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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seilbahn zu den Sternen
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töten.
Die Frau warf Duane einen Blick über die Schulter zu.
    »Schließen Sie die Tür wieder, Missy«, befahl er leise. »Schließen Sie einfach die Tür und drehen Sie den Schlüssel um. Dann kehren Sie an Ihren Platz zurück und setzen sich wieder.« Gwen zögerte nur einen winzigen Moment lang und befolgte dann gehorsam Duanes Anweisungen. Mulder stieß in Gedanken einen erleichterten Seufzer aus.
    Duane trat an die Tür, vergewisserte sich, daß sie richtig verriegelt war, und zog an der Jalousie. Die Blätter schlössen sich. Dann riß er die Jalousiestrippe mit einem scharfen Ruck ab. Die Blätter klafften wieder auf, aber er bemerkte es nicht. Mit der Pistole in der einen und dem Seil in der anderen Hand ging er zu Mulder hinüber und baute sich hinter ihm auf.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte er. »Ich kann Sie mit der Pistole bewußtlos schlagen, oder Sie legen die Hände langsam und ruhig auf den Rücken.«
    Mulder streckte die Arme vorsichtig hinter sich aus und kreuzte die Handgelenke. Er spürte Duanes Bewegungen. Das Seil strich über seine Haut. Das war der entscheidende Moment, wenn er etwas unternehmen wollte. Duane konnte ihn nicht fesseln und gleichzeitig die Pistole in der Hand halten. Er würde die Waffe in unmittelbarer Nähe behalten, auf dem Boden oder im Gürtel, aber nicht in der Hand. Jedenfalls nicht in diesem Augenblick...
    »Versuchen Sie's nicht«, warnte Duane leise.
    Mulder entspannte sich. Das Seil schnitt tief in seine Handgelenke. Duane schlang es zweimal herum und verknotete es fest. Die Chance war vorbei.
Das sieht ziemlich schlecht aus, dachte Mulder.
Duane blieb direkt vor Mulder stehen. Er beugte sich vor und starrte ihm in die Augen. »Jetzt werden wir sehen, wie gut Sie lügen können.«
»Ich sage die Wahrheit, Duane.«
    »Woher wollen Sie denn wissen, was Duane Barry durchgemacht hat? Wie könnte das irgend jemand wissen?«
    Seine Stimme war heiser, hitzig und rauh vor Wut, aber Mulder kam sie eher wie die eines verwirrten Kindes vor. Dieser Mann war gefährlich, vielleicht geisteskrank und ein potentieller Mörder, und trotzdem verspürte Mulder immer noch Mitleid mit ihm. Dieser Mann hatte Dinge erlebt, die kein Mensch jemals erdulden sollte. Und das Schlimmste daran war, daß er glaubte, kein Mensch auf der Welt könne ihn verstehen.
    »Meiner Schwester ist das gleiche zugestoßen«, sagte Mulder sanft.
    Duane hatte sich gerade zurückziehen wollen, aber Mulders Worte ließen ihn wieder herumwirbeln. Er schob sein schweißverschmiertes Gesicht so dicht an ihn heran, daß es ihn beinahe berührte. Mulder hatte den Eindruck, den Wahnsinn förmlich riechen zu können.
    »Glauben Sie bloß nicht, Sie könnten das Leben der anderen mit Ihren Lügen retten. Ich verlange Ehrlichkeit von Ihnen, und ich erwarte ein bisschen Respekt!«
     
    Das letzte Wort klang mehr wie der Schrei eines Tieres als der eines Menschen. Mulder warf einen kurzen Blick zu Dr. Hakkie hinüber. Der Arzt wirkte völlig teilnahmslos.
    »Ich habe die Schnauze voll von diesem Scheiß«, fügte Duane mit nun wieder normal klingender Stimme hinzu. Er wich zurück und fuchtelte mit der Pistole in Hakkies Richtung. Der Arzt schloß die Augen und drehte den Kopf zur Seite.
    Ich muß seine Aufmerksamkeit weiter auf mich ziehen, dachte Mulder. »Wie geht das vor sich, Duane?« fragte er schnell. »Wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind? Wenn Sie nachts allein im Bett liegen? Wann kommen die zu Ihnen?«
    Duane antwortete nicht, aber wenigstens starrte er nicht länger Hakkie an.
    Mulder nahm ein leises Geräusch in seinem linken Ohr wahr. Er ignorierte es. »Dann sind Sie wie gelähmt, nicht wahr?« fuhr er fort. »Sie können sich nicht bewegen. Manchmal können Sie nicht einmal atmen.«
    Das Geräusch in seinem Ohr wurde zu einem Kratzen und verwandelte sich schließlich in eine Stimme. In Lucy Kazdins Stimme: »Agent Mulder...«
     
    »Es ist, als würden Sie einen elektrischen Schlag bekommen. Und dann sind sie da.«
    »Wenn Sie so weitermachen, treiben Sie ihn völlig in den Wahnsinn!« fauchte Kazdins Stimme in sein Ohr. Dann wurde sie plötzlich undeutlicher. »Ich brauche ein Bild von dem, was da drinnen passiert.«
    Mulder fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Er glaubte nicht, daß die letzten Worte ihm gegolten hatten. Die nächsten aber waren wieder an ihn gerichtet. »Sie schlagen da einen gefährlichen Weg ein, Agent Mulder.«
    und was willst du jetzt dagegen unternehmen? dachte

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