Akte X
wahrscheinlich geriet er erst in der Kanalisation in sein Opfer."
„Bevor oder nachdem er gestorben ist?"
„Das weiß ich nicht", gab Scully zu. „Aber wenn man die Tests berücksichtigt, die ich bisher durchgeführt habe, ist es nicht allzu wahrscheinlich, daß der Mann von diesem Wurm hier getötet worden ist."
„Vielleicht war seine Gesundheit vorher schon angegriffen", vermutete Mulder. „Oder er hatte irgendeine Krankheit. Drogen und Alkohol könnten ebenfalls eine Rolle spielen."
Scully schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Das Opfer war ein junger, verhältnismäßig gesunder Mann - das ist ja das Sonderbare! Bis auf diesen Parasiten habe ich keinen Hinweis auf die mögliche Todesursache gefunden."
Mulder dachte einen Moment lang nach, dann griff er in seine Jacke. Währenddessen fragte er: „Wie ist dieser Wurm in sein Opfer hineingekommen?"
„Er hat einen sogenannten Skolex."
„Was bitte ist denn das?" fragte Mulder und fischte ein Photo aus seiner Jackentasche.
„Ein mundähnliches Saugorgan mit vier hakenförmigen Zähnen", erläuterte Scully.
„Würde das eine Bißwunde wie diese hier hervorrufen?" Mulder reichte Scully das Photo.
Verblüfft betrachtete sie das Bild. Sie sah genauer hin und schluckte. „Wo haben Sie das her?"
„Heute morgen wurde ein Arbeiter von einem Tier oder etwas Ähnlichem angegriffen - und zwar in dem selben Kanalrohr, wo auch diese Leiche gefunden wurde. Und dieses Photo zeigt die Wunde auf seinem Rücken."
„Und Sie fragen mich wirklich ernsthaft, ob diese Wunde von einem Plattwurm stammt?"
„Wäre das möglich?" Mulder machte ein betont unschuldiges Gesicht.
„Ich fürchte, ich muß Sie auf den Boden der Tatsachen zurückholen." Scully versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. „Der Plattwurm hat ein winziges Maul, und das hier ist doch eine richtig große Bißwunde."
„Wie groß können diese Würmer denn werden?"
„Wie groß können diese . . ." begann Scully, und schließlich verstand sie, worauf Mulder hinaus wollte. „Mulder, Sie werden sich nie ändern! Das darf doch wohl nicht wahr sein ..."
Mulder mußte grinsen und nickte. Doch dann wurden beide schlagartig ernst, als sie sich wieder dem Glasgefäß zuwandten.
„Erzählen Sie mir mehr über diesen Wurm", verlangte Mulder.
„Es handelt sich um sogenannte Endoparasiten. Sie leben im Körper ihres Opfers. Sie gelangen in den Körper, wenn der Wirt etwas ißt oder trinkt, das mit ihren Eiern oder Larven verseucht ist. In der Medizin gelten sie als unerwünschte Kleinorganismen, die der Gesundheit abträglich sind. Aber sie sind keine - ich wiederhole! - keine Monstren, die nachts herumstreifen und Leute überfallen, deren Leichen nachher tellergroße Bißwunden aufweisen."
„Das klingt ja wirklich beruhigend", griente Mulder. „Ich habe nämlich wenig Lust, Assistant Director Skinner berichten zu müssen, daß wir wegen eines riesigen, blutsaugenden Wurms die große Mobilmachung inszenieren müssen."
Doch dann verfiel sein Gesicht. Er nahm das Glasgefäß in die Hand und meinte mit müder Stimme: „Das war's dann wohl. Danke, daß Sie sich so viel Mühe gemacht haben, Scully."
Scully legte eine Hand auf seine Schulter. „Es tut mir leid, Mulder. Ich dachte, es könnte etwas dran sein. Ich hoffte, es wäre so."
„Na ja, ich denke, dieses Glasgefäß könnte für die Stadtreinigung in Newark interessant sein. Vielleicht werden die eine Anti-Parasiten-Kampagne starten, hm? Toll zu wissen, daß das FBI wieder einmal zum Wohle der Menschheit beitragen konnte ... da schwillt einem glatt der Kamm."
„Mulder, versuchen Sie doch wenigstens, nicht so verbittert zu sein. Das muß doch wirklich nicht sein . . ."
Er unterbrach sie. „Sehen Sie, Scully, ich weiß nicht, mit wem Sie über unsere Unterhaltung von neulich nacht gesprochen haben. Aber es wäre mir lieber, wenn Sie im Büro nicht über mich sprechen würden."
„Aber..." Scully war verwirrt.
„Wie gesagt, ich weiß nicht, wem Sie davon erzählt haben", wiederholte er.
„Ich habe mit niemandem darüber gesprochen", versicherte sie ihm mit Nachdruck.
„Irgend jemand hat mit jemandem gesprochen", beharrte Mulder. „Und dieser zweite Jemand hat mich angerufen, um mich darüber zu informieren, daß ich einen ,Freund' beim FBI hätte."
„Wer hat Sie angerufen?"
„Das wollte er nicht sagen."
„Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll." Scully verschränkte die Arme vor der Brust und schaute betrübt zu Boden.
Dann hob sie den Blick. „Außer
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