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Al Wheeler und das Callgirl

Al Wheeler und das Callgirl

Titel: Al Wheeler und das Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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scharfe
Kurve herum und da lag die Hütte rund fünfzig Meter vor mir. Unmittelbar davor
stand ein Wagen geparkt, in Richtung der durchhängenden Veranda vorne. Als ich
von der Straße abbog, geriet er in das Licht meiner Scheinwerfer. Es drehte
sich unverkennbar um Polniks mitgenommenen Karren. Ich hielt neben dem
Fahrzeug, wobei meine Scheinwerfer die Hütte in strahlendes Licht tauchten. Ich
stellte den Motor ab, stieß die Wagentür weit auf, zerrte meinen.38er aus dem
Gürtelholster und glitt in geduckter Haltung hinaus. Dann schlich ich schnell
um die Hinterseite der beiden Wagen herum und blieb neben dem linken hinteren
Schutzblech von Polniks Auto stehen, noch immer so tief geduckt, daß ich mit
dem Kopf nahezu ein Loch in den Boden bohrte.
    Irgendwo hoch oben am Berghang
schrie eine Eule in wehmütigem Protest gegen diese blöden menschlichen
Kreaturen an, die immer ihren Frieden störten und zum Gefressenwerden zu groß
waren.
    Ich hatte das Gefühl, bereits
endlos gewartet zu haben, aber mein Verstand teilte mir mit, daß es sich
bestenfalls um eine Minute gehandelt haben konnte. Vorsichtig streckte ich die
Linke nach dem Griff aus und riß dann mit einem Ruck die Wagentür auf. Keine
Pistole knallte, nichts geschah. Ungefähr fünf Sekunden später warf ich mich
auf den Rücksitz des alten Wagens. Er war leer, genauso wie der Vordersitz. Ich
kletterte wieder hinaus, knallte die Tür zu und kehrte zu meinem eigenen Wagen
zurück.
    Das hohle Gefühl in meinem
Magen wurde zunehmend schlimmer. Ich nahm die Taschenlampe aus dem
Handschuhfach und ging auf die Hütte zu. Wenn sich innen jemand verstecktgehalten und darauf gewartet hätte, mich
umzubringen, so hätte er das inzwischen längst getan. Polniks Wagen war noch
da, also lag es nahe, daß sich der Sergeant auch noch irgendwo in der Nähe
aufhalten mußte. Ich wollte jedenfalls nicht weiter darüber nachdenken. Wenn es
irgendwo noch einen Strohhalm gab, an dem ich mich festhalten konnte, dann klammerte
ich mich an ihn.
    Faulende Bohlen ächzten unter
meinen Füßen, als ich über die Vorveranda ging. Die Eingangstür hing schräg in
den Angeln, und das Licht des Scheinwerfers erhellte den schmalen Gang
dahinter. Langsam trat ich ein, den rechten Zeigefinger am Abzug des.38ers.
Links führte eine Tür zu einem der drei Räume der Hütte. Ich leuchtete ihn mit
der Taschenlampe aus und überzeugte mich davon, daß er leer war. Zwei Meter
weiter unten am Gang gab es rechts ebenfalls eine Tür. Unterhalb des Lichtkegels
glaubte ich etwas Massiveres als die unruhigen Schatten zu erkennen und senkte
die Lampe schnell. Ein Fuß ragte über die Schwelle hinaus auf den Flur.
    Das Zimmer selbst war leer bis
auf Polnik, der, das Gesicht auf dem schmutzigen Boden, ausgestreckt dalag, den
Revolver noch fest mit der Rechten umklammert. Sein Hinterkopf war eine
blutgetränkte, schwammige Masse, die halb geronnen und etwas wie ein blaßgraues Spinnweb zu enthalten
schien. Ich steckte meine Waffe in den Holster und kniete neben Polnik nieder.
Seine Haut fühlte sich kühl an, als ich mit beiden Händen seinen Kopf umfaßte
und ihn anhob, bis ich mit einer Hand sein Kinn abstützen konnte. Mit der nun
freien Hand tastete ich nach der Taschenlampe, fand sie und richtete den Strahl
in sein Gesicht. Seine weit geöffneten Augen starrten mich an, jetzt
unempfindlich gegen den grellen Schein der Lampe. Ein Ausdruck milder
Überraschung schien in ihnen zu liegen. Ich verharrte, sein Kinn in meiner
Hand, und blickte in sein Gesicht, bis sich meine Beine schmerzhaft zu
verkrampfen begannen. Dann ließ ich seinen Kopf sachte auf den schmutzigen
Boden zurückgleiten und stand mühsam auf.
    Die Mörder mußten zu zweit
gewesen sein. Der eine, der sich als Lockvogel hier in diesem Zimmer
aufgehalten hatte, in dem Polnik umgekommen war, und sein Partner im anderen
Zimmer auf der linken Seite, das dem Eingang am nächsten lag. Der Lockvogel
hatte Polnik bis zur Schwelle des zweiten Raumes gelotst, dann war sein Partner
aus dem ersten Zimmer herangeschlichen und hatte dem Sergeant aus einem Abstand
von wahrscheinlich noch nicht einmal einem Meter mindestens drei oder vier
Kugeln in den Hinterkopf gejagt.
    Ich verließ die Hütte und
stellte mit vagem Erstaunen fest, daß ich weinte. Bis zu diesem Augenblick
hatte ich immer geglaubt, das sei etwas, das bei erwachsenen Männern nicht
vorkäme. Weinen war was für Frauen und Kinder; ein Mann hatte die Lippen
zusammenzupressen und alles in

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