Akte X
huschten über die Tastatur. »Gute Theorien, Gentlemen, aber sie sind alle hinfällig. Diese verzweigte DNS ist inaktiv.«
Eine Reihe molekularer Ausschnittsgrafiken wanderte über den unteren Bildschirmrand. »Es ist ein Abfallprodukt«, erklärte Byers. »Wer auch immer mit Scully experimentiert hat, ist damit fertig. Jetzt ist diese DNS nur noch ein biologisches Gift.«
Mulders Blick wanderte vom Bildschirm zu Byers' Gesicht und wieder zurück. »Wird sie überleben?«
Byers vermied es, ihn anzusehen. »Ihr Immunsystem ist bereits stark geschwächt. Und ich bezweifle, daß selbst ein gesunder Mensch gegen das hier ankämpfen könnte.« Schließlich schaute er dem Agenten doch in die Augen. »Mulder«, sagte er behutsam und mitfühlend. »Es gibt nichts, was du für sie tun könntest.«
Mulder starrte das unförmige Gebilde auf dem Monitor an. Eine DNS-Kette. Aber verändert und bösartig. Sollte sie zu Scullys Killer werden?
4 Northeast Georgetown Medical Center Washington D. C. Intensivstation
Dana Scully saß reglos in ihren langen schwarzen Mantel gehüllt in einem kleinen Ruderboot. Ihr Gesicht war maskenhaft starr, ihre Augen leer. Ein Seil führte vom Bug des Bootes zum Steg. Nur das leise Rauschen des Windes und das Glucksen der Wellen war zu hören.
Auf dem Steg stand eine stämmige, untersetzte Gestalt, von der irgend etwas sehr Tröstliches ausging. Es war Schwester Owens. Ihr Stimme, die mühelos die Entfernung zum Boot überbrückte, hallte leise nach. Selbst die Wellen schienen unter ihrem Klang zu verstummen.
»Dana... Dana, Liebes, ich weiß, daß Sie mich hören können. Ich bin Schwester Owens. Ich bin hier, um auf Sie aufzupassen, Schatz. Um Sie zu beschützen und Ihnen zu helfen, den Weg zurück zu finden.«
Obwohl Scully so reglos und stumm wie zuvor blieb, schien sie doch zuzuhören.
Dann verblaßte das Bild. Schwester Owens beugte sich über Scullys Gesicht. Sie strich eins der Klebepflaster glatt, die Scullys bleiches Gesicht verunzierten, und berührte ihre Stirn. »Ich weiß, daß Sie heute abend weit weg von zu Hause sind. Und daß es dort, wo Sie jetzt sind, sehr friedlich ist. Es wäre so schön, dort zu bleiben...«
Ihre Finger streichelten sanft über Scullys Schläfe.
Mulder näherte sich dem Fußende des Bettes mit ernstem Gesicht. Schwester Owens sah zu ihm hinüber und lächelte. Dann beugte sie sich noch einmal über Scully und küßte sie auf die Stirn.
»Ich werde hier sein, wenn Sie mich brauchen«, flüsterte sie. Sie lächelte ein letztes Mal und zog sich zurück, als Schwester Wilkins erschien.
Schwester Wilkins schob sich an Mulder vorbei und schreckte ihn aus seinen trostlosen Gedanken auf.
»Entschuldigen Sie, Sir. Ich muß der Patientin Blut abnehmen.«
Mulder sah ihr zu, wie sie mit routinierten Griffen eine dicke Kanüle aus einer Medizintasche nahm, ein Ende in einen Blutprobenzylinder schob und das andere Ende in das Ventil an einem der Schläuche einführte, die Scully am Leben erhielten. Der Glaszylinder füllte sich schnell mit Blut. Mulder verfolgte den Vorgang voller Beunruhigung.
Schwester Wilkins zog die Kanüle wieder aus dem Ventil. Mulder drehte sich um, als eine Bewegung zu seiner Linken seine Aufmerksamkeit erregte. Er sah einen etwa vierzigjährigen Mann, der einen dunklen Mantel trug.
Es mußte der Mantel sein, der Mulder merkwürdig erschienen war und in dieser Umgebung fehl am Platz wirkte. Der Mann begegnete seinem Blick und wich ihm schnell aus. Mulder wandte sich wieder Scully zu. Schwester Wilkins beschriftete gerade den kleinen Glaszylinder mit einem Filzstift, als ein hohes durchdringendes Pfeifen die Intensivstation erfüllte. Ihr Kopf schnellte hoch, und ihre Augen weiteten sich.
Mulders Blick fiel sofort auf die Anzeigen von Scullys Lebenserhaltungssystemen, aber er konnte dort nichts entdecken, was das Warnsignal ausgelöst haben könnte. Wilkins legte das Glasröhrchen mit Scullys Blut hastig auf einen der Nachttische und eilte davon. Sie griff nach einem der Notfalltelefone.
»Reanimationsteam!« rief sie mit klarer drängender Stimme.
Sie war bereits am anderen Ende des Ganges. Mulder beobachtete bestürzt, wie sich der Mann in dem Krankenbett rechts neben Scully aufbäumte und rhythmische Krämpfe seinen Körper schüttelten. Ein Pfleger hastete herbei, gefolgt von weiterem Personal in weißen Kitteln. Wilkins warf Mulder einen flüchtigen Bück zu. Ihr Gesicht war ausdruckslos.
Der Aufruhr
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