Akte X
Frohike.
Mulder schrak aus seinen Gedanken auf und sah Frohike auf sich zukommen. Der kleine Mann wedelte mit dem Krankenbericht und wirkte verblüfft.
»Das ist unheimlich...«, flüsterte er.
3 Büro der Lone Gunmen Washington D.C.
In dem Büro herrschte wie immer ein heilloses Chaos.
Computer standen überall herum, einige schienen ausgeschlachtet worden zu sein, um andere mit neuen Kabelinnereien zu füttern. Auf dem Boden lagen Berge von Hamburgertüten und fettigen Pizzakartons, hier und da warteten ein paar verstaubte Pflanzen auf ihr Ende.
Bürostühle, deren Rollen bei der kleinsten Bewegung protestierend quietschten, versperrten den Weg. Offenbar hatten Frohike, Byers und Langley noch niemals einen Besen gesehen - oder gar benutzt.
Byers hockte vor einem 21-Zoll-Monitor. Mit seiner Pagenfrisur, dem braunen Schnurr- und dem spitzen Kinnbart erinnerte er ein wenig an ein in die Jahre gekommenes Musketier. Er warf Frohike einen Blick über die Schulter zu. »Gut, daß du die Krankenblätter da rausgeschmuggelt hast.«
»Ich hab' sie mir einfach in die Hose gestopft«, erwiderte Frohike.
Mulder, der es sich am anderen Ende des Raumes in einem Sessel bequem gemacht hatte, hob den Kopf. »Da ist ja auch jede Menge Platz drin.«
Frohike schaute ihn böse an. Langley ging zu Mulder hinüber. Er war groß und hager und besaß das, was man im allgemeinen eine Hühnerbrust nennt. Mulder bemerkte, daß sich die lange blonde Mähne des Mannes deutlich gelichtet hatte. Auf der Nase trug er ein riesiges Brillengestell aus Kunststoff. Mulder wußte, daß Langley zu erstaunlichen und manchmal geradezu beängstigenden Geistesleistungen fähig war.
Das traf auf jeden dieser skurrilen Einzelgänger zu. Aus diesem Grund hatte Mulder sie aufgesucht. An wen hätte er sich sonst auch wenden können?
»Mister, du siehst ziemlich fertig aus«, bemerkte Langley. »Hör zu, du bist eingeladen, Samstagabend rüberzukommen. Wir klinken uns alle ins Internet ein und suchen die wissenschaftlichen Fehler der neuesten Folge von Earth 2 raus.«
Mulder warf ihm einen kurzen Blick zu. »Tut mir leid, da habe ich Waschtag.«
Langley zuckte die Achseln.
Byers räusperte sich. »Diese Unterlagen zeigen abnorme Proteinketten im Blut. Die Aminosäuresequenz weist eine Kombination auf, wie ich sie noch nie gesehen habe.«
Mulder sprang von seinem Stuhl auf und gesellte sich zu Byers. Er blickte gebannt über dessen Schulter hinweg auf den großen Monitor. Was er dort sah, leuchtete in verschiedenen Farbtönen und veränderte ständig seine Form. Wie bei den meisten organischen Gebilden war kaum eine gerade Linie auszumachen. Das sah äußerst beunruhigend aus.
Byers blickte kurz auf. »Ich habe Scullys Daten dem neuesten Lone Gunman überspielt.« Er tätschelte den Computer.
»Er nennt sich Der Denker«, warf Frohike ein.
Byers nickte. »Der Typ ist ein Hackergenie. Wir haben ihn allerdings noch nie gesehen. Er leidet unter Angoraphobie und kommuniziert nur per Modem.«
Frohike und Byers musterten das sich drehende und windende Gebilde auf dem Monitor. Mulders Blick wanderte von dem Bildschirm zu den beiden Gunmen hinüber. »Was gibt es?« fragte er. »Der Denker sagt, daß das Protein ein Nebenprodukt verzweigter DNS ist.« Byers tippte kurz etwas auf der Tastatur und beugte sich näher an den Monitor heran.
Langley kam jetzt ebenfalls herüber, starrte auf den Bildschirm, schürzte die Lippen und nickte vor sich hin.
»Verzweigte DNS?« fragte Mulder.
»Das neueste Forschungsziel der Gentechniker«, erklärte Langley.
Jetzt starrten alle drei Gunmen gebannt auf den Bildschirm. Nach einer Weile wechselten sie einen Blick.
»Das geht... weit über den derzeitigen Forschungsstand hinaus«, stellte Langley schließlich fest. Mulder fühlte sich hoffnungslos überfordert. »Wozu ist das gut?« wollte er wissen. »Es könnte als Peilsender benutzt werden«, meinte Frohike nachdenklich.
Byers sah ihn an. »Die Entwicklung einer biologischen Kennung?«
»Meint ihr so eine Art Ausweis?« Mulder erinnerte sich an Scullys letzte Botschaft auf seinem Anrufbeantworter. Die Nachricht, die er immer wieder abgespielt hatte.
»Oder so etwas Heimtückisches wie der Versuch, einen Menschen in etwas... Nichtmenschliches zu verwandeln«, sagte Langley langsam.
Die drei Gunmen wechselten einen weiteren Blick. Als sich Byers wieder dem Monitor zuwandte, entdeckte er dort eine neue Information. Seine Finger
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