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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skin
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bis hinauf zu den Schulterblättern. In dem dünnen Krankenhauskittel fühlte er sich nackt und ausgeliefert. Beinah erwartete er, dass der blauäugige Mann jeden Augenblick mit einem neuen Transplantat zurückkehren würde. Dieses Mal hätte Mulder keinen schützenden Balsam. Das Transplantat würde haften, es würde mit seiner Haut verwachsen... und dann? Was würde dann geschehen? Mulder schüttelte den Kopf, um die böse Erinnerung an den gequälten Blick Perry Stantons zu vertreiben.
    Langsam stand er auf und tastete sich durch den offenen Vorhang, der die Trage umgab. Die anderen Pritschen im Raum waren noch immer leer. Erneut fielen ihm die Infusionsflaschenständer neben jeder der Tragen auf, an denen Beutel mit der wohlbekannten gelblichen Flüssigkeit hingen. Während er an den Tragen vorbeiging, rieb er die winzige Wunde an seinem Unterarm und fragte sich, wie lange er bewusstlos gewesen sein mochte und wieviel von dieser unbekannten Substanz inzwischen durch seine Adern strömte.
    An der gegenüberliegenden Wand des Saals blieb er stehen und betrachtete die medizinischen Gerätschaften. Kaum einige Schritte von ihm entfernt befand sich das Elektronenmikroskop. Dann wanderte sein Blick weiter zu den Computermonitoren, die ein fahlblaues Licht abstrahlten. Mulder registrierte, dass die Prozessoren unterhalb der Monitore durch einige Kabelleitungen mit dem Elektronenmikroskop verbunden waren. Dieser Verlockung konnte er nicht widerstehen.
    Mit den Fingern strich er über das kastenförmige Gehäuse des Mikroskops, bis er zwei Schalter entdeckte. Er schaltete sie ein und sah zu, wie die Computerbildschirme die Farbe wechselten. Eine Sekunde später tanzten kleine, plättchenförmige Objekte über einen bewegten, roten Hintergrund. Mulder erkannte sie wieder.
    Ein Modell dieser Objekte hatte er bereits in Julian Kyles Büro gesehen: Es waren epidermale Zellen, doch schien die Art ihrer Bewegung nicht normal zu sein . . . viel eher schien es, dass sie von einem ungestümen Rhythmus auf ein unbekanntes Ziel hingetrieben wurden. Die Hautzellen wirkten - und dieser Begriff fiel Mulder sofort ein - hungrig.
    Mulder rügte sich im stillen. Sein Körper und sein Geist hatten in den vergangenen Stunden eine Tortur durchgemacht, und vermutlich war auch sein Blick getrübt worden. Mit skeptischer Miene wandte er sich ab, ging an den Monitoren vorbei und entdeckte hinter dem letzten Bildschirm einen kleinen Aktenschrank. Der Schrank war kaum hüfthoch und so gewöhnlich, dass er ihm zunächst gar nicht aufgefallen war. Als er nun aber näher trat, spürte er, wie sein Puls in die Höhe schnellte. Aktenschränke sind für FBI-Agenten so aufregend wie Pornographie.
    Mulder wühlte sich durch die Schubladen. Innerhalb weniger Sekunden hatte er das Pochen in seinem Schädel ebenso vergessen wie das Blut, das unter dem Verband noch immer an seinem Bein hinunterrann. All seine Sinne konzentrierten sich nur noch auf die Papiere, die er mit Feuereifer durchblätterte.
    Als er den hinteren Teil der zweiten Schublade bearbeitete, hielt er plötzlich inne und zog einen Bogen Papier hervor, der ihm bekannt vorkam. Es war ein Duplikat der Liste mit den einhundertdreißig Namen, die er unter dem goldenen Buddha entdeckt hatte, doch in einem Punkt wich dieses Schriftstück von dem anderen ab. Einer der Namen war durchgestrichen worden, und gleich daneben befand sich eine winzige, handschriftliche Notiz: »Hemmung der
Dopaminausschüttung mangelhaft nach Fehlfunktion des Infusionsspenders.
    Krämpfe und Herzrhythmusstörungen kurz nach zwei Uhr morgens beim Transport zur hausinternen Demonstration. Der Drohn entkam kurz darauf seinem Gewahrsam.«
    Mulder rappelte sich hoch und las die Notiz erneut. Er dachte an die drei Männer, die ihn angegriffen hatten, erinnerte sich an ihre übermäßig geweiteten Pupillen, an diesen Blick, der in weite Ferne zu starren schien. Drohn schien durchaus der passende Begriff für diese Wesen zu sein. Ihm fielen die Worte des Wissenschaftlers ein, die er gehört hatte, kurz bevor ihm die Sinne schwanden. Kyle hatte davon gesprochen, einen Drohnen zu Scully geschickt zu haben, was bedeutete. . . Wie scharfe Scherben bohrte sich Furcht in Mulders Rückgrat, bis er sich an das Ende des Gesprächs erinnern konnte. Kyle hatte berichtet, dass der Drohn nicht in der Lage gewesen wäre, seine Mission erfolgreich abzuschließen. Dann hatte der andere Mann etwas über das letzte Stadium gesagt - und über eine

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