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Akunin, Boris - Pelagia 01

Akunin, Boris - Pelagia 01

Titel: Akunin, Boris - Pelagia 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pelagia und die weissen Hunde
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der Oberprokuror von seinem Posten. So oder so, es wird für uns gut sein.«
    Diese originelle Idee ließ die Teilnehmer der Beratung erstarren. Der Baron schüttelte den Kopf.
    »Wenn er annimmt, werden Sie sich wirklich mit ihm schießen müssen, und er wird Ihnen die verdorbene Karriere nicht verzeihen, Matwej Benzionowitsch. Und wenn Sie an der Barriere stehen, was machen Sie dann? Ich habe auf der Jagd gesehen, wie Sie schießen. Statt des Rebhuhns haben Sie mir die Mütze durchlöchert. Sie müssen auch an Ihre Kinder denken.«
    Berditschewski wurde noch blasser, denn er besaß eine sehr lebhafte Phantasie und stellte sich sogleich seine Gattin in Trauerkleidung vor, auch die Kinderchen in schwarzen Mänteln und Anzügen, aber er beharrte:
    »Sei’s drum . . .«
    »Ach, Unfug.« Der Gouverneur winkte ab. »Sie können ihn gar nicht fordern, er wird Ihnen keinen Anlass liefern.«
    Da lief der blasse Berditschewski plötzlich puterrot an und gestand den jüngsten schmählichen Vorfall:
    »Einen Anlass gibt es. Er hat mir einen Nasenstüber versetzt, so heftig, dass die Nase geblutet hat, und ich habe es hingenommen. Weil ich an meine Kinder gedacht habe . . .«
    Der Baron erklärte:
    »Laut Duellregeln muss eine Forderung binnen vierundzwanzig Stunden nach der Beleidigung ausgesprochen werden und keinesfalls später. Sie sind also zu spät dran, Matwej Benzionowitsch.«
    »Dann gebe ich ihm auch eins auf die Nase, und er wird wissen, wofür.«
    »Er wird es wissen, aber andere nicht«, warf der Bischof ein. »Dann landen Sie womöglich wegen Tobsucht im Irrenhaus. Nein, das geht nicht. Ein Duell ist auch nicht christlich. Dazu kann ich meinen Segen nicht erteilen.«
    »Also Folgendes.« Berditschewski fasste nach seiner Nase und drehte sie hin und her. »Dann probieren wir es anders, mit einem Trojanischen Pferd.«
    »Wie denn das?«, fragte der Gouverneur erstaunt. »Wer soll dieses Pferd sein?«
    »Der Polizeimeister Lagrange. Er ist so etwas wie Bubenzows rechte Hand geworden, und Bubenzow vertraut ihm vieles an. Und ich habe als Staatsanwalt einiges gegen ihn in der Hand.«
    Berditschewski war jetzt ruhig und sachlich, und seine Stimme zitterte nicht mehr.
    »Lagrange hat vorgestern von dem altgläubigen Kaufmann Pimenow ein Geschenk angenommen. Siebentausend Rubel in Scheinen. Er hat sie Pimenow abgepresst mit der Drohung, ihn für Schmähreden gegen die Bräuche der rechtgläubigen Kirche in Haft zu nehmen.«
    »Was sagen Sie da!«, rief der Baron. »Das ist ja unerhört!«
    (Seine Verwunderung ist begreiflich, denn in unserem Gouvernement gab es die direkte Schmiergeldnahme, noch dazu seitens eines hohen Beamten, nur noch in der Überlieferung.)
    »Aber er hat es genommen, sieht wohl neue Zeiten kommen. Ich habe eine schriftliche Meldung von Pimenow. Noch habe ich nichts unternommen. Ich könnte mit Felix Lagrange sprechen. Er ist nicht sehr klug, aber er wird es kapieren. Dann kann er zum Schein Bubenzows Gehilfe bleiben, wird mir aber insgeheim eingehend über die Pläne und Umtriebe unseres lieben Freundes berichten.«
    Mitrofani ächzte, seufzte.
    »Ach, ich weiß nicht, ich weiß nicht. . . Ich werde beten und Gott befragen, ob solche Tricks zulässig sind. Gewiss, ER duldet mitunter, dass Böses mit Bösem ausgemerzt wird, aber es ist trotzdem nicht schön.«
    »Noch weniger schön ist es, die Hände in den Schoß zu legen und nichts zu tun, und Sie, Bischöfliche Gnaden, sind mit jedem Vorschlag unzufrieden«, sagte der Gouverneur vorwurfsvoll.
    »Sie haben Recht, mein Sohn. Es ist besser zu sündigen als willenlos Böses zu dulden. Sie, Anton Antonowitsch, sollten wirklich Ihrem Bruder schreiben, dass er mal mit dem Zaren redet. Damit Seiner Majestät nicht nur von einer Seite ins Ohr geblasen wird. Und du, Matwej, handle nach deinem Ermessen.« Der Bischof sprach Berditschewski so familiär an, da er ihn schon als Halbwüchsigen gekannt hatte. »Dich muss man nicht belehren. Und noch etwas . . .« Mitrofani hüstelte. »Anton Antonowitsch, bitte sagen Sie Ihrer Frau nichts von unseren Plänen.«
    Das lange Gesicht des Barons spiegelte tiefes Leid.
    »Und Sie, Vater?«, fragte Berditschewski eilig, um die Peinlichkeit zu überspielen. »Was gedenken Sie zu tun?«
    »Ich werde beten«, sprach der Bischof nachdrücklich. »Damit Gott uns erlösen möge. Des Weiteren setze ich große Hoffnungen auf die Hilfe einer Person, die Sie nicht kennen.«
    Also, der schwindende Sommer sah die Väter des

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