Ergebnisse allgemein bekanntzumachen. Wir müssen dafür sorgen,
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