Akte X
ausgestellt waren; jedes Instrument war mit einer Plakette versehen, die ihren Gebrauch und den Zeitraum der Entwicklung verkündete. Als er das dritte skalpellähnliche Objekt passierte, erkannte Mulder, dass der Inhalt dieser Vitrine die Geschichte der Kunst der Transplantation veranschaulichte. Als sie den letzten Bereich der Vitrine erreichten, sah er genauer hin. Er sah Gerätschaften, die wie mikroskopisch kleine Skalpelle und Nadeln aussahen und gleich neben einem Spezialmikroskop ausgestellt waren. Rechts von dem Mikroskop entdeckte er ein Laserinstrument, das dem Gerät glich, mit dem Dr. Bernstein die Tätowierung seines Patienten entfernt hatte. Schließlich kam er zu dem roten Puder, der in drei gleich großen Häufchen über einer metallisch glänzenden Plakette ausgestellt war.
Er blieb stehen und tippte Scully auf den Arm. Das Datum auf der Plakette lag dreizehn Monate zurück. Außer diesem Datum befand sich auf dem Etikett ein einziger Satz in goldenen Lettern: Antibakterielles Präparat 1279 - besonders wirkungsvoll bei der antiseptischen Nachbehandlung großer Transplantationen. Mulder wollte sich gerade nach der medizinischen Definition >antiseptischer Nachbehandlung< erkundigen, als eine hohe Stimme sich in sein rechtes Ohr bohrte. »Agenten Mulder und Scully? Ich hoffe, Sie haben nach meinen Anweisungen gleich hergefunden?«
Mulder blickte von der Vitrine auf. Einer der drei Männer hatte sich erhoben. Kaum mehr als ein Kind
- er sah tatsächlich keinen Tag älter als dreiundzwanzig aus - mit kurzem blondem Haar und einem von Akne gezeichneten Gesicht. Seine schlaksigen Glieder hatten viel zu viel Platz in dem dunklen Anzug. Scully nickte ihm zu. »Sind Sie der Mann, mit dem wir telefoniert haben?«
Das Kind lächelte, während es den Schreibtisch umrundete. »Dick Baxter. Ich habe für Sie einen Termin bei Dr. Kyle, unserem Forschungsdirektor, arrangiert. Er erwartet Sie in seinem Büro. Ich werde Sie gleich zu ihm führen.«
Mulder und Scully schüttelten Baxter die Hand. Unübersehbar verströmte der Junge aus jeder Pore seines Körpers
überschwänglichen Enthusiasmus.
»Dr. Kyle?« fragte Mulder. Er erinnerte sich, den Namen in den Wirtschaftsberichten gelesen zu haben. Kyle zeichnete für eine beachtliche Anzahl der Patente von Fibrol verantwortlich, deren Entwicklung bis zu den Anfängen des Unternehmens zurückreichte. Dennoch hatte Mulder gehofft, dass ihr Status als Bundesagenten ihnen Zugang zu höhergestellten Personen hätte verschaffen können.
Andererseits wusste Mulder bisher nicht genug über die Unternehmensstruktur, als dass er sich hätte beklagen können. Er und Scully hatten gehofft, Emile Paladin noch immer am Ruder der Gesellschaft vorzufinden, aber sie hatten zu ihrer Überraschung feststellen müssen, dass der Gründer und ehemalige Leiter von Fibrol kurz nach dem Experiment mit den beiden Gefangenen von Rikers Island bei einem Unfall in Übersee ums Leben gekommen war. Seither hatte das Unternehmen zwei Geschäftsführer überlebt und wurde nun von einem Direktorenkonsortium geführt. Möglicherweise war Julian Kyle die ranghöchste Person, die Scully und Mulder erreichen konnten.
»Sie wollten die Person sprechen, die für unsere Operationen an der Ostküste verantwortlich ist, nicht wahr?« fuhr Baxter fort. »Julian Kyle leitet alle neuen Projekte von Fibrol. Er hat den Finger am Puls des Unternehmens und ist über alle Vorgänge informiert.«
Mulder und Scully folgten dem jungen Mann, als er von dem Schreibtisch zu einer undurchsichtigen Glastür schlenderte, die in die marmorverkleidete Wand eingelassen war. Dort blieb Baxter stehen und preßte seine Hand an eine runde Kunststoffplatte neben der Tür. Ein kurzes, metallisches Surren ertönte, und die Tür glitt auf und gab den Blick auf einen langen Korridor mit passenden, karmesinroten Wänden frei.
»Nette Technik«, kommentierte Scully.
»Infrarotabtastung«, erklärte Baxter mit stolzem Lächeln. »Das ist weit angenehmer als ein Retinalscanner und ganz bestimmt genauer als ein Daumenabdruck. Natürlich ist es auch viel teurer als die anderen Technologien.«
Mulder warf einen Blick zurück in das spektakuläre Vorzimmer. »Es sieht nicht so aus, als wäre Fibrol wegen der Kosten besonders besorgt.«
Baxter lachte. »In jüngster Zeit nicht. Wir haben eine ganze Reihe wichtiger neuer Entwicklungen in Vorbereitung. Schon jetzt haben sich die Einnahmen unserer Außenstellen verdreifacht - in gerade
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