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Al Wheeler und das Callgirl

Al Wheeler und das Callgirl

Titel: Al Wheeler und das Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ungefähr.«
    »Aber Sie hatten doch
Nachtschicht .« Ich starrte ihn an. »Sie müssen ja
hundemüde sein .«
    »Der Doc sagte, es bestünde
keine Aussicht, daß Sie vor zwei Uhr nachmittags aufwachen würden, Lieutenant,
also habe ich auch ein bißchen geschlafen .«
    »Tut mir leid, daß die Wohnung
in solchem Durcheinander ist«, entschuldigte ich mich.
    »Ich habe mich ein bißchen
umgesehen, ich dachte, Sie hätten sicher nichts dagegen. Sie haben hier eine
hübsche Bude. Genau das, was ich für mich selbst suche.«
    »Wenn Sie was Passendes
gefunden haben, schenke ich Ihnen zwei meiner Radierungen, damit Sie gleich im
richtigen Stil anfangen«, erklärte ich großzügig.
    »Oh, vielen Dank, Lieutenant.«
Er zuckte leicht mit den Schultern. »Sie wissen, wie das mit Radierungen ist.
Ich habe einen ganzen Schrank voll von ihnen, und so schnell ich sie auch
verbrenne, so schnell füllt er sich wieder .«
    Er goß den Kaffee ein, und wir
setzten uns einander gegenüber an den Küchentisch. »Da ist noch was, Lieutenant .« Seine Augen wichen geflissentlich meinem Blick aus.
»Gegen Mittag rief ich eine meiner Freundinnen an, und sie kam rüber und hat
hier Ordnung gemacht. Es war nur eine Kleinigkeit, aber ich dachte, das sei das
mindeste, was ich tun könnte .«
    »Ah so ?« sagte ich beiläufig.
    »Zum Teufel.« Seine Stimme war
wieder vom alten Selbstvertrauen erfüllt. »Ich nehme doch an, daß ich eines
nicht allzu fernen Tages auch mal Lieutenant werde. Was ist schon ein bißchen
Hausarbeit unter Kollegen ?«
    »Ich habe fast drei Jahre lang
alle Läden abgegrast, bis ich diese Couch gefunden habe«, knurrte ich. »Es ist
das einzige persönliche Besitztum, an dem ich hänge. Wenn ich feststelle, daß
auch nur eine einzige Sprungfeder quietscht, werde ich alles daran setzen, daß
Sie für ein halbes Jahr zur Verkehrspolizei zurückversetzt werden und zwar an
irgendeine besonders aufregende Stelle — wie zum Beispiel oben auf dem Bald
Mountain.«
    »Jawohl, Sir, Lieutenant.« Er
schluckte mühsam. »Wollen Sie noch eine Tasse Kaffee, Lieutenant ?«
    »Jetzt nicht.« Ich stand auf.
»Ich werde mich jetzt duschen und anziehen. Wenn ich zurück bin, erwarte ich
Eier, Schinkenspeck und frischen Kaffee. Den Schinkenspeck kroß ,
die Eier nur einseitig gebraten. Ist das klar, Streifenbeamter Stevens ?«
    »Jawohl, Lieutenant.« Er
schluckte erneut angestrengt. »Ich glaube nicht, daß Sie sich wegen irgendwelcher
quietschender Federn Gedanken zu machen brauchen, Lieutenant. Barbie-Ellen ist
ein ganz winziges Mädchen, noch keine neunzig Pfund schwer — samt Lederstiefel .«
    »Und wieviel wiegen Sie ?« fuhr ich ihn an.
    »Um hundertfünfundachtzig
herum, Lieutenant.«
    »Und wo waren Sie dann, als das
kleinwinzige, neunzig Pfund schwere Mädchen in Lederstiefeln auf meiner Couch
herumgetobt hat ?« fauchte ich. »Erzählen Sie mir ja
nicht, Sie hätten inzwischen die Hausarbeiten erledigt, sonst sind Sie noch vor
Sonnenuntergang wieder beim Verkehr .«
    Ich fuhr mit einem — wie ich
hoffte, aber bezweifelte — angemessen eingeschüchterten Streifenbeamten Stevens
im Taxi ins Sheriffbüro zurück. Er verschwand in dem Augenblick, als der Wagen
gehalten hatte. Das erweckte in mir den Eindruck, er habe nun doch einigermaßen
Respekt vor seinem Vorgesetzten bekommen — bis ich realisierte, daß er es mir
überlassen hatte, das Taxi zu bezahlen.
    Annabelle Jackson blickte auf,
als ich ins Vorzimmer trat, und verzog ihre Lippen zu einem Lächeln, das vor
lauter Falschheit schon ans Gespenstische grenzte.
    »Hallo, Al«, sagte sie mit
gedämpfter Stimme. »Wie geht es Ihnen denn ?«
    »Ausgezeichnet«, erwiderte ich.
    »Oh — das ist ja wirklich eine
gute Nachricht .« Wenn ihr Öl statt dieser künstlichen
Begeisterung entflossen wäre, so hätte ich sofort meine Ansprüche auf das Stück
um ihren Schreibtisch herum geltend gemacht und eine Baulizenz beantragt.
    »Ist der Sheriff drinnen ?« fragte ich.
    »Wenn Sie eine Minute warten,
schaue ich nach .« Das gespenstische Lächeln verharrte
noch immer auf ihren Lippen. »Wollen Sie sich nicht setzen und ein bißchen
ausruhen, während ich hineingehe ?«
    »Haben Sie heute schon mal das
Büro verlassen ?« fragte ich neugierig.
    »Seit dem Lunch nicht mehr .«
    Ich warf einen Blick auf meine
Uhr. »Es ist jetzt zwanzig vor fünf«, sagte ich. »Das bedeutet, daß Sie
immerhin seit mindestens drei Stunden hier sitzen .«
    Sie zählte gewissenhaft an
ihren Fingern

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