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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skin
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gingen. Emily war eine attraktive, schlanke, zerbrechliche Frau mit langem, dunkelblondem Haar und blaßgrünen Augen. Ihre Jeans und das farbverschmierte Hemd waren zerdrückt, und es war offensichtlich, dass sie seit dem Vorfall kein Auge zugetan hatte. Zweifellos berührte ihr Schmerz etwas tief im Inneren von Mulders Seele - vielleicht die Erinnerung an seine eigene Schwester. Wie eine Narbe tief im Herzen war Samantha Mulder stets präsent, als wartete sie im Verborgenen unter seiner Haut. Die einzigartigen Umstände von Samanthas Verschwinden - und Mulders unumstößlicher Glaube, dass sie von Außerirdischen entführt worden war - trugen um so mehr zu dem dauerhaften und aufrichtigen Charakter seiner Trauer bei. Das war es, was seine Besessenheit von dem Unerklärbaren nährte, und Emilys Kummer würde seine Entschlossenheit, die Wahrheit herauszufinden, nur noch verstärken, ganz gleich wie phantastisch diese Wahrheit auch aussehen mochte.
    »Mein Vater war ein freundlicher Mann«, entgegnete Emily schließlich, wobei sie Mulder direkt in die mitfühlend blickenden Augen sah. »Er hat für seine Arbeit gelebt, für seine Forschung. Er war nie zuvor in Schwierigkeiten. Und er hat sich niemals beklagt, ist nie wütend geworden. Nicht einmal, als meine Mutter gestorben ist.«
    »Mrs. Kysdale«, fragte Scully. »Hat Ihr Vater jemals unter Erkrankungen gelitten, die in seiner medizinischen Akte nicht auftauchen? Gab es irgendeine Virusinfektion, entweder kürzlich oder auch vor längerer Zeit?«
    Emily zuckte die Schultern. »Nichts Besonderes. Er hatte dieses Jahr ein paar Mal die Grippe. Und vor zwei Jahren hatte er mit einer Lungenentzündung zu kämpfen. Der Blinddarm wurde ihm entfernt, als ich noch sehr jung war. . .«
    »Wie steht es mit Allergien?« Scully tappte im dunkeln, aber einen Versuch war es wert. Ein anaphylaktischer Schock zog das ganze neurologische System in Mitleidenschaft, ganz ähnlich wie eine steroidale Reaktion. Wenn es in Stantons Vorgeschichte stark ausgeprägte Allergien gegeben haben sollte, so würde das ihre Theorie über das Solumedol stützen.
    »Nicht, dass ich wüßte«, antwortete Emily. »Dr. Bernstein hat mir die gleiche Frage gestellt, als mein Vater in die Notaufnahme eingeliefert wurde. Ich bin hier angekommen, als sie ihm gerade ein Medikament verabreichen wollten, um ihm das Atmen zu erleichtern.«
    Mit hellwachem Blick sah Scully Mulder an. »Intravenös verabreichte Steroide.«
    Emily nickte. »Ich habe mich daran erinnert, dass er auch während der Lungenentzündung Steroide bekommen hat. Damals hatte er keine Probleme damit, und Dr. Bernstein sagte, dass es dann auch dieses Mal keine Schwierigkeiten geben dürfte.«
    Scully lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Sie konnte Mulders Schuhe unruhig auf dem gefliesten Boden unter dem Tisch pochen hören. Auch diese neue Information machte ihre Theorie über das Solumedol nicht vollends zunichte - aber sie ließ diese Möglichkeit weniger wahrscheinlich erscheinen. Vermutlich hatte Bernstein das Solumedol gegenüber Detective Barrett nicht erwähnt, weil Stanton es schon früher eingenommen hatte, ohne dass es zu unerwünschten Nebenwirkungen gekommen war. Scully wusste jedoch, dass der Mensch derartige Überempfindlichkeiten in jeder Phase seines Lebens entwickeln konnte. Insektenbisse, Schalentiere, Erdnüsse und Steroide waren dafür bekannt, dass sie schon Menschen getötet hatten, die nie zuvor ein Problem mit diesen Wirkstoffen gehabt hatten. Wenn auch die Wahrscheinlichkeit abgenommen hatte, war das Solumedol doch immer noch ein möglicher Ansatzpunkt.
    »Als Sie ihren Vater in der Notaufnahme gesehen haben«, fragte Mulder, »ist Ihnen da in seinem Verhalten oder seiner Erscheinung irgend etwas Außergewöhnliches aufgefallen?« Emily zuckte die Schultern. »Er hatte diese furchtbare Verbrühung am Bein. Und er verlor immer wieder das Bewusstsein. Aber wenn er wach war, schien er ganz normal zu sein.«
     
    »Und nach der Transplantation . . .«
    »Ich hatte gar keine Gelegenheit mehr, ihn nach der Operation noch einmal zu sehen. Ich hatte mich gerade erst von den Kindern im Kindergarten verabschiedet und war wieder auf dem Weg zum Krankenhaus, als ich im Radio gehört habe, was passiert ist. Ich konnte es nicht glauben, und ich glaube es immer noch nicht.«
    »Mrs. Kysdale«, fragte nun Scully. »Gab es in der Familie Ihres Vaters Fälle von Geisteskrankheit?«
    Die Frage brachte Emily für einen Moment aus der

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