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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skin
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einschalten.«
Wie erstarrt stand Mulder neben Scully in vollkommener Dunkelheit, und seine Haut prickelte sanft,
    während seine Pupillen sich vergeblich mühten, sich den Lichtverhältnissen anzupassen. Die Lichter waren in dem Augenblick erloschen, in dem die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte. Für einen winzigen Moment hatte er einen stämmigen Mann in einem weißen Laborkittel gesehen, der in dem großzügigen, gut eingerichteten Büroraum auf sie zu kam - und dann war alles in tiefster Finsternis versunken. Eine Sekunde später hatte er ein lautes Knallen, gefolgt von dem Geräusch berstenden Glases gehört.

»Das liegt nur an diesen neuen Umgebungssensoren«, erklang eine frustrierte Stimme aus einer Ecke des Raumes. »Das ist alles Bill Gates' Schuld. Er musste hingehen und ein intelligentes Haus bauen, und plötzlich will jeder Architekt seine Technologie kopieren. Die Sensoren sollen dafür sorgen, dass das Licht ausgeht, wenn man den Raum verläßt, nicht wenn jemand anderes hereinkommt. So, gleich habe ich es.«
    Mit einem metallischen Husten erwachten die Leuchtstofflampen flackernd zum Leben. Das Büro war etwa zehn Meter breit und tief. Zwei verdunkelte Fenster führten hinaus zu dem Parkplatz des Unternehmens, und die Wände waren in dem gleichen Karmesinrot gehalten wie die Korridore. Am anderen Ende des luftigen Raumes stand ein gläserner Schreibtisch, der von einer exquisiten EDV-Anlage und sauberen kleinen CD-Rom-Stapeln beherrscht wurde. Vor dem Schreibtisch stand ein von hohen Armlehnen flankiertes Plaudersofa aus schwarzem Leder. Gleich neben dem Sofa lag der verchromte Rahmen einer Vitrine in einem Haufen zerbrochenen Glases, aus dem, halb vergraben unter den Splittern, ein glänzendes, rechteckiges Kunststoffobjekt herausragte, dessen Farbe von Rosa bis hin zu Beige reichte.
    »Mist. Wenn das kaputt ist, mache ich das Konsortium dafür verantwortlich. Dieser ganze Umbau war deren Idee. Ich hatte nie Probleme mit weißen Wänden, Türklinken und Lichtschaltern.«
    Mit flatterndem weißem Kittel kehrte Julian Kyle aus der Ecke seines Büroraumes zurück. Er war gebaut wie ein Hydrant, hatte wuchtige Schultern, kurze, stämmige Beine und einen quaderförmigen Schädel. Sein silbriges Haar klebte dich an seiner Kopfhaut, und sein Gesicht war bemerkenswert fein geschnitten und für einen Mann seines Alters erstaunlich glatt. Mulder schätzte ihn auf etwa fünfundsechzig, doch es fiel ihm schwer, sich festzulegen. Mit einem energischen Sprung stürzte sich der Doktor auf die zerstörte Vitrine und zog mit äußerster Vorsicht das große Kunststoffobjekt aus den Trümmern hervor.
    »Können wir behilflich sein?« fragte Scully, während die beiden Agenten näher traten. Kyle schüttelte den Kopf, wobei er das Objekt hochhielt und sorgsam die Glassplitter von seiner Oberfläche schüttelte. Nun erkannte Mulder, dass es eine Art Modell war, hergestellt aus verschiedenfarbigen Lagen, von denen jede mehrere Zentimeter hoch war.
    »Ein Preis von der Internationalen Gesellschaft für Brandopfer«, erklärte Kyle, während er das Objekt ehrfürchtig auf Kratzspuren untersuchte. »Es stellt einen dreidimensionalen Querschnitt durch ein gesundes Segment menschlicher Haut dar. Sehen Sie, dort können Sie sogar die Melanophoren erkennen. Sie sind aus Bronze.«
    Mulder betrachtete das Model eingehend, als Kyle es auf eine freie Ecke seines Schreibtisches stellte. Der Querschnitt war in drei Teile aufgeteilt: oben die Epidermis, dann die dicke, beigefarbene Schicht der Dermis und schließlich die weiße Lage subkutanen Fettgewebes. Winzige Blutgefäße und vielfach verzweigte Nervenstränge wanden sich durch den mittleren Abschnitt, vorbei an den röhrenartigen Schweißdrüsen und den dunklen, gewölbten Haarbalgen. Mulder war von der sorgfältigen Nachbildung der komplizierten Hautstruktur beeindruckt. Natürlich wusste er, dass die Haut ein Organ und das größte des menschlichen Körpers war, aber er hatte nie darüber nachgedacht, was das bedeutete. Für Mulder war Haut ganz einfach da. Sie konnte rauh oder samtig sein, porzellanfarben wie die von Scully oder fleckig wie die des Krebskandidaten.
    Kyle bemerkte Mulders Interesse, als er den Schreibtisch umrundete. »Die meisten Menschen haben eine falsche Vorstellung von der Haut. Sie halten sie für etwas Statisches; so wie ein Ledermantel, der den Körper umgibt, um ihre Knochen warm zuhalten. Aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt

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