Akte X
Bellen aus seiner Kehle. Die kleine Gestalt machte eine eigenartige Geste. Irgend etwas Großes und Dunkles heulte hoch über ihm auf und senkte sich langsam herab.
Duanes Augen quollen fast aus ihren Höhlen. Das Ding glitt immer näher auf sein Gesicht zu und fuhr dabei insektenähnliche Sonden aus. Mit einem plötzlich dumpfen Ruck verharrte der größte Teil des Instruments ein paar Zentimeter über ihm. Aus einer Linse fiel ein breitgefächerter Lichtstrahl, der sein Gesicht wie eine topographische Karte mit einem Gittermuster überzog.
Aus der ersten Sonde, die die Stärke eines Männerhandgelenks hatte, schob sich eine zweite wie ein kurzer Finger hervor. Darin rotierte ein dritter Fortsatz, eine goldene Nadel. Duanes Kehle krampfte sich zusammen, sein Rücken wölbte sich zum Hohlkreuz, aber das spielte keine Rolle. Der starre Käfig, der seinen Kopf unerbittlich festhielt, gab nicht einen Millimeter nach.
Lichtstrahlen malten winzige Zeichen auf Duanes Haut, die wie glitzernde digitale Wespen dahinglitten. Die goldene Nadel veränderte leicht ihre Position und zielte auf einen Punkt auf seinem oberen linken Schneidezahn. Auf dem Zahnschmelz erschien ein winziger roter Fleck.
Der Laserbohrer jaulte. Ein feiner Nebel, der nach verbranntem Kalzium stank, schoß aus Duanes Mund hervor, als der Laserstrahl einen Kanal in den Zahn fräste.
Duane schrie aus vollem Hals und hörte nicht mehr auf zu schreien.
Die Gestalten, völlig in ihre Arbeit vertieft, rückten näher.
Viertes Kapitel
1 Lagerraum neben dem Travel Time-Reisebüro
Während sich Duane Barry unter dem Laserbohrer in seiner Erinnerung die Seele aus dem Leib schrie, fräste sich ein anderer Bohrer mühelos durch die Wand, die den staubigen Lagerraum von dem benachbarten Reisebüro trennte. Im Gegensatz zu dem fremdartigen Mechanismus, an den sich Duane mit solch qualvoller Deutlichkeit erinnerte, handelte es sich bei diesem Gerät um einen ganz gewöhnlichen Handbohrer mit einem zehn Millimeter durchmessenden Aufsatz, der sich so langsam drehte, daß er beinahe keine Geräusche verursachte.
Auf die Trennwand war mit rotem Filzstift ein grobes Gittermuster gezeichnet worden. Der Agent, der den Bohrer bediente, zog ihn aus der Wand und begutachtete das Ergebnis zufrieden. Er veränderte seine Haltung auf der kurzen Klappleiter ein wenig, schob den Bohrer wieder in das Loch und setzte seine fast lautlose Arbeit fort.
Hinter ihm waren mehrere andere Agenten nicht weniger beschäftigt. Sie arbeiteten ebenso leise. Sie verständigten sich ausschließlich durch Nicken, Gesten und spezielle Handzeichen. Die dünne Wand, die sie von Duane Barry und den Geisern trennte, bestand nur aus einem Holzgerüst, Gipsmörtel und einer Isolationsschicht. Der kleinste Fehler würde die verbliebenen Geiseln und Mulder gefährden. Der Tisch, um den sie sich drängten, war mit Bauplänen des Gebäudes bedeckt. Es war heiß und stickig in dem engen Lagerraum, und auf ihren Stirnen glänzte der Schweiß.
2 Einsatzquartier des FBI-Geiselbefreiungskommandos
Der Abend zog sich in die Länge. Agent Rieh zuckte zusammen, als plötzlich das Telefon auf seinem improvisierten Schreibtisch klingelte. Er nahm den Hörer ab. »Ja?« Er hörte eine Weile zu, dann drehte er sich zu den anderen um. »Kann hier irgend jemand mit einer Agent Scully sprechen?«
Alex Krycek, der sich am anderen Ende des Raumes aufhielt, hob den Kopf, nickte und eilte zu Rieh herüber. Rieh gab ihm den Hörer.
»Agent Scully? Hier ist Alex Krycek.«
»Wo ist Mulder?«
»Er hat sich gegen eine der Geiseln austauschen lassen.«
»Was?«
»Er ist bei Duane Barry im Reisebüro.«
»Sie müssen ihn da rausholen.«
Krycek sah sich um, als suche er Hilfe. »Wir arbeiten daran.«
»Nein, Sie müssen ihn sofort da rausholen! Wenn Sie das nicht tun, wird er sterben!« Krycek hob die Augenbrauen. »Wieso sind Sie sich da so sicher?« wollte er wissen. »Weil Duane Barry nicht das ist, was Mulder in ihm vermutet.«
3 Travel Time-Reisebüro
Duane Barry hockte mit dem Rücken zur Wand auf dem Boden, die überkreuzten Arme auf die Knie gestützt, die Pistole in der schlaff herabbaumelnden rechten Hand. Ihm gegenüber schmiegten sich Gwen Rice und Kimberly Hillson aneinander, emotional so ausgepumpt, daß sogar ihre Panik einer dumpfen Betäubung gewichen war. Mulder und Dr. Hakkie saßen gefesselt auf Bürostühlen. Hakkie bot einen furchtbaren Anblick. Sein Kopf hing schlaff seitlich herab.
Irgendwann
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