Akte X
Seuchenkontrollzentrum zu informieren, doch sie sah sofort ein, dass Mulder recht hatte: wenn die Krankheit von den Hühnern verbreitet würde, dann wäre die Epidemie bereits ausgebrochen. Blieb der beunruhigende Gedanke, dass drei Menschen an der seltenen Krankheit gestorben waren.
Mulder blickte zu Sheriff Arens hinüber, der mit den Fahrern des Krankenwagens sprach. Sie waren abfahrbereit, und der Sheriff schien sein Gespräch mit ihnen so gut wie beendet zu haben.
„Sheriff?“ rief Mulder.
Arens sah auf und nickte. Als sich die Ambulanzfahrer auf den Weg machten, winkte er ihnen noch einmal zu und kam dann zu Mulder und Scully herüber.
„Yep?“ Wie üblich lächelte Arens sie voller Hilfsbereitschaft an.
Mulder deutete auf das rote, stinkende Wasser des träge dahinkriechenden Flusses. Von der kaum vorhandenen Strömung stieg ein schwerer Fäulnisdunst auf.
„Was ist mit dem Wasser los?“ fragte Mulder.
Arens blickte auf den Fluß hinunter, als wäre ihm noch nie etwas Besonderes aufgefallen. „Ach, das sind nur die Abwässer aus dem Werk“, erklärte er fast fröhlich. „Hauptsächlich Hühnerdreck. Außerdem etwas Blut und nicht verwertbare Teile der Vögel.“
Plötzlich kam Mulder ein Gedanke. „Ist der Fluss abgesucht worden, nachdem Kearns verschwunden ist?“
Sheriff Arens lachte. „Machen Sie Witze? Da könnten wir ebensogut eine Nadel im Heuhaufen suchen.“ Nun lachte er noch lauter.
Mulder wartete Arens’ Heiterkeitsausbruch mit freundlicher Miene ab. Als sich der Mann wieder beruhigt hatte, sagte er in bestimmtem Ton: „Ich möchte, dass der Fluss so schnell wie möglich abgesucht wird.“
Von einer Sekunde auf die andere verschwand das Lächeln aus Arens’ Gesicht, und an seine Stelle trat der Ausdruck grenzenloser Verwunderung. „Warum... warum sollten wir das tun?“
Gedankenverloren starrte Mulder auf das trübe, stinkende Wasser. Da war etwas... er konnte es förmlich spüren. Endlich besann er sich auf Arens’ Frage und erwiderte: „Um zu sehen, was drin ist.“
Erneut sah Arens auf den Fluss hinunter, wobei er offensichtlich versuchte, nicht nur Mulders Ernsthaftigkeit, sondern auch die Wasserbeschaffenheit zu beurteilen. „Gut, hören Sie“, meinte er schließlich, „das ist ein dreckiger Job, und ich reiße mich nicht gerade darum, ihn zu erledigen - besonders, solange ich nicht einmal weiß, was Sie zu finden hoffen.“
Mit leicht zusammengekniffenen Augen taxierte Mulder sein Gegenüber. Dann schob er die Hände in die Manteltaschen. „Gar nichts, Sheriff. Ich hoffe gar nichts.“
Arens rührte sich nicht. Er schien weder verärgert noch verwirrt zu sein, obwohl es ihm allem Anschein nach die Sprache verschlagen hatte. Er stand einfach nur da, als hätte ihn Mulders Anordnung zur Salzsäule erstarren lassen, und Scully hatte den Eindruck, dass Arens offenbar glaubte, Mulder würde sein verrücktes Ansinnen einfach zurücknehmen... wenn er nur lange genug wartete.
Doch Mulder gab nicht auf. „Hören Sie, Sheriff, begann er, und der nüchterne Klang seiner Stimme verdeckte seinen Ärger über Arens’ Sturheit. „Wenn Sie es nicht tun wollen, dann werde ich ein paar von meinen Leuten anfordern, um das zu erledigen.“
Völlig überraschend erwachte der Sheriff aus seiner Reglosigkeit, und das jungenhafte Grinsen erschien wieder auf seinem Gesicht.
„Ich werde das erledigen, kein Problem.“ Seine Stimme klang, als freute er sich, helfen zu können - er erinnerte an einen Tankwart, der einem Reisenden anbietet, das Öl zu kontrollieren.
Als er davonbrauste, um alle Vorbereitungen zu treffen und die notwendige Ausrüstung anzufordern, trat Scully einen Schritt näher an Mulder heran, wobei sie ihn mit einem fragenden Gesichtsausdruck musterte. Sie war kaum weniger verwirrt als der Sheriff.
„Das ist nur so ein Gefühl“, beeilte sich Mulder zu erklären. „Falls Kearns nicht einfach die Stadt verlassen hat... falls ihn jemand wegen des Inspektionsberichts ermordet hat... und falls sein Leichnam nicht in der Futtermühle gelandet ist... dann muss er doch irgendwo zu finden sein.“
Noch einmal starrte er auf das trübe Wasser herab.
Ja, da war etwas ... Es war ein guter Platz, um eine Leiche verschwinden zu lassen.
Sheriff Arens stand zu seinem Wort.
Er übermittelte das Ersuchen an das zuständige Wasser- und Schifffahrtsamt, und bereits nach einer Stunde war der Zufluss stromaufwärts geschlossen, und der Wasserstand fiel rapide. Bald darauf waren etliche Beamte
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