Akte X
entzündet und ihn von innen heraus verbrannt.
Auf der Suche nach dem Mann, der für das alles verantwortlich war, torkelte Mulder durch den Raum. Er stolperte über die geschmolzenen Überreste des Herzmonitors und zuckte zusammen, als die Bewegung neue Schmerzen durch seine rechte Schulter jagte.
Noch während er weiterging, öffnete er sein Hemd und zog den Stoff von der Wunde. Erleichterung erfaßte ihn, als er die blutige Wunde inspizierte und erkannte, dass die Kugel ihn lediglich gestreift hatte. Sie hatte seine Haut tief aufgerissen, Knochen und Muskelgewebe aber verfehlt. Dann richtete er seinen suchenden Blick wieder auf den Boden - und blieb wie angewurzelt stehen.
»Mulder«, hörte er aus der Richtung, in der sich einmal die Tür des zertrümmerten Operationssaals befunden hatte. »Mein Gott. Was zur Hölle ist hier passiert?«
Mulder starrte auf das schwarze verstümmelte Ding am Boden vor seinen Füßen. »Emile Paladin. Aber Sie werden sich wohl mit meinem Wort zufrieden geben müssen. Dieses Mal ist von ihm nicht einmal genug für eine Autopsie übriggeblieben.«
Schließlich sah Mulder auf und beobachtete, wie Scully vorsichtig eine rußgeschwärzte Ecke des Operationstischs berührte. Getrocknetes Blut klebte an ihrer Unterlippe, und ihre Kleidung war schweißgetränkt.
»Was ist mit Julian Kyle und der Kühlbox mit der Haut?«
Bedauernd schüttelte Scully den Kopf. »Kyle ist entkommen. Diese Tunnel ziehen sich meilenweit durch den Berg, und es könnte Tage dauern, sie alle zu durchsuchen. Wir müssen zurück nach Alkut und Washington informieren. Dann können wir Van Epps und das Militär anfordern.«
»Das Militär«, wiederholte Mulder langsam, während sein Blick auf die zerstörten Kameras fiel. Trotz des Infernos, dessen Zeuge er geworden war, verzog er die trockenen Lippen zu einem ironischen Lächeln. »Das Militär wird möglicherweise wenig hilfreich sein.«
Wortlos zuckte Scully die Achseln. Dies war nicht das erste Mal, dass ihr Partner eine derartige Bemerkung machte.
Mulder seufzte. Frust und Erschöpfung zehrten an seinen Nerven. Der Fall war beendet - und doch hatten sie kaum mehr Beweise als zu Beginn ihrer Ermittlungen. Nur allzu deutlich war ihm bewusst, dass es so gut wie unmöglich sein würde, die fünfundzwanzig Soldaten in der Felsenhalle den Namen auf der Liste zuzuordnen. Außerdem bezweifelte er, dass noch irgendwelche Hinweise auf die hundertdreißig Drohnen des ersten Stadiums, irgendwelche Spuren von den zweitausend Brandopfern zurückbleiben würden, wenn das Militär erst einmal aufmarschiert war. Ohne Kyle und die Drohnen gab es keinen Beweis für Emile Paladins Wunderhaut - und keinen Nachweis ihrer Herkunft.
Scully schien zu dem gleichen Schluß gekommen zu sein, während sie vorsichtig den Raum durchquerte, den Blick konzentriert auf Mulders Schulterwunde gerichtet. In mancherlei Hinsicht war sie zuerst Ärztin und dann Bundesagentin. »Vielleicht werden wir nie die Wahrheit über Paladins synthetische Haut herausfinden... aber wir haben immerhin seinen Experimenten ein Ende gesetzt.«
Mulder fragte sich, ob sie recht hatte. Kyle war mit der Haut entkommen, und die übrigen Versuchskaninchen waren noch immer irgendwo da draußen. Es erschien ihm durchaus möglich, dass der Wissenschaftler einen neuen Anfang wagen würde, doch andererseits . . . Julian Kyle war nicht Emile Paladin. Es war nicht seine Forschung - und er hatte nicht Paladins Besessenheit.
Erneut seufzte Mulder, während Scullys geübte Finger seine entblößte Schulter untersuchten. »Wieder ein Fall, der niemals abgeschlossen werden kann, Scully. Und wieder haben wir keine Beweise, die wir vorlegen könnten.«
Scully beendete ihre Untersuchung und trat einen Schritt zurück, während Mulder sein Hemd wieder zuknöpfte. »Auf dem Rückweg zu diesem Raum habe ich etwas gefunden . . . aber ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«
Mulder sah ihr in die Augen. Irgendwo in dem vertrauten Grün vermeinte er einen Schatten zu entdecken, einen Schemen, der ihre tiefe Beunruhigung spiegelte. Und Mulder fühlte, wie die Schwäche aus seinem Körper wich.
»Zeigen Sie es mir.«
Zwanzig Minuten später standen Mulder und Scully in einer kleinen Nische nahe dem Zentrum des Labyrinths unterirdischer Tunnel und musterten die beiden Gegenstände, die in die Felswand eingebettet waren.
Endlich brach Scully das Schweigen. »Ich kann mir eine ganze Reihe plausibler Erklärungen
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