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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unsere kleine Stadt
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nagte an ihm, während er im Büro von Dr. Randolph saß und auf den Arzt wartete.
    Die Arbeiter der Tagesschicht waren bereits nach Hause gegangen. Harold hatte den Schichtwechsel beaufsichtigt und wäre selbst gegangen, wenn er nicht Dr. Randolphs gekritzelte Notiz erhalten hätte. Der Arzt verlangte ihn dringend zu sprechen.
    Als Dr. Randolph schließlich den kleinen Raum betrat, reichte Harold ein einziger Blick in seine Augen, um zu wissen, dass er sich nicht getäuscht hatte.
    „Ich habe das Gefühl, dass ich nicht hier bin, weil Sie sich meinen Hals ansehen wollen“, bemerkte er trocken.
Aber Dr. Randolph schien nicht in der richtigen Stimmung für ironische Bemerkungen zu sein. „Sie haben Knochen im Fluss gefunden“, begann er in gehetztem Ton.
Für die Dauer eines Herzschlags herrschte Schweigen, dann nickte Harold. „Ich weiß. Ich habe davon gehört“, erwiderte er knapp, als müsste diese Tatsache ausreichen, um das Thema zu beenden.
Doch der Arzt war noch immer beunruhigt. Statt dessen schien ihn Harolds Gelassenheit nur noch mehr aus der Fassung zu bringen.
„Haben Sie auch gehört, dass Clayton Walsh ebenfalls die Symptome aufweist?“ setzte er nach, wobei seine Stimme eine Spur schriller wurde.
Harold musterte ihn mit zusammengekniffenen Augenlidern. Walsh arbeitete am Fließband. Er war ein guter Arbeiter, jung, verheiratet und Vater einer kleinen Tochter. Nein, davon hatte er noch nichts gehört.
„Damit sind es vier!“ Der Doktor fuhr sich mit der Hand über die schweißnasse Stirn. „Es wird mit jedem Tag schlimmer.“
Harold musste zugeben, dass die Sorge des Arztes nicht unbegründet war - dass er möglicherweise doch nicht überreagierte. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass er, Harold, das Ausmaß des Problems noch nicht erkannt hatte.
„Jemand muss es Mr. Chaco sagen“, erklärte er schließlich, doch auch das konnte den Arzt nicht zufriedenstellen.
„Er weiß doch, was geschieht! Er tut nur einfach nichts dagegen!“ Aufgebracht wedelte Dr. Randolph mit einigen Krankenakten durch die Luft.
„Vielleicht kann ich mit ihm reden...“ überlegte Harold laut.
„Versuchen Sie es“, schnappte Dr. Randolph und klatschte die Akten auf den Tisch.
Harold erhob sich. Auch wenn der Arzt mit seinen Behauptungen recht haben sollte, dieser Mann machte ihn einfach nervös, und Harold wollte sein Büro so schnell wie möglich verlassen.
„Ja. Ich werde mit ihm reden, und er wird auf mich hören... Hören Sie? Er wird auf mich hören“, sagte er entschlossen, während er seinen Stuhl zurückschob und in Richtung Tür ging.
Dr. Randolph schwieg, bis Harold den Ausgang erreicht hatte. „Und wenn er das nicht tut?“ platzte er dann heraus.
Langsam wandte sich Jess Harold um und betrachtete den bebenden Arzt. Jetzt hatte er den Eindruck, als wäre er den Tränen nahe.
Harold wusste, dass Randolph verängstigt und erregt war.
Aber war es wirklich nur das?
Seine Gedanken streiften die Frage, ob der Arzt in der Lage wäre, die Symptome auch dann zu diagnostizieren, wenn er selbst davon betroffen wäre.
Unwillkürlich zuckte Harold mit den Schultern. Er würde es nicht erfahren, da er niemals danach fragen würde. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging zur Tür hinaus.

10
    Die Abenddämmerung hatte eingesetzt, und die Straßenlampen in der Stadt nahmen leise sirrend ihren Betrieb auf.
    Scully hatte einen langen Nachmittag in der Leichenhalle hinter sich. Stundenlang hatte sie Knochen sortiert, und immer noch lag da ein ganzer Haufen, den sie noch nicht gesichtet hatte. Doch nun meldete sich der Hunger.
    Also fuhr sie durch das kleine Geschäftsviertel und hielt auf der Suche nach etwas Essbarem nach den Schildern der Imbissstuben Ausschau. Wie sie erwartet hatte, beschränkte sich das Angebot der meisten Läden auf Hühnchen.
    Wo gehobelt wird... Sie lächelte in sich hinein und steuerte den Wagen auf den Parkplatz von Sweeney’s Fried Chicken.
    Zwanzig Minuten später war sie schon wieder an der Leichenhalle. Mit der warmen, wohlduftenden Tüte des Hähnchengrills in der Hand betrat sie das Gebäude. Als sie zur Tür hereinkam, bemerkte sie Mulder, der sich über das Faxgerät beugte und die ankommenden Seiten studierte.
    „Ich habe eine Liste aller Vermissten in einem Umkreis von zweihundert Meilen um Dudley angefordert“, erklärte er. „In den vergangenen fünfzig Jahren sind hier in der Nähe siebenundachtzig Menschen verschwunden.“
    Er reichte Scully die ersten Seiten

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